Wie geht es bei Türkgücü weiter? Drei Szenarien denkbar

Sportlich ist Türkgücü München nach der 0:1-Pleite gegen Schlusslicht TSV Havelse am Tiefpunkt angekommen, auch finanziell sieht es düster aus. Wie geht es weiter? liga3-online.de nennt drei Szenarien. 

Szenario 1: Insolvenz

Es ist das wahrscheinlichste Szenario. Schon Anfang dieser Woche könnte es soweit sein, nachdem der Antrag auf Insolvenz laut der "Süddeutschen Zeitung" bereits für Ende letzter Woche geplant gewesen sein soll. Nach Angaben von "dieblaue24" will Präsident und Investor Hasan Kivran am Dienstag zur Mannschaft sprechen – um die Zahlungsunfähigkeit zu verkünden? Dem Vernehmen nach sollen rund zwei Millionen Euro fehlen, außerdem sollen die Januar-Gehälter noch nicht überwiesen worden sein, wie die "Bild" berichtet.

Klar ist: Sollte Türkgücü aufgrund der finanziellen Probleme tatsächlich einen Antrag auf Insolvenz einreichen, würde dies mit einem Abzug von neun Punkten in der laufenden Saison einhergehen. Damit würden die Münchner nach aktuellem Stand auf den letzten Tabellenplatz zurückfallen, hätten zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer und somit kaum noch realistische Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen.

Ob der Spielbetrieb im Falle einer Insolvenz fortgeführt werden könnte, ist noch offen. Falls nicht, würden alle Spiele der Münchner annulliert und aus der Wertung genommen, was große Auswirkungen auf die Tabelle hätte. Türkgücü stünde dann als erster Absteiger fest und würde zu den restlichen Partien in dieser Spielzeit wohl nicht mehr antreten. Es wäre das vorläufige Aus für den ambitionierten Klub, der bis 2023 in die 2. Bundesliga aufsteigen wollte.

Szenario 2: Kivran springt erneut ein

Wiederholt sich die Geschichte? Als Türkgücü Ende 2020 nach dem Rückzug von Hasan Kivran schon einmal vor dem Aus stand, machte der 55-Jährige nur vier Wochen nach seinem angekündigten Ausstieg doch weiter und kam auch allen finanziellen Verpflichtungen wieder nach. Und weil Kivran seine Meinung schneller ändert, als der Klub Spieler transferiert, scheint auch nun eine Rückwärts-Rolle wieder denkbar.

Gleichwohl stellt sich allerdings die Frage, welchen Sinn das für den 55-Jährigen hätte. Zum einen hat Kivran bereits einen fast sicheren Punktabzug in Kauf genommen, weil Türkgücü beim DFB den Nachweis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht vollständig erbringen konnte. Zum anderen müsste der mächtige Boss spätestens zur neuen Saison erneut eine hohe Summe investieren, um das Ziel – den Aufstieg in die 2. Bundesliga – realisieren zu können. Dabei ist schon länger bekannt, dass Kivran den Großteil seiner Anteile verkaufen will.

Um die Kosten zu reduzieren, ist es denkbar, dass sich die Münchner am heutigen Deadline Day von mehreren Spielern trennen. Bereits zuletzt waren Gerüchte aufgekommen, wonach einigen Akteuren eine Vertragsauflösung angeboten worden war. Ablösefrei wollen die Münchner aber offenbar niemanden ziehen lassen, wie "dieblaue24" schreibt. Dabei sollen dem Fan-Magazin zufolge unter anderem Tim Rieder (1860 München), Albion Vrenezi (VfL Osnabrück) und Sercan Sararer das Interesse von anderen Klubs geweckt haben.

Szenario 3: Ein anderer Investor übernimmt

Denkbar ist auch, dass Kivran kurzfristig einen neuen Geldgeber findet, der den Großteil seiner Anteile übernimmt. Dagegen spricht allerdings, dass der Versuch, die Klubanteile an Investoren zu verkaufen, laut der "Bild" zuletzt zweimal gescheitert sein soll. Auch der kommentarlos vertagte Börsengang lässt darauf schließen, dass das Interesse nicht so groß ist wie erhofft. Bis zu acht Millionen Euro wollte der Klub über den Verkauf von Aktien generieren, doch offenbar kam deutlich weniger zusammen. Dass Türkgücü seit zehn Spielen sieglos ist und mittlerweile auf einem Abstiegsplatz steht, dürfte die Attraktivität für potenzielle Geldgeber zuletzt nicht gerade erhöht haben. Eher ist davon die Rede, dass Investoren auch deshalb abgesprungen sind.

Welches Szenario eintritt, dürfte sich in dieser Woche zeigen. Noch hüllen sich die Verantwortlichen um Geschäftsführer Max Kothny in Schweigen, sodass viele Spekulationen im Umlauf sind. Die Spieler sind bislang nicht in die Pläne des Vereins eingeweiht, auch Trainer Andreas Heraf tappt im Dunkeln. Die Verunsicherung sei auch innerhalb der Mannschaft zu spüren, wie der Coach am Rande des Spiels gegen Havelse sagte: "Das sind junge Menschen, die Familien haben. Daher ist es für mich absolut entschuldbar, wenn der eine oder andere mit dem Kopf woanders ist." Schon während der Trainingseinheiten unter der Woche habe man gemerkt, "dass die Stimmung sehr, sehr geknickt war". Heraf fordert nun Antworten von den Verantwortlichen: "Es ist wichtig, nächste Woche mal Bescheid zu bekommen, wie es aussieht."

   

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