Wie wahrscheinlich ist ein Aufstieg des VfL Osnabrück?
15 Spieltage sind durch und genau ein Team kommt auf den Zwei-Punkte-Schnitt, der bislang noch immer zum Aufstieg gereicht hat: der VfL Osnabrück. Der Verein, der im Vorjahr gut und gerne hätte absteigen können. Jetzt klopft er an die Tür zur 2. Bundesliga – noch ganz vorsichtig und ohne große Töne. Aber wie lange funktioniert das Understatement noch? Schließlich hat der VfL eine Mannschaft, die alles mitbringt.
Der Typ Aufsteiger wäre kein unbekannter
Wer die 3. Liga in den vergangenen Jahren beobachtet hat, der kennt die verschiedenen Typen Aufsteiger, die diese Spielklasse hervorgebracht hat. Wir erinnern uns an die komplette Dominanz von Dynamo Dresden oder des SC Paderborn – Mannschaften, die zu dominieren wussten und bei denen der Weg vorgegeben war. Aber es gab auch jene, die sich über ihren eisernen Willen, über ihre Geschlossenheit und einen wahnsinnig guten Teamspirit innerhalb der Truppe zur Höchstleistung pushten: Jahn Regensburg, die Würzburger Kickers und Erzgebirge Aue hatte kaum jemand auf dem Zettel. In diese Kategorie könnte nun auch der VfL Osnabrück fallen, obgleich noch 23 Spieltage zu gehen sind. Wie auch immer Daniel Thioune, der in der Rückserie 2017/18 selbst eine schlimme Negativserie überstehen musste, es geschafft hat, das Leistungsspektrum derart auf den Kopf zu stellen: Aktuell bringt die Niedersachsen nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe.
50:50-Spiele gehen nicht mehr verloren
Das jüngste Beispiel ist eines, an das sich in einer Nachlese der Spielzeit kaum jemand erinnern wird – spektakulär war das 1:1-Remis beim VfR Aalen schließlich nicht. Etwas ärgerlich vielleicht sogar, weil es die Lila-Weißen nicht geschafft hatten, ihre Führung auszubauen und über die Runden zu bringen. Weil der Vorsprung auf den zweiten Platz, wo kein Geringerer als Rivale Preußen Münster steht, dank dessen Niederlage sogar noch ausgebaut werden konnte, ist die Laune an der Bremer Brücke hervorragend. Denn das Team, mit dem sich in Osnabrück so ziemlich jeder identifizieren kann, bringt durch seine zahlreichen positiven Charaktereigenschaften und die Erfolge aus der Frühphase ein Merkmal immer wieder auf den Platz: Sie kämpfen um jedes Remis, um jeden Sieg – und sie verlieren 50:50-Spiele nicht. So eines war das Duell in Aalen, wo der VfL vielleicht auch das Glück des Tüchtigen in der Schlussphase hatte.
Besondere Typen in allen Teilen der Mannschaft
In jedem Mannschaftsteil stechen Spieler hervor, die auf ihre ganz eigene Art und Weise zu prägenden Figuren gewachsen sind. Im Tor ist es Nils Körber, dessen Reflexe kaum ein anderer Keeper dieser Liga nachahmen kann – ein Glücksgriff von Sportchef Benjamin Schmedes. Den nächsten tätigte er mit Maurice Trapp in der Innenverteidigung. Vorherzusehen war das nicht: Er kam von der zweitschwächsten Defensive aus Chemnitz zur drittschwächsten aus Osnabrück, rührt seitdem aber mit Adam Susac Beton an. Unauffällige, aber unheimlich wichtige Arbeit verrichten Ulrich Taffertshofer und David Blacha im Mittelfeld, wenn sie der Viererkette und dem Keeper den Rücken freihalten. Im Sturm ist schließlich Marcos Alvarez das Gesicht des neuen VfL: Er ist giftig, eklig, unbequem zu bespielen für jeden Gegner. Und er hat das Gen, mit genialen Momenten Spiele zu entscheiden. Ein absoluter Unterschiedsspieler.
Wie die Drittliga-Statistik die bisherige Bilanz einordnet
Es ehrt den VfL Osnabrück, trotz 30 erreichen Punkten und als souveräner Spitzenreiter noch nicht vom Aufstieg zu sprechen. Ein Garant für die 2. Bundesliga ist die bisherige Bilanz jedenfalls nicht: 2010/11 hatten die Kickers Offenbach satte 35 Zähler nach 15 Spieltagen eingeheimst, brachen nach der Winterpause aber kolossal ein und verfehlten den Aufstieg deutlich. Umgekehrt startete der VfL bei seinem bislang letzten Aufstieg 2009/10 im gleichen Zeitraum "nur" mit 23 Punkten, kam dann aber über einen starken Schlussspurt. In der denkwürdigen Spielzeit 2012/13 hatte der VfL dagegen schon 32 Punkte gesammelt, musste am Ende aber Arminia Bielefeld und Karlsruhe den Vorzug lassen. Zum Abschluss aber noch ein wohlwollender Fakt: Im Vorjahr hatte der VfL Osnabrück zum gleichen Zeitpunkt erst eine 13 auf dem Konto stehen. Es war der Moment, als die Amtszeit von Daniel Thioune begann, die in diesen Wochen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.