"Unverzeihbarer Fehler": Waldhof-Stadionsprecher äußert sich
Weil er vor dem Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg am Dienstagabend dem verstorbenen Neonazi Christian Hehl gedacht und damit für große Aufregung gesorgt hatte, ist Waldhof-Stadionsprecher Stephan Christen am Mittwoch nach 29 Jahren von seinem Amt zurückgetreten. Nun äußerte er sich in einem emotionalen Facebook-Video.
"Es hat mich keiner dazu gezwungen, zurückzutreten"
Knapp 24 Stunden nach seinem Rücktritt am Mittwochnachmittag richtete er sich am Donnerstag in einer Video-Botschaft an die Fans. "Scheiße, ich habe einen Fehler gemacht", sagt er direkt zu Beginn des Videos und spricht von einem "unverzeihbaren Fehler", der auch nicht schönzureden sei. Es tue ihm "wahnsinnig leid", er wollte dem Verein "auf keinen Fall schaden". Das ist auch der Grund gewesen, warum ich zurückgetreten bin". Denn was in den letzten Stunden passiert sei, "kann ich mit meinen Werten nicht vereinbaren".
Dabei stellt Christen klar, dass er "nicht rausgeschmissen" worden sei. "Es hat mich keiner dazu gezwungen, zurückzutreten." Das Gegenteil sei der Fall gewesen. Demnach habe er am Mittwoch mit Vertretern der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats zusammen gesessen und überlegt, "ob es nicht doch eine Lösung gibt, wie wir noch zusammenarbeiten können". Doch er habe abgelehnt – auch, "um mich und meine Familie zu schützen". Er lasse sich von niemanden vor den Karren spannen. Wen er damit meinte, blieb offen. In der Stellungnahme des Vereins hatte Christen betont, den verstorbenen Christian Hehl nicht gekannt zu haben.
Appell an die Fans
Gleichwohl ist es Christen ein Bedürfnis zu betonen: "Es gibt keinen Grund, Geschäftsführer Markus Kompp oder Präsident Bernd Beetz zu jagen und gegen sie zu hetzen. Die haben mich nicht rausgeschmissen." Sein "großer Appell" an die Fans: "Geht am Samstag ins Stadion, die Buwe brauchen Euch. Gebt ordentlich Gas in der Kurve!" Auch er selbst werde dem Waldhof treu bleiben und weiterhin als Fan zu den Spielen gehen. "Das lasse ich mir nicht nehmen. Was für Euch das Wohnzimmer ist, ist bei mir die ganze Wohnung. Das Stadion des SV Waldhof", sagt er mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen, ehe die Video-Botschaft abrupt endet.
Wie die Fans auf den Rücktritt reagieren, wird sich am Samstag gegen Essen zeigen. In den sozialen Medien hatten viele Anhänger den Waldhof für den Umgang mit Christen scharf kritisiert – und Hehl als treuen Fan gelobt. Der Ex-NPD-Stadtrat (2014-2019) war eine bekannte Figur der Neonazi-Szene in Deutschland und war wegen Drogenhandels, illegalen Waffenbesitzes und Gewaltdelikten mehrfach vorbestraft. Zwischen 2014 und 2016 hatte er Stadionverbot beim SV Waldhof, weil er zur Gewalt gegen die Polizei aufrief.
Die Video-Botschaft: