Was aus früheren Drittligisten geworden ist #6: Energie Cottbus
In der neuen Saison sind mit Essen, Bayreuth und Oldenburg gleich drei Teams erstmals in der 3. Liga vertreten. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der dritthöchsten Spielklasse auf mittlerweile 66 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: Energie Cottbus.
Zweiter Versuch in der dritten Amtszeit: Wollitz will’s wissen
In der Saison 2018/2019 kam es am 38. und damit letzten Spieltag in der 3. Liga zu einem Herzschlagfinale, an das die Fans des FC Energie Cottbus wohl ungern zurückdenken: Vor der letzten Runde, bei dem die Lausitzer beim punktgleichen direkten Konkurrenten Eintracht Braunschweig zu Gast waren, stand der FC Energie noch über dem Strich. Sogar ein Unentschieden hätte gegen die Braunschweiger Löwen ausgereicht, wenn die SG Sonnenhof Großaspach und/oder der FC Carl-Zeiss Jena die jeweils eigenen Spiele nicht gewonnen hätten.
Wie es am Ende allerdings ausging, daran können sich die Energie-Anhänger wohl noch schmerzhaft erinnern. Cottbus kam unter Cheftrainer Claus-Dieter Wollitz in Niedersachsen nicht über ein 1:1 hinaus. Zum großen Leid des früheren Bundesligisten gewannen sowohl die SGS bei Fortuna Köln (2:0) als auch Jena gegen den TSV 1860 München (4:0). Wegen der nur um ein Tor schlechteren Tordifferenz im Vergleich zur Eintracht rutschte Cottbus unter den Strich und musste den Gang in die Regionalliga Nordost antreten.
Während Eintracht Braunschweig mittlerweile in der 2. Bundesliga kickt, steckt der FC Energie noch immer in der Nordost-Staffel der Regionalliga fest. Trainer damals wie heute: Claus-Dieter "Pele" Wollitz, der bereits während der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland als Kind wegen seiner ausgeprägten Technik nach dem brasilianischen Weltstar benannt wurde. Allerdings stand der 56-Jährige nicht durchgängig beim FC Energie an der Seitenlinie. Zwar blieb er nach dem Abstieg 2019 vorerst noch bei den Lausitzern, wechselte dann in der Winterpause aber zum 1. FC Magdeburg in die 3. Liga. Das Abenteuer war aber nicht von langer Dauer. Nach nur elf Spieltagen war für den früheren Bundesliga-Profi (64 Einsätze im Oberhaus für den 1. FC Köln, den 1. FC Kaiserslautern, Bayer 04 Leverkusen und den FC Schalke 04 sowie 284 weitere Begegnungen in der 2. Bundesliga) das Kapitel Magdeburg bereits wieder beendet. Nach einer über einjährigen Pause zog es den in Brakel – rund 40 Kilometer östlich von Paderborn – geborenen Wollitz zurück in die Lausitz, wo er seine dritte Amtszeit beim Traditionsklub antrat.
Wollitz auf den Spuren von "Ede" Geyer
Schon in den besten Jahren der Lausitzer hatte der Cheftrainer das Zepter beim FC Energie in der Hand. Erstmals heuerte Wollitz, der am kommenden Dienstag, 19. Juli, seinen 57. Geburtstag feiert, zur Saison 2009/2010 beim Ost-Klub an. In den beiden Spielzeiten unter seiner Verantwortung – damals noch 2. Bundesliga – landete Energie auf dem sechsten und neunten Rang. Eine Rückkehr in die Bundesliga war ihm aber nicht geglückt. Es sollte für Cottbus bis heute bei den bisher sechs Spielzeiten (2000 bis 2003 und 2006 bis 2009) in der höchsten deutschen Spielklasse bleiben.
In der Geschichte des FC Energie Cottbus darf aber vor allem ein ganz großer Name nicht fehlen. Die Rede ist natürlich von Eduard "Ede" Geyer. Zwischen 1994 und 2004 prägte der heute 74-Jährige eine Ära beim früheren DDR-Verein. Eine Ära, die nach 378 Begegnungen an der Seitenlinie des FC Energie beendet war. Um diesen Wert zu erreichen, muss Wollitz noch das eine oder andere Jahr in Brandenburg dranhängen. Immerhin kommt "Pele" bereits auf 156 Pflichtspiele für Cottbus.
Von den glorreichen Zeiten der 2000er ist man in Cottbus derzeit aber noch weit entfernt. Mittlerweile seit drei Jahren unternimmt der FC Energie immer wieder einen neuen Anlauf, den ersten Platz zu erreichen und damit die Möglichkeit zu haben, die Rückkehr in die 3. Liga zu feiern. Am Ende landeten die Lausitzer aber zweimal auf dem dritten und einmal auf dem achten Rang. Auch in dieser Saison zählt der FC Energie sicherlich wieder zu den Favoriten auf den Aufstieg. Aber wie schon in der vergangenen Saison hat der Meister der Nordost-Staffel keinen sicheren Startplatz für die 3. Liga. Stattdessen muss der Nordost-Titelträger noch eine Aufstiegsrunde bestehen – diese Saison gegen den Meister aus Bayern. In der vergangenen Spielzeit war der Cottbusser Ligakonkurrent BFC Dynamo noch am Vertreter der Nord-Staffel, dem VfB Oldenburg, gescheitert.
Stadion der Freundschaft ein Zuschauer-Magnet
Vor allem die Anhänger des FC Energie Cottbus lechzen nach den Erfolgen vergangener Tage. In der vergangenen Saison lockte der FC Energie insgesamt 78.500 Fans an. Im Schnitt waren 4.100 Zuschauer bei den Heimspielen des FC Energie Cottbus vor Ort. Auf das erste Pflichtspiel in der neuen Saison müssen die Energie-Fans aber noch ein wenig warten. Während die 3. Liga bereits am kommenden Wochenende wieder losgeht, hat die Regionalliga Nordost noch einige Wochen an Vorbereitung auf dem Programm. Erst am 5. August – also zwei Wochen nach der 3. Liga – legt die Nordost-Staffel wieder los. Zum Auftakt ist Cottbus direkt bei einem Mitkonkurrenten um die Meisterschaft, der VSG Altglienicke, gefordert.
Bis dahin ist der FC Energie aber ein gerngesehener Partner für eine Generalprobe. Im letzten Testspiel vor dem Saisonstart kam der Drittliga-Aufsteiger SpVgg Bayreuth vor heimischer Kulisse am Samstag nicht über ein 1:1 gegen Cottbus hinaus. Und wer weiß: Vielleicht kommt es schon in der nächsten Saison zu einem Wiedersehen der beiden Klubs – dann aber als Ligakonkurrenten in der 3. Liga.