Wie geht es weiter? Tag der Entscheidung für Türkgücü
Heute ist es soweit: Auf einer Betriebsversammlung will Insolvenzverwalter Max Liebig die Spieler und Angestellten von Türkgücü München ab 10:30 Uhr über die weitere Zukunft des Vereins informieren. Setzt der insolvente Klub den Spielbetrieb fort? Oder zieht er sich mit sofortiger Wirkung zurück? Die ganze 3. Liga blickt gespannt nach München.
"Wir Spieler wissen gar nichts"
Schon seit Wochen hält sie an, die Ungewissheit über die Zukunft von Türkgücü München. Eine unbefriedigende Situation, zumal sie – sollte es tatsächlich zum Rückzug vom Spielbetrieb kommen – die ganze Liga betreffen würde. Selbst die Spieler tappen bislang im Dunkeln: "Wir Spieler wissen gar nichts. Es ist vogelwild in diesem Verein: Keiner weiß, wie es weitergeht. Keiner sagt uns was", wird ein anonymer Akteur in der "Abendzeitung" zitiert. Dem Blatt zufolge soll den Profis zuletzt erzählt worden sein, dass es schon irgendwie weitergehen würde und die Saison sportlich zu Ende gebracht werde – wohlwissend, dass die Chancen auf den Klassenerhalt angesichts eines Rückstands von acht Punkten auf das rettende Ufer gering sind.
Die Entscheidung über die Zukunft fällt heute im Rahmen der Betriebsversammlung. Grundsätzlich sind drei Szenarien denkbar: Die Fortsetzung des Spielbetriebs erstmal bis Ostern (was eine Annullierung aller Partien verhindern würde), die Fortführung des Betriebs bis zum Ende der Saison (was alle Spiele in der Wertung lassen würde) oder das sofortige Aus (was eine Streichung sämtlicher Partien zur Folge haben würde).
Es steht und fällt mit dem Insolvenzverwalter
Alles hängt von der Einschätzung des Insolvenzverwalters ab. Sieht Liebig die Chance, dass Türkgücü nach dem Insolvenzverfahren eine Zukunft hat und stellt somit eine positive Fortführungsprognose, könnten die Münchner die Einnahmen der letzten Wochen – etwa aus dem Heimspiel gegen 1860 und dem Einstieg des neuen Hauptsponsors – wohl dazu verwenden, um den Spielbetrieb fortzusetzen. Auch die Inanspruchnahme des DFB-Kautionsfonds in Höhe von bis zu 250.000 Euro, die letzte TV-Rate von ebenfalls 250.000 Euro (Auszahlung im Mai) sowie ein Gehaltsverzicht der Spieler könnten dann dazu beitragen, dass es weitergeht. Dem Vernehmen nach soll ein mittlerer bis hoher sechsstelliger Betrag nötig sein, um den Spielbetrieb bis zum Saisonende fortsetzen zu können. Ein US-chinesischer Investor, konkret die "Pacific Media Group", soll nach Angaben von "dieblaue24" unterdessen abgesagt haben.
Fällt die Fortführungsprognose in Ermangelung einer Perspektive jedoch negativ aus, müsste der Klub die eingenommenen Gelder wahrscheinlich dazu verwenden, um die Gläubiger aus der Insolvenzmasse zu bedienen. Es wäre das Aus für Türkgücü, sodass sich die Münchner vom Spielbetrieb zurückziehen müssten. Die Folge wäre eine Annullierung aller Spiele, was die Tabelle vor den letzten sieben Spieltagen nochmal ordentlich durcheinander wirbeln würde. Im Sinne eines sportlich fairen Wettbewerbs hoffen alle Klubs, dass dieses Szenario – es wäre ein Novum in der Drittliga-Historie – nicht eintritt.