Was aus früheren Drittligisten geworden ist #3: Großaspach
In der neuen Saison sind mit Essen, Bayreuth und Oldenburg gleich drei Teams erstmals in der 3. Liga vertreten. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der dritthöchsten Spielklasse auf mittlerweile 66 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: SG Sonnenhof Großaspach
Innerhalb von zwei Jahren: Großaspach stürzt in die Oberliga ab
Ganze sechs Jahre – damit fast die Hälfte der bisher 14 Spielzeiten seit der Einführung zur Saison 2008/2009 der eingleisigen 3. Liga – absolvierte die SG Sonnenhof Großaspach in der professionellen dritthöchsten Spielklasse. Nun musste der selbsternannte Dorfklub aber nach dem Abstieg 2020 aus der 3. Liga in die Regionalliga Südwest auch den Gang in die fünftklassige Oberliga Baden-Württemberg antreten.
Um den erneuten Abstieg zu verhindern, hatte der Klub alle möglichen Register gezogen. Noch in der Winterpause nahm Großaspach – die gut 1.000 Einwohner große Gemeinde Aspach liegt in der Nähe von Backnang und ist knapp 40 Kilometer von Stuttgart entfernt – Ex-Profi Sascha Mölders verpflichtet. Der mittlerweile 37-jährige Angreifer, der währende seiner Laufbahn neben 103 Einsätzen in der Bundesliga und 82 Partien in der 2. Bundesliga auch 125-Mal in der 3. Liga im Einsatz war, sollte nicht nur den Sturm beflügeln, sondern brachte auch seine eigene Laufbahn als Trainer an der Seitenlinie voran. Als spielender "Co" stand er Cheftrainer Hans-Jürgen Boysen, der ebenfalls mit Mölders im Winter erneut verpflichtet worden war, zur Seite. Genau wie für den Torjäger war auch für Boysen bereits nach einem halben Jahr wieder Schluss.
Besonders an Mölders lag es aber sicherlich nicht, dass der Abstieg nicht vermieden werden konnte. In 15 Begegnungen trug sich der Oldie immerhin fünfmal in die Torschützenliste ein und bereitete einen weiteren Treffer vor. Aber auch trotz der Unterstützung des gebürtigen Esseners, der in der kommenden Saison als Spielertrainer den TSV Landsberg (Bayernliga Süd) übernimmt, reichte es am Ende nur hauchdünn nicht aus, um über den Strich zu landen.
Abstieg von Großaspach erinnert an "Schande von Gijón"
Nach dem letzten Spieltag zog die SGS wegen einer um acht Tore schlechteren Differenz im Vergleich zum früheren Zweitligisten FSV Frankfurt den Kürzeren. In Erinnerung bleibt dabei sicherlich der 37. und damit vorletzte Spieltag in der Regionalliga Südwest, wo das Parallelspiel des SGS-Kontrahenten FSV Frankfurt gegen den späteren Meister und Drittliga-Aufsteiger SV Elversberg an die "Schande von Gijón" erinnerte. Eine in Erinnerung gebliebene Begegnung, bei der sich Deutschland im Gruppenspiel gegen Österreich bei der Weltmeisterschaft 1984 in Spanien nach einer eigenen 1:0-Führung den Ball über einen längeren Zeitraum nur noch in den eigenen Reihen hin und her spielte und sich damit beide Nationen für die KO-Phase qualifizierten.
So auch im Fall der leidtragenden SGS: Am 37. Spieltag reichte sowohl dem FSV Frankfurt als auch dem späteren Meister Elversberg wegen der deutlich besseren Tordifferenz zu den jeweiligen direkten Konkurrenten ein Unentschieden aus, um auf Nummer sicher zu gehen. Genau aus diesem Grund, war es im "Remake" des Deutschland-Spiels die SVE, die in der Schlussphase minutenlang am eigenen Strafraum das Kurzpassspiel "perfektionierte“.
So ganz unbeteiligt war aber auch die SG Sonnenhof nicht. Schließlich hatte der Dorfklub mit der deutlichen Führung gegen Elversbergs einzigen Konkurrenten im Titelrennen, dem früheren Bundesligisten SSV Ulm (3:1), den Nichtangriffspakt beim FSV Frankfurt erst ermöglicht. Am letzten Spieltag reichte dann auch ein 1:0-Erfolg gegen den FC Rot-Weiß Koblenz nicht mehr aus, um den Abstieg in die Oberliga Baden-Württemberg noch abzuwenden.
"Bulle von Backnang" folgt auf "Plauze aus Giesing"
Mit dem Abstieg wurden auch die Karten innerhalb des Kaders und Trainerteams neu gemischt. Nachdem das Kapitel SG Sonnenhof für Ex-Profi Sascha Mölders, der in der laufenden Spielzeit im Trikot des TSV 1860 München auch liebevoll die "Plauze von Giesing" genannt wurde, nach dem feststehenden Abstieg nun beendet ist, schüttelte der kleine Dorfklub gleich den nächsten großen Namen aus dem Ärmel. Die Rolle des Co-Trainers unter dem ebenfalls neuen Chefcoach Evangelos Sbonias übernimmt ab der kommenden Saison der frühere Bundesliga-Profi Julian Schieber. Der auch als "Bulle von Backnang" bekannte Angreifer ist neben seiner Position als Trainerassistent der ersten Mannschaft auch für die B-Junioren der SG Sonnenhof verantwortlich.
Der in Backnang geborene Torjäger hatte während seiner aktiven Laufbahn für den 1. FC Nürnberg, den VfB Stuttgart, Hertha BSC, Borussia Dortmund und den FC Augsburg nicht weniger als 167 Begegnungen in der höchsten deutschen Spielklasse zum Einsatz. Außerdem absolvierte er auch für die Zweitvertretungen des BVB und der Stuttgarter 24 Partien in der 3. Liga. Mit dem mittlerweile 33-Jährigen an der Seitenlinie der U 17 und der ersten Mannschaft soll die SG Sonnenhof Großaspach wieder nach oben geführt werden.