Vermeij im Interview: "Will nicht nur durch meine Erfahrung glänzen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Vincent Vermeij von der U23 des SC Freiburg über seine Anfangsschwierigkeiten nach seinem Wechsel zum Sport-Club, warum ihn die Freiburger Jungspunde besser machen und welche Unterschiede ihm zum Fußball in seiner Heimat Niederlande aufgefallen sind.

"Viel ruhiger als in Duisburg"

liga3-online.de: Seit knapp über vier Monaten sind Sie mittlerweile für die U23 des SC Freiburg am Ball. Haben Sie sich im Breisgau schon eingelebt, Herr Vermeij?

Vincent Vermeij: Zu Beginn war es etwas umständlich, weil meine Frau schwanger war, als wir nach Freiburg gezogen sind. Das hat den Einstieg ein wenig verkompliziert. Nun haben wir aber ein Haus gefunden, meine zweite Tochter ist auch da und wir haben es uns hier heimisch gemacht. Hier ist es sehr viel ruhiger als zum Beispiel vorher in Duisburg mitten im Ruhrgebiet. Das war uns aber auch wichtig.

Welche Unterschiede fallen Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Ihre bisherigen Stationen im Vergleich zu einer Nachwuchsmannschaft denken?

Das Umfeld zwischen dem MSV Duisburg und der U23 von Freiburg ist ein anderes. Es war ganz normal, dass sich beim MSV alles um die erste Mannschaft gedreht hat. Hier in Freiburg ist die U23 ein Teil der gesamten Jugendabteilung. Wir teilen uns die Trainingsplätze mit anderen Nachwuchsmannschaften. Es sind zwar nur Kleinigkeiten, genau diese machen aber auch den Charme einer Nachwuchsmannschaft aus. In Freiburg wird sehr viel Wert auf die Jugendarbeit gelegt.

Jeder Sportler hat auch seine individuellen Ziele im Blick. Welche sind Ihre?

Es ist sicherlich nicht üblich, als gestandener Spieler zu einer U23 zu wechseln. Aber mir war es vor allem wichtig, weiterhin höchstmöglich bei einem deutschen Klub zu spielen. Wegen der kurzen Distanz zu meiner Heimat hatte ich mich damals zu einem Wechsel nach Duisburg entschieden. Jetzt ging es für mich eher darum, mich auch persönlich weiter entwickeln zu können. Da kommt es mir entgegen, dass die Freiburger Nachwuchsabteilung den Fokus auf die Entwicklung jedes einzelnen Spielers legt. Mein Ziel ist es schon, in der Zukunft noch höherklassiger zu spielen. Dafür will ich mich hier beim SC Freiburg beweisen.

Die U23 des SC Freiburg gehörte von Beginn an zum erweiterten Kreis der abstiegsbedrohten Mannschaften. Macht es den Reiz dieser Station aus?

Das ist sicherlich eine Erfahrung, aus der wir alle viel mitnehmen können. Wir haben eine extrem junge Mannschaft. Dass wir nicht immer konstant gut spielen, ist dabei selbstverständlich. Ich möchte mit meiner Erfahrung dabei helfen, dass die gesamte Mannschaft mindestens einen Schritt nach vorne macht.

Was können Sie sich denn von den jungen Leuten noch abschauen?

So einiges (lacht). Ich finde es beeindruckend, wie weit junge Leute heutzutage schon sind. Ich war mit 18 oder 19 Jahren noch nicht so weit wie einige unserer Jungs. Die Intensität im Fußball nimmt von Jahr zu Jahr zu. Das pusht mich aber auch. Schließlich will ich immer noch einen Tick besser sein als die jungen Leute und nicht nur durch meine Erfahrung glänzen, sondern mich auch körperlich durchsetzen können.

 

"Müssen noch einen Gang zulegen"

Am Sonntag hat der Sport-Club beim VfL Osnabrück eine schwierige Aufgabe vor der Brust. Wie wollen Sie den VfL knacken?

Osnabrück spielt bislang eine hervorragende Serie. Die Mannschaft zeigt, dass sie nach dem Abstieg direkt wieder in die 2. Bundesliga zurückkehren will. Wir haben unsere Aufgaben zuletzt besonders in der Defensive gut gemacht. Sicherlich müssen wir in Osnabrück noch einen Gang zulegen. Wir sind aber durchaus in der Lage, auch in Osnabrück die Null zu halten. Außerdem haben wir einige schnelle Spieler in unseren Reihen und da ich davon ausgehe, dass wir mehr Räume bekommen werden, sollten wir versuchen, diese Räume für uns zu nutzen. Wichtig wird allerdings auch sein, dass wir unsere Chancen in Tore ummünzen. Bei den zwei bis drei Gelegenheiten, die wir vielleicht bekommen werden, müssen wir vor dem gegnerischen Tor die Nerven bewahren.

Was trauen Sie dem Klub in dieser Saison noch zu?

Wenn wir es schaffen, Konstanz in die eigenen Reihen zu bekommen und regelmäßig gute Leistungen auch in Punkte ummünzen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir uns endgültig aus dem Kreis der abstiegsbedrohten Mannschaften entfernen. Sobald wir dieses Ziel erreicht haben, können wir die Blicke in andere Tabellenregionen richten. Bis dahin liegt der Fokus aber nur darauf.

Seit mittlerweile drei Jahren spielen Sie in Deutschland. Welche Unterschiede haben Sie in Deutschland im Vergleich mit dem niederländischen Fußball feststellen können?

Das Fußballerlebnis in Deutschland ist viel größer als in meiner Heimat. Zwar haben wir mit Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und Feyenoord Rotterdam auch drei Publikumsmagneten. Danach kommt aber nicht mehr viel. Während meiner Stationen bei Heracles Almelo oder den FC Den Bosch haben wir vor maximal 15.000 Zuschauern gespielt. Das ist in der 3. Liga in vielen Stadien Alltag. Auch im Bereichen Mentalität ist der deutsche Fußball fortgeschrittener. Fußballerisch – so habe ich den Eindruck – haben die Niederlande insbesondere im Nachwuchsbereich aber ein wenig die Nase vorn. Das konnte ich schon während meiner Zeit in den Niederlanden bei Testspielen gegen deutsche Klubs feststellen.

 

   

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