Wie es beim FC Ingolstadt nach dem Abstieg weitergeht

Noch vor zwei Jahren spielte der FC Ingolstadt in der Bundesliga, nach der verlorenen Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden sind die Schanzer künftig nur noch drittklassig. Die Planungen für die erste Drittliga-Saison nach zehn Jahren laufen, ein radikaler Umbruch kündigt sich bereits an.

Vier Trainer verschlissen

"Kämpfen bis zum Ende, für die 2. Liga, FCI!", stimmten die Fans des FC Ingolstadt beim Rückspiel in der Relegation am Dienstagabend immer wieder an, doch nach 96 umkämpften Minuten stand mit der 2:3-Niederlage der Abstieg zu Buche. "Dass es so endet, ist brutal. Da gibt es viele Gründe, da ist vieles schiefgelaufen", stellte Trainer Tomas Oral nach Abpfiff gegenüber dem "Donaukurier" fest.

Der 46-Jährige hatte den FCI Anfang April als vierter Trainer der laufenden Saison mit fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz übernommen, nachdem Stefan Leitl, Alexander Nouri und Jens Keller zuvor gescheitert waren. Doch sechs Siege aus neun Spielen unter Oral reichten am Ende nicht für den Klassenerhalt. "Wir sind nicht heute abgestiegen", sagte Vorstandsvorsitzender Peter Jackwerth vor dem Hintergrund der zahlreichen Personalrochaden während der laufenden Saison. Auch einen Sportdirektor (Angelo Vier) und einen Geschäftsführer (Harald Gärtner) verschlissen die Bayern. "Daran sieht man, welche Probleme der Verein in dieser Saison hatte", so Jackwerth nach einer Horrorsaison für den FCI. Auch Marcel Gaus stellte fest: "Das Endresultat ist das Produkt der ganzen Saison."

TV-Erlöse fallen um 15,5 Millionen Euro

Nach dem Abstieg in die 3. Liga stehen die Schanzer, die vor der Saison noch mit der Rückkehr in die Bundesliga geliebäugelt hatten, vor einem großen Umbruch – wie dieser aussehen werde, sei laut Jackwerth derzeit "in der Schwebe". Zahlreiche Spieler, darunter Leistungsträger wie Almog Cohen, Sonny Kittel und Dario Lezcano haben nach Angaben der "Augsburger Allgemeinen" jedoch keinen Vertrag für die 3. Liga. Schon allein aus Kostengründen werden sie nicht zu halten sein. Gleiches gilt für die Leihgaben Philipp Tschauner (Hannover 96) und Cenk Sahin (St. Pauli). Mit Thomas Pledl (Fortuna Düsseldorf) steht ein Abgang bereits sicher fest. Der Lizenzspieleretat sinkt wohl von knapp 18 Millionen auf rund sechs Millionen Euro, allein bei den TV-Erlösen fällt der FCI von 16,8 auf 1,28 Millionen Euro – eine Differenz von satten 15,5 Millionen Euro. Als Neuzugang ist Maximilian Wolfram vom FC Carl Zeiss Jena im Gespräch, zudem kehren mit Maximilian Thalhammer (Regensburg), Charlison Benschop (De Graafschap), Romain Brégerie (Magdeburg), Takahiro Sekine (St. Truiden) und Agyemang Diawusie (Wiesbaden) fünf Leihspieler zurück – zumindest auf dem Papier.

Ob Trainer Tomas Oral mit in die 3. Liga gehen wird, ist noch offen – sein Vertrag endet am 30. Juni. "So war es abgemacht", erklärte Oral auf der Pressekonferenz nach dem Spiel und wünschte dem FCI bei seinen Entscheidungen "ein glückliches Händchen." Der Verein müsse sich nun schütteln und sich in vielen Bereichen neu aufstellen, so der 47-Jährige. "Was mit mir persönlich ist, ist momentan uninteressant. Es spielt keine Rolle." Jackwerth, auf den viel Arbeit zukommen wird, schloss eine weitere Zusammenarbeit im "Donaukurier" aber nicht aus: "Ich bin ein Freund von ihm", so der 61-Jährige "Er wäre eine Option." Einen neuen Sportdirektor benötigen die Audistädter in jedem Fall: Thomas Linke, der den Posten Anfang April interimsweise wieder übernommen hatte, zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. Dietmar Beiersdorfer und Heiko Herrlich, die für die sportliche Leitung gehandelt wurden, dürfte es nun wohl nicht nach Ingolstadt ziehen.

Wiederaufstieg als Ziel

Doch unabhängig davon, wer in der kommenden Spielzeit an der Seitenlinie und auf dem Platz stehen wird, scheint bereits klar: Die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga ist das Ziel. Kein einfaches Unterfangen jedoch, denn die Konkurrenz ist mit Duisburg, Magdeburg, Braunschweig, Kaiserslautern, Uerdingen, Halle, Würzburg und Rostock enorm. Ohnehin tun sich die Zweitliga-Absteiger traditionell schwer: Nur acht von 29 Absteigern gelang seit 2008/09 die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga – zuletzt war das der MSV Duisburg (2017).

Und so steht der FC Ingolstadt nach dem Absturz von der Bundesliga in die 3. Liga innerhalb von nur zwei Jahren vor einem schwierigen Neuanfang. Auf die Fans können sich die Schanzer derweil verlassen. Nach dem Abstieg blieben wüste Beschimpfungen aus, stattdessen skandierten die Anhänger: "Einmal Schanzer, immer Schanzer!" Schon vor dem Spiel hatten sie bei einer Choreo deutlich gemacht: "Wir werden immer zu dir steh’n".

   

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