Verls Sportchef Janjic im Interview: "Übernehme ein bestelltes Feld"

Mit Zlatko Janjic rückt ein bekanntes Gesicht der 3. Liga zum Sportvorstand des SC Verl auf. Im Interview mit liga3-online.de spricht der Nachfolger von Sebastian Lange (jetzt SC Paderborn 07) über einen fließenden Übergang in die Rolle, Handlungsschnelligkeit auf dem Transfermarkt und den weiterhin "heißen Draht" zu seinem Vorgänger.

"Schon ein großer Startvorteil"

liga3-online.de: Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Herr Janjic! Konnten Sie aufgrund Ihrer Spieler-Vergangenheit an der Poststraße und der engen Zusammenarbeit mit Ihrem Vorgänger Sebastian Lange die Onboarding-Phase in der neuen Rolle überspringen?

Zlatko Janjic: Wenn du das Glück hast, nicht bloß in alle Prozesse und Personalentscheidungen einbezogen zu werden, sondern dich der Vorgänger sogar auf Augenhöhe arbeiten lässt, ist das schon ein großer Startvorteil. Es war mehr ein fließender Übergang in Sebos Rolle.

Hat sich also – außer Titel und Büro – nichts an Ihrem Tagesablauf verändert?

Vorher hatte ich den Scoutingbereich verantwortet, war auch öfter unterwegs und habe Sebastian Lange eben zugearbeitet. Jetzt bin ich der erste Ansprechpartner für den Kader. Zu den neuen Aspekten gehört die engere Kommunikation mit dem Trainer und dem Team. Da geht es auch darum, bestimmte Schwingungen frühzeitig zu erkennen und – wenn nötig – gegenzusteuern.

Sebastian Lange hinterlässt Ihnen nach seinem Wechsel zum SC Paderborn einen Kader, der sich in der 3. Liga etabliert hat – inklusive einiger Neuzugänge, die schon eingestielt waren!

Wie gesagt: Als Duo hatten wir die meisten Gespräche zusammen geführt und frühzeitig das Kader-Puzzle zusammengesetzt. Jetzt übernehme ich hier quasi ein bestelltes Feld. Womöglich hat dieser Umstand die Entscheidung für Sebastian Lange, zu diesem Zeitpunkt nach Paderborn zu gehen, sogar etwas erleichtert.

Sie kündigten an, den unter Lange eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die Strukturen zu verbessern. Ist die neu geschaffene Position des Technischen Direktors mit Matt Beadle erst der Anfang?

Hierbei geht es ja nicht nur um reine Manpower. Ich denke an Prozesse im Scouting, wo wir ein Dashboard aufbauen und noch mehr auf datenbasierte Analysen setzen, um die passenden Spielerprofile zu finden. Am Ende müssen wir die einzigen beiden Vorteile, die wir gegenüber der finanzstärkeren Konkurrenz in der 3. Liga haben, konsequent ausspielen: Schnelligkeit und die Weiterentwicklungsquote einzelner Spieler bei uns.

Spielt der SCV seine Möglichkeiten perfekt aus, könnte es wie in der Saison 2020/21 oder 2024/25 (jeweils Platz sieben) laufen. Ist das Ende der Fahnenstange erreicht?

Wer als Sportvorstand oder Trainer nach Verl kommt, der weiß: 10 bis 14 neue Spieler pro Jahr sind normal. Im Zweifel wird der Kader immer verjüngt. Aber ist das ein Grund, sich Grenzen zu setzen und sich derart einzuschränken? Für mich eher nicht. Den Lizenzantrag für die 2. Bundesliga einzureichen und die reinen Voraussetzungen zu schaffen, ist für uns jedenfalls kein Neuland.

 

"Auf allen Positionen doppelt besetzt"

Apropos Aufstieg: In der Saison 2025/26 treffen Sie auf diverse Ex-Klubs wie Wehen Wiesbaden, Erzgebirge Aue, den MSV Duisburg oder Rot-Weiss Essen. Gönnen Sie einem davon besonders die Rückkehr in die 2. Liga?

Mit jeder dieser Stationen verbinde ich positive Erinnerungen. Die Bindung nach Duisburg ist durch die beiden Aufstiege vielleicht am stärksten. Ich bin gespannt, wo sich der MSV als Aufsteiger einsortiert. Tatsächlich würde ich mich am meisten freuen, wenn alle vier Klubs hinter uns landen (lächelt).

Wie weit ist die eigene Mannschaft mit Blick auf den Saisonstart bei Waldhof Mannheim?

Rein fitnesstechnisch auf jeden Fall nahezu auf dem Höhepunkt. Über die Testspiele haben sich schon Teile der ersten Elf herauskristallisiert. Positiv hervorheben kann ich den Druck der Spieler dahinter, der noch mal größer als im Vorjahr ist.

Wenn Sie von grenzenlosem Denken sprechen: Gilt das auch auf dem Tranfermarkt mit Blick auf Neuzugänge nach dem Saisonstart?

Wenn ich auf den Kader schaue, sehe ich ein Team, das auf allen Positionen doppelt besetzt ist und eine gewisse Homogenität ausstrahlt. Du weißt nie, welche Spieler-Profile im August oder September auf einmal auf den Markt kommt. Ich sitze aber nicht hier im Büro und warte verzweifelt auf Berateranrufe.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Genau ein solcher Spielertyp kommt auf den Markt und Ihr Konkurrent wäre der SC Paderborn 07. Wie würde dieses Szenario verlaufen?

Das sehe ich recht entspannt. Diese beiden Klubs hatten immer einen guten Austausch, geprägt von einer gewissen Ehrlichkeit, wo ein Spieler sich besser entwickelt. Ron Schallenberg ist das vielleicht prominenteste Beispiel, jetzt geht der frisch aus Paderborn gekommene Martin Ens einen ähnlichen Weg. Ich bin mir sicher, dass auch Sebastian Lange und ich uns noch einige Bälle auf dem Transfermarkt zuspielen werden.

   

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