Wie zwei Finnen den Halleschen FC aus der Krise schossen

Was dem Kieler die Kieler Woche, dem Rostocker die Hanse Sail, dem Münchner das Oktoberfest und dem Stuttgarter die Wasen ist, ist dem Hallenser das Laternenfest. Über drei Tage ist die gesamte Stadt erleuchtet von Lichtern und Laternen, Musik und kulinarische Genüsse sorgen für Erheiterung. In diesem Jahr gab es einen weiteren Grund zu feiern: Der Hallesche FC gewann just am bedeutsamen Laternenfest-Samstag sein erstes Saisonspiel gegen die SV Elversberg und gab damit zugleich die rote Laterne des Tabellenletzten an Wacker Burghausen ab. Der HFC zeigte zum dritten Mal in dieser Saison eine mehr als engagierte Leistung vor eigenem Publikum, welche diesmal, anders als gegen Leipzig und Wiesbaden, ihr glückliches Ende fand. Wobei Glück das falsche Attribut wäre, denn die Mannschaft von Trainer Sven Köhler drückte von der ersten Minute an auf das Tor der Saarländer, welche ihrerseits in ihren gefälligen Konterattacken am hervorragend aufgelegten Ersatzkeeper Pierre Kleinheider scheiterten, der den verletzten Dominik Kisiel glänzend vertrat.

Furuholm ackert, vermisst aber das Glück

Neben der sportlichen Brisanz stand das Spiel vor dem Anpfiff ganz im Zeichen der Rückkehr von Sturmheld Timo Furuholm, der seine Rückkehr im Trikot der Hallenser feiern sollte. Mit ihm erwartete sich Sven Köhler auch einen Schub für seinen finnischen Landsmann und Innenverteidiger Kristian Kojola, der für den bisher enttäuschenden Adli Lachheb in die Innenverteidigung rückte. Ein taktischer Schachzug, der sich mehr als nur lohnen sollte, denn mit dem Anpfiff waren es die beiden Finnen, die für Alarm im Elversberger Strafraum sorgten. Ganze neun gute Tormöglichkeiten gingen auf das Konto der Nordeuropäer. Während Kojola nach Ziebig-Freistößen immer Torgefahr ausstrahlte, zeigte sich bei Furuholm sofort, warum die Fans des HFC wochenlang für die Rückkehr ihres Helden geworben hatten. Als wäre der 25-Jährige der Klebstoff, der das bisher lose Gebilde Hallescher FC zusammenfügt, wirkte die Mannschaft auf einmal gefestigt, wirkten die Angriffe durchdacht und deutlich konsequenter ausgespielt als zuvor. Allein das Glück fehlte anfangs, als sowohl Kojola (7.) als auch Furuholm (4., 20., 25., 43.) gute Chancen ausließen. In der 16. Minute setzte der Rückkehrer gar einen Elfmeter über das Tor von Elversbergs Keeper Kenneth Kronholm, wurde aber von den HFC-Fans sofort mit Sprechchören aufgebaut.

Später Doppelschlag

Mit dem Publikum im Rücken, 6357 Zuschauer hatten den Weg ins Stadion gefunden, gab der HFC weiterhin alles und drängte auf die Führung. Neben den Finnen taten sich dabei vor allem Tony Schmidt und die eingewechselten Sören Bertram und Robert Schick hervor. Auch Pierre Merkel wirkte neben seinem neuen Sturmpartner befreiter. In der 82. Minute war es dann endlich soweit und nach einem Ziebig-Freistoß donnerte ein sichtlich motivierter Kristian Kojola das Leder in die Maschen. Nun brachen bei der Spielvereinigung jegliche taktische Zuordnungen auf dem Platz auseinander und man setzte alles daran, noch den Ausgleich zu erzielen, scheiterte dabei aber an Pierre Kleinheider und dem Umstand, dass Timo Furuholm nach einigen vertanen Chancen in der 92. Minute einen Konter ins leere Elversberger Tor abschloss.

Kleinheider pariert in Horvat-Manier

Überhaupt, Kleinheider. Der 23-jährige Offenbacher, der zum Saisonbeginn den Kampf um die Nachfolge von Legende Darko Horvat gegen Dominik Kisiel verloren hatte, gab am Samstag eine eindrucksvolle Bewerbung auf den Stammplatz im Tor ab. Hatte er schon über das gesamte Spiel hervorragend gehalten, avancierte er in der Schlussphase zum heimlichen Matchwinner und parierte jede Chance der Elversberger souverän. Einen Freistoß von Timo Wenzel kurz vor Schluss hielt er gar mit einem Reflex, den Halles kroatische Ikone Horvat nicht besser hätte zeigen können. Gut möglich, dass Kisiel sich nach seiner Genesung hinten anstellen müssen wird.

Der finnische Bomber ist zurück

Am Ende war es aber das Spiel der „Suomis“, der zwei Finnen. Während Kojola nach dem Spiel gewohnt cool und optimistisch die Mannschaft lobte, brachen bei Furuholm nach seinem späten Treffer alle Dämme. Wie ein Berserker riss er sich das Trikot vom Leib und brüllte eine wütende Mischung aus Stolz und Erleichterung in den ERDGAS-Sportpark, ließ sich mit angespannten Nordmann-Muskeln nicht einmal von seinen Mannschaftskameraden festhalten. Die klare Ansage: Der finnische Bomber ist zurück! Und mit ihm die Punkte für den HFC, dessen Fans nun ein gewaltiger Stein vom Herzen fallen kann. Denn auch wenn es in der kommenden englischen Woche gilt, die drei Punkte aufzustocken, so ist der HFC als wachsende Mannschaft auf dem Weg zurück aus dem Keller. Wenn sie ihr ganzes Potenzial ausschöpft, gibt es für Köhlers (Nord-)Männer keine Grenzen.

FOTO: Flohre Fotografie

   
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