Verls Sportchef Lange: "Jedes Jahr in der 3. Liga ist eine Challenge"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Verls Sportlicher Leiter Sebastian Lange über den erneuten Klassenverbleib, Planungen für das fünfte Drittligajahr in Folge, sportliche Ziele in den nächsten Jahren und eine veränderte Wahrnehmung des Klubs durch die vielen Jahre im Profibereich.

"Nie selbstverständlich, die Klasse zu halten"

liga3-online.de: Der SC Verl hat einmal mehr souverän die Klasse gehalten, diesmal auf Platz zwölf. Wie lautet Ihr Saisonfazit, Herr Lange?

Sebastian Lange: Drittliga-Experte Toni Wachsmuth hat zuletzt gesagt: “Wenn der SC Verl nichts mit dem Abstieg zu tun hat, ist das immer der Beweis für eine überragende Saison.” Diese Meinung teile ich. Wir sind schlecht gestartet, haben uns nach drei Niederlagen zu Saisonbeginn aber gefangen. Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit dem Saisonergebnis. Ein einstelliger Tabellenplatz und die Qualifikation für den DFB-Pokal wären das i-Tüpfelchen gewesen.

Für Verl steht nun die fünfte Drittligasaison hintereinander an. Was bedeutet das für den Verein?

Es ist nie selbstverständlich, wenn wir in der 3. Liga die Klasse halten. Daher ist es immer wieder ein Highlight, uns auf eine Profisaison vorbereiten zu dürfen. Der Aufstieg damals war alles andere als geplant und ein großartiger Erfolg. Jedes Jahr in der 3. Liga ist eine Challenge und wir versuchen parallel, uns stetig weiterzuentwickeln und weiter zu professionalisieren.

Als der SC Verl aufstieg, waren Sie bereits lange im Verein und nach Ihrer Zeit als Spieler in anderen Rollen für den Verein aktiv. Welche Erinnerungen haben Sie an das Aufstiegsjahr?

Ich war zu dieser Zeit Kaderplaner und der Aufstieg damals war einfach nur der Wahnsinn. Nie zuvor hatte ein Regionalligateam mit einem so kleinen Etat den Aufstieg in die 3. Liga geschafft. Wir haben Feierabendfußball gespielt, aber hatten hatten ein sehr hungriges Team mit vielen talentierten Jungs. Sportlich passte alles perfekt zusammen. Schade war, dass wir aufgrund von Corona nicht mit unseren Fans feiern konnten und in den darauffolgenden Jahren zunächst nicht in unserem Stadion spielen durften. Das ist aber Geschichte. Wir wachsen als Verein – gemeinsam mit der Stadt und den Menschen – und entwickeln die Marke SC Verl weiter.

Hand aufs Herz: Haben Sie damals geglaubt, dass sich der Klub so lange in der 3. Liga halten kann?

So weit hat wahrscheinlich erst einmal niemand gedacht. Im Profifußball macht es wenig Sinn, zu weit nach vorn zu schauen. Es geht darum, im Hier und Jetzt anzupacken. Aber klar: Wir haben eine langfristige sportliche Strategie, der wir folgen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein und Jahr für Jahr in dieser hochkarätig besetzten Liga die Klasse zu halten.

 

"Nehmen Jahr für Jahr die Herausforderung an"

Was ist das Erfolgsrezept des “kleinen” SC Verl?

Dass alles kleiner ist, bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass wir schneller Entscheidungen treffen können, als es bei großen Klubs mit deutlich mehr involvierten Personen der Fall ist. Wenn wir etwas machen wollen, setzen wir es bestenfalls auch direkt um. Wir folgen immer einem roten Faden und wissen, welchen Fußball wir spielen wollen. Auf dieser Basis suchen wir unsere Spieler und Trainer aus. Jeder im Verein genießt großes Vertrauen und wird geschätzt. Wir haben deutlich weniger Angestellte als andere Vereine. Das führt zwar teilweise zu mehr Aufwand für einzelne Personen, aber auch zu mehr Zusammenhalt.

Haben sich die Wahrnehmung und das Image des Klubs in den letzten Jahren in Bezug auf Spielerverpflichtungen verändert?

Auf jeden Fall. Berateragenturen haben mittlerweile ein größeres Interesse daran, Spieler beim SC Verl zu platzieren. Es wird honoriert, dass wir Spieler sehr gut weiterentwickeln. Das führt dazu, dass sich viele unserer Spieler im Profifußball etablieren und häufig auch in höhere Ligen wechseln. Unser Verein ist attraktiver geworden, obwohl Spieler wissen, dass sie bei uns weniger verdienen können als bei der Konkurrenz. Es ist schön, dass sowohl Spieler als auch ihre Berater Weitsicht besitzen und nicht nur auf das schnelle Geld aus sind. Das beweist, dass es auch anders geht. An der Stelle muss ich betonen, dass wir grundsätzlich nicht das Ziel verfolgen, ein Ausbildungsverein zu sein und die Arbeit für andere zu machen. Aber ich weiß auch, wie das Geschäft läuft. Daher freuen wir uns, wenn wir talentierte Spieler vom SC Verl überzeugen können – mit dem Wissen, dass sie meist langfristig höherklassiger spielen wollen.

Was sind die Ziele für die nächsten Jahre?

Wir nehmen Jahr für Jahr die Herausforderung an, in der 3. Liga mitzuhalten. Das macht Spaß, strengt aber auch an. Ziel bleibt immer in erster Linie der Klassenverbleib. Wenn wir unseren Fußball auf den Platz bringen und uns nicht verbiegen, sind wir zuversichtlich, dass wir auch nächste Saison wieder erfolgreich sein werden.

Wie laufen die Planungen für die kommende Saison – wie viel tut sich noch im Kader?

Stand heute haben wir 20 Spieler unter Vertrag, fünf bis sechs weitere Spieler sollen noch dazukommen. Wir sind gut in der Zeit und haben keinen Stress. Es ist eine bewusste Entscheidung, erst in den nächsten Wochen die Kaderplanung abzuschließen. Einige interessante Spieler werden sicher noch auf den Markt kommen. Verstärken wollen wir uns unter anderem im Sturm, nachdem wir schon im Laufe der letzten Saison Oliver Batista Meier und jetzt Maximilian Wolfram verloren haben. Außerdem ist im zentralen Mittelfeld und auf den Außenverteidigerpositionen Bedarf. Auch mit eigenen Spielern ohne Vertrag laufen noch Gespräche. Es ist also viel Bewegung drin.

   

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