Verls Berlinski im Interview: "Soll keine Eintagsfliege sein"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Neuzugang Ron Berlinski vom SC Verl über sein gelungenes Startelf-Debüt mit zwei Toren, die Umstellung vom Amateur- zum Profifußball und seine Ziele an der Poststraße.

"War ein wenig nervös und aufgeregt"

liga3-online.de: Am vergangenen Wochenende gab es ein turbulentes 4:4. Zuerst zurückgelegen, dann zwischenzeitlich 4:2 geführt und am Ende doch Unentschieden gespielt. Ein Punktgewinn oder doch zwei verlorene Zähler?

Ron Berlinski: Eher zwei verlorene Punkte, wenn man sich den Spielverlauf anschaut. Wir haben es nach dem ersten Gegentor gut gemacht und sind verdient in Führung gegangen. Nach dem zweiten Gegentor wurde es dann für uns extrem schwer vor der Kulisse in Halle. Vielleicht hat auch die Englische Woche dafür gesorgt, dass bei uns am Ende die letzten Prozent gefehlt haben.

Für Sie persönlich war es sicherlich aber dennoch ein Gewinn: In Ihrem ersten Spiel für den SC Verl von Beginn an haben Sie gleich einen Doppelpack geschnürt. Ein perfekter Einstieg, oder?

Für mich persönlich war es ein riesiger Erfolg. Ich bin dem Trainer dankbar, dass er mir sein Vertrauen ausgesprochen hat und das wollte ich mit meiner Leistung zurückgeben. Allerdings wäre es mir deutlich lieber, wenn wir am Ende den Platz als Sieger verlassen hätten. Zu Beginn war ich ein wenig nervös und aufgeregt. Nach wenigen Minuten hat sich das aber auch schnell wieder gelegt und es war ein ganz normales Fußballspiel, wie alle anderen auch. Am Ende habe ich aber gemerkt, dass mir die Puste ausgeht.

Sie sind erst im Sommer vom Oberligisten TSV Meinerzhagen nach Verl gewechselt. Wie kam es zu diesem Transfer?

Es war einer dieser Momente, in denen alles gepasst hat. Der Zeitpunkt, als die Anfrage aus Verl kam, war perfekt. Eine Woche vorher oder später hätte es vielleicht schon wieder ganz anders ausgesehen. Die Corona-Pandemie hatte für mich doch ein positives Ende parat. Als mir mein Berater davon berichtet hat, habe ich das erst gar nicht geglaubt. Da ich mich kurz vorher sowieso dazu entschlossen hatte, so schnell wie möglich wieder Fußball zu spielen, musste ich nicht lange überlegen.

Ihr Transfer, von der fünften in die 3. Liga, ging über die Bühne, während die der Ball in der Oberliga bereits mehrere Monate stillstand. Wie konnten Sie sich dennoch für den SC Verl empfehlen?

Ich hatte das Glück, zweimal mit Meinerzhagen gegen den SC Verl antreten zu dürfen. Die beiden Duelle im Westfalenpokal und in einem Vorbereitungsspiel hatten wir mit 4:1 und 3:0 für uns entschieden. Mit meiner Leistung in diesen beiden Partien habe ich anscheinend Eindruck hinterlassen.

 

"Erfahrungen wie ein Schwamm aufsaugen"

Was hätten Sie vor einem halben Jahr gesagt, wenn man Ihnen so einen Verlauf vorhersagen würde?

Dass die gute Scouting-Abteilung ein gutes Auge bewiesen hat (lacht). Nein, im Ernst:  So wie sich die Geschichte entwickelt hat, zeigt einmal mehr, dass man nie aufgeben sollte, an seinen Traum zu glauben. Harte Arbeit zahlt sich am Ende immer aus. Dass es dann so schnell geklappt hat und ich mit 27 noch einmal die Chance bekommen habe, meinen Traum zu verwirklich, damit hätte ich nicht gerechnet.

Wie haben Sie die Umstellung von der Oberliga zur 3. Liga wahrgenommen?

Während des Lockdowns hatten wir beim RSV Meinerzhagen individuelle Trainingspläne, mit denen wir uns fithalten sollten. Als der Wechsel dann fix war, habe ich die Einzeleinheiten intensiviert, um den Rückstand aufzuholen. Damit konnte ich mir zwar eine Grundfitness zulegen. Auf dem Platz hat sich aber die fehlende Spielpraxis bemerkbar gemacht. Hinzu kamen immer mal wieder einige Wehwehchen und muskuläre Probleme. Auch vom Kopf her musste ich mich erst einmal darauf einstellen, dass es in der 3. Liga deutlich schneller zugeht. Ich befinde mich aber auf einem guten Weg.

Was haben Sie sich für Ihre Zeit beim SC Verl vorgenommen?

Mit meinen 27 Jahren will ich die Erfahrungen in der 3. Liga wie ein Schwamm aufsaugen. Die neue Aufgabe soll keine Eintagsfliege sein. Ich will mich mit meinen Leistungen in der Liga behaupten und dadurch dem Trainer und den Verantwortlichen für Ihr Vertrauen etwas zurückzahlen. Mir ist es wichtig, dass ich das Vertrauen spüre. Dann bin ich der Lage, alles für den maximalen Erfolg mit dem SC Verl zu geben.

Am Samstag steht das Spiel gegen den Spitzenreiter Viktoria Berlin auf dem Programm. Müssen wir uns erneut auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle einstellen?

Das hoffe ich nicht (lacht). Wir wollen von Beginn an das Heft in die Hand nehmen und das Spiel am Ende für uns entscheiden. Das macht unseren Fußball aus. Ziel ist es immer, den Ball so schnell wie möglich zu erobern und dann sofort wieder auf Angriff zu schalten. Wir haben uns vorgenommen, gegen die Berliner kein Gegentor zu kassieren. Dann stehen die Chancen gut, dass wir den Platz als Sieger verlassen.

   
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