Osnabrück: Vom Fast-Absteiger zum Aufsteiger in 343 Tagen
Ausgelassen und bis tief in die Nacht feierte der VfL Osnabrück am Samstag die Rückkehr in die 2. Bundesliga nach achtjähriger Abstinenz. Den Aufstieg der Lila-Weißen hätte vor der Saison kaum jemand für möglich gehalten, er kommt daher nun einem Märchen gleich. Es ist die Wiederauferstehung eines Vereins, der in der vergangenen Saison nur knapp dem Abstieg entkommen war.
Das lila-weiße Licht angemacht
"Nie mehr 3. Liga" und "Der VfL ist wieder da" gehörten am Samstag zweifelsfrei zu den am häufigsten angestimmten Gesängen. Doch ganz oben in den Charts stand ein anderes Lied: "Wir steigen auf, wir steigen auf – und wir haben das lila-weiße Licht angemacht." Gedichtet auf die Melodie des bekannten Steigerliedes könnte der Text die Situation beim VfL Osnabrück kaum passender beschreiben. Denn am 12. Mai 2018, dem letzten Spieltag der vergangenen Saison, glimmte das Licht höchstens noch auf Sparflamme.
Mit nur 37 Punkten hatten die Lila-Weißen nach einer 1:4-Niederlage in Unterhaching gerade ihre mit Abstand schlechteste Drittliga-Saison zu Ende gebracht. Nur acht von 38 Spielen konnte der VfL gewinnen und fand sich demzufolge auf dem 17. Tabellenplatz wieder. Jenem Rang, der seit dieser Saison den Abstieg in die Regionalliga bedeutet. Der VfL Osnabrück konnte von Glück reden, dass mit Chemnitz und Erfurt gleich zwei Vereine Insolvenz anmeldeten und entsprechend neun Punkte abgezogen bekamen und dass Werder Bremen II zwischenzeitlich 28 (!) Spiele in Folge sieglos geblieben war. Ansonsten hätten 37 Punkte, wie auch in acht der neun vorherigen Spielzeiten, nicht zum Klassenerhalt gereicht. Umso erstaunlicher ist, wie sich der VfL Osnabrück innerhalb weniger Monate vom Fast-Absteiger zum Aufsteiger gewandelt hat. "Wenn mir das am Anfang der Saison einer gesagt hätte, dann hätte ich mich vielleicht kneifen lassen", sagte David Blacha dem "NDR".
"Es ist eine Mannschaft"
Dass der VfL nur 343 Tage nach dem letzten Spieltag der Saison 2017/18 den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern konnte, geht vor allem auf das Konto von Sportdirektor Benjamin Schmedes und Trainer Daniel Thioune. Schmeedes bewies im Sommer ein gutes Auge und verpflichtete so manchen Spieler, der nun zu den Erfolgsgaranten zählt. Torhüter Nils Körber etwa, der am Samstag zum 17. Mal im 33. Spiel zu Null blieb. Oder Innenverteidiger Maurice Trapp, der von Absteiger Chemnitz kam und wesentlich dazu beitrug, dass der VfL mit gerade einmal 23 Gegentoren die beste Abwehr stellte. Aber auch Ulrich Taffertshofer, David Blacha und Anas Ouahim wurden wichtige Stützen, im Winter kam mit Benjamin Girth eine weitere hinzu.
Und Trainer Daniel Thioune schaffte es, die negativen Eindrücke aus der Vorsaison beiseite zu schieben und aus den Einzelspielern eine echte Einheit zu formen. "Das Geheimnis ist, es ist eine Mannschaft", erzählte der VfL-Coach im Gespräch mit dem NDR. "Es war vom ersten Tag diese Bereitschaft da, sich auf bekloppte Ideen einzulassen, die wir im Trainerteam hatten." Ob auf oder neben dem Platz. Jedes Wochenende habe die Mannschaft eine "unglaubliche Bereitschaft", sich aufgeopfert und "in jedem Spiel maximale Intensität gehabt", lobte Thioune. Im Gegensatz zu manch anderem ambitionierten Drittligisten setzte der VfL nicht auf Einzelspieler, sondern auf das Kollektiv. Ein Erfolgsrezept, das sich auch bei den Aufsteigern der vergangenen Jahre bewährt hat. Zudem stimmte der Mix aus erfahrenen Spielern wie Tim Danneberg, Marc Heider sowie Konstantin Engel und Talenten wie Felix Agu, Steffen Tigges und Etienne Amenyido.
Krönt der VfL die Saison?
Dass die Mannschaft zudem mit beiden Beinen auf dem Boden steht, zeigte sich auch am Samstag in der Stunde des Erfolgs. Statt mit dem Taxi oder einer Limousinen zum Feiern in die Innenstadt zu fahren, nutzten die Spieler einen Linienbus oder gingen zu Fuß. Bis tief in die Nacht wurde zusammen mit den Fans spontan am Rathaus und später in den Kneipen und Klubs der Stadt gefeiert.
In den noch verbleibenden vier Spielen kann der VfL der überragenden Saison mit dem Gewinn der Meisterschaft noch die Krone aufsetzen. Bei einem Sieg in Cottbus am kommenden Samstag ist den Lila-Weißen der Titel schon nicht mehr zu nehmen. Sicher ist bereits: Das lila-weiße Licht ist wieder an – und wird noch eine ganze Weile in voller Stärke leuchten.
Die Aufstiegsparty in Bildern: