Wehlend über DFB-Urteil gegen Dynamo: "Trifft uns sehr, sehr hart"

Kein Punktabzug, kein Geisterspiel und auch keine Sperrung des K-Blocks: Dynamo Dresden ist bei der Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht am Montag mit einem blauen Auge davongekommen. Dennoch stellt die Geldstrafe in Höhe von 300.000 Euro einen "tiefen Einschnitt" dar, wie Geschäftsführer Jürgen Wehlend betont. Den Worten sollen nun Taten folgen.

Höchste Geldstrafe der letzten 20 Jahre

Auch wenn es angesichts der Höhe der Geldstrafe etwas skurril klingt: Das Urteil gegen den Zweitliga-Absteiger ist vergleichsweise milde. Denn hätte das Sportgericht alle 450 pyrotechnischen Gegenstände, die in den Spielen gegen Schalke 04 (1. April) und den 1. FC Kaiserslautern (20./24. Mai) gezündet und teilweise auf den Platz geschossen worden waren, ganz genau gezählt, wäre eine Geldstrafe von rund 400.000 Euro fällig geworden. Weil 30 Fans nach dem Rückspiel der Relegation zudem den Kabinentrakt gestürmt und dabei zwei Ordner verletzt hatten, stand während der rund dreistündigen Verhandlung am Montag eine Geldstrafe von insgesamt 500.000 Euro im Raum. Außerdem war zwischenzeitlich über eine Sperrung des K-Blocks diskutiert worden.

Am Ende sah das Sportgericht aber von der höchstmöglichen Geldstrafe und einem Zuschauer-Teilausschluss ab, weil "der Verein und seine Verantwortlichen schon bemüht sind, mit ihrem problematischen Fanklientel im K-Block klarzukommen und auch dabei sind, Dinge anzustoßen, die den Sicherheits- und Gewaltpräventionsaspekt fördern", wie Stephan Oberholz, Vorsitzender des Sportgerichts, gegenüber der "Sächsischen Zeitung" betonte. Von einem "milden Urteil" wollte Oberholz aber dennoch nicht sprechen: "Eine Sanktion in dieser Höhe hat das DFB-Sportgericht in den vergangenen 20 Jahren nicht verhängt." Allein für das Rückspiel der Relegation werden 155.000 Euro fällig, hinzukommen 130.000 Euro für die Vorkommnisse im Duell mit Schalke und 15.000 Euro wegen der Zündelei beim Hinspiel der Relegation.

Wehlend sieht "strukturellen Defizite"

Entsprechend bestürzt zeigte sich Dynamo-Geschäftsführer Jürgen Wehlend: "Dieses Urteil trifft uns in einer – auch durch den sportlichen Zweitliga-Abstieg – ohnehin wirtschaftlich schwierigen Zeit sehr, sehr hart. Es stellt einen tiefen Einschnitt für uns dar." Insgesamt musste Dynamo für Vorfälle während der vergangenen Saison 378.750 Euro an den DFB überweisen – so viel wie kein anderer Verein in Deutschland. Es gelte nun, "dass wir die interne Aufarbeitung und den engen Dialog mit allen beteiligten Parteien fortsetzen, um das notwendige Umdenken zu erreichen. Den vielen Worten müssen jetzt Taten folgen".

Wehlend spricht von "strukturellen Defiziten". Etwa im Hinblick auf die Kameratechnik. Außerhalb des Gästeblocks können potenzielle Täter nur im Augenblick der Tat ermittelt werden, wenn man die Situation mit der Kamera filmt. In den meisten Stadien ist ein digitales System verbaut, das die Nachverfolgung deutlich leichter macht. "Das muss sich natürlich ändern. Wir sind dazu in Gesprächen mit der Stadt und der Stadionprojektgesellschaft", so Wehlend gegenüber der Zeitung. Zudem stellt sich die Frage, wie die Masse an Pyrotechnik ins Stadion kommen konnte. "Wenn wir es wüssten, dann würden wir es unterbinden." Vor dem Rückspiel der Relegation sei jeder Raum im Stadion von Sprengstoffspürhunden durchsucht worden, beteuerte der 56-Jährige.

Im Wiederholungsfall drohen härtere Maßnahmen

Dynamo will nun die schriftliche Zustellung des Urteils abwarten und dann abwägen, ob Einspruch eingelegt wird. Das ist bis zum 18. Juli möglich. Die Erfolgssausichten im Falle einer Berufung wären aber gering, da das Sportgericht bereits mildernde Umstände – etwa die Tatsache, dass Dynamo die Vorkommnisse eingeräumt und sich entschuldigt hatte – berücksichtigt hat. Klar ist: Die Sachsen stehen nun unter besonderer Beobachtung. Im Wiederholungsfall drohen härtere Maßnahmen: "Auf Dauer wird man mit Geldstrafen nicht hinkommen", so Oberholz. "Ich fürchte, dann muss man schon weitere, einschneidendere Sanktionen überlegen. Da reden wir möglicherweise auch wieder von einer Rückkehr zu Öffentlichkeitsausschlüssen – in welchen Bereichen auch immer."

   

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