Warum Paderborn gegen den FC Bayern nicht chancenlos ist
"Das ist doch ein Freilos, oder?", scherzte Manager Markus Krösche am Sonntagabend in der ARD-Sportschau, nachdem klar war, dass der SC Paderborn im ersten Pokal-Viertelfinale seiner Vereinsgeschichte ausgerechnet gegen den FC Bayern München gefordert sein würde. Ein Traumlos, wie viele Außenstehende meinen, sind die Bayern für den SCP nicht. Dennoch ist Paderborn – so aberwitzig es klingen mag – nicht chancenlos. Ein Kommentar.
Kein Traumlos
Es war 18:09 Uhr, als Losfee Oliver Roggisch den FC Bayern München als Gegner für den SC Paderborn aus dem Lostopf zog. Während der Jubel beim Deutschen Rekordmeister aufgrund des vermeintlich leichtesten Gegners im Topf groß gewesen sein dürfte, war man in Paderborn wenig begeistert. Viel lieber hätten die Blau-Schwarzen Anfang Februar einen Verein wie Frankfurt, Mainz oder Bremen in der heimischen Benteler-Arena begrüßt, um eine Chance auf das Halbfinale zu haben – und damit verbunden weitere 2,55 Millionen Euro aus den DFB-Vermarktungserlösen kassieren zu können. Nun sind es ausgerechnet die Bayern geworden, sodass die Wahrscheinlichkeit für das Erreichen des Halbfinals drastisch gesunken ist. Zudem besteht die Gefahr, dass das Pokalspiel zwischenzeitlich den viel wichtigeren Aufstiegskampf überstrahlt und unnötige Randthemen in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Aber sind die Ostwestfalen gänzlich chancenlos? Nein!
Nicht hinten reinstellen
Es fängt schon damit an, dass Torhüter Sven Ulreich den SCP falsch einschätzt: "Die werden sich hinten rein stellen und auf Konter lauern", sagte er am Sonntagabend gegenüber der "Bild". Wenn er sich da mal nicht täuscht … Denn wer den SC Paderborn in dieser Saison im DFB-Pokal gesehen (Ulreich offenbar nicht), der weiß: Die Mannschaft von Steffen Baumgart stellt sich gegen höherklassige Gegner keineswegs hinten rein – auch wenn es "nur" St. Pauli, Bochum und Ingolstadt waren. Das passt auch gar nicht zur Spielphilosophie des 46-Jährigen, der gerne volle Offensive spielen lässt. 76 (!) Tore in 27 Pflichtspielen dieser Saison sprechen eine mehr als eindeutige Sprache. Es darf also davon ausgegangen werden, dass sich die Ostwestfalen auch gegen Bayern München nicht verstecken werden und nicht nur darauf bedacht sind, die Abwehr zu sichern. Denn klar ist: Mit Defensiv-Fußball wird der SCP den Deutschen Rekordmeister wohl kaum schlagen können – das gelingt nicht mal den meisten Bundesligisten. Ein Robert Lewandowski ist nicht zu verteidigen – dafür ist die individuelle Qualität des 29-Jährigen viel zu hoch, als dass der SCP dagegen ankäme.
Räume werden da sein
Vielmehr müssen die Ostwestfalen vor heimischer Kulisse mutig sein, etwas riskieren und die Bayern damit überraschen – zu verlieren hat der SCP nichts. Auch wenn es komisch klingt: Gegen den FC Bayern wird Paderborn mehr Räume haben, als gegen die meisten Drittligisten. Denn anders als die Konkurrenz aus der 3. Liga müssen die Münchener als klarer Favorit das Spiel machen – und können sich nicht (so wie Halle kurz vor der Winterpause) nur hinten reinstellen. So wird der SCP zwangläufig Platz zum Kontern haben. Und wie schnell Paderborn das Spiel dann macht, das haben viele Gegner in dieser Saison – nicht zuletzt auch im DFB-Pokal – bereits leidvoll feststellen müssen. Was denn natürlich noch dazukommen muss, ist eine perfekte Chancenverwertung – denn viele Möglichkeiten werden die Liboristädter nicht bekommen. Sitzt die eine aber und die Bayern – worauf Paderborn ebenfalls hoffen muss – erwischen einen schlechten Tag -, dann ist die Sensation keineswegs ausgeschlossen – auch wenn die Wahrscheinlichkeit natürlich gering ist. Klar ist aber: Ein Freilos ist der SC Paderborn mitnichten – das wird der Rekord-Pokalsieger spätestens Anfang Februar feststellen.