Unterhaching gegen Kiel: Die Null steht

Die weitgereiste Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel tritt die 900 Kilometer weite Reise nach Hause mit einem Punkt im Gepäck und der Gewissheit, dass seine Jungs als Aufsteiger einen ordentlichen Fußball spielen können an. Die Gastgeber aus Unterhaching kommen nach ihrem Höhenflug und zwei überzeugenden Auftritten in der Liga durch dieses Spiel zurück auf den Boden der Tatsachen. Die Gäste aus dem hohen Norden erwischten dabei den besseren Start in das Freitagabend-Spiel und kamen durch eine Freistoßflanke in Person von Kapitän Rafael Kazior per Kopf zur ersten guten Chance. Die Hachinger wirkten in den ersten Minuten desorientiert, fanden keinen Zugriff auf die Partie und agierten nur mit langen Bällen auf Stürmer Andreas Voglsammer. Kiel war in der Fremde spielbestimmend. Mit dem ersten schön vorgetragenen Angriff der Hausherren, die zur Verwunderung der heimischen Fans in Blau und nicht in Rot spielten, abgeschlossen von Benjamin Schwarz meldete sich Unterhaching zum Abenddienst.

Es entwickelte sich daraufhin die einzig gute Phase des Spiels, in der beide Mannschaften das Glück in der Offensive suchten. So kam es zu einigen schnellen Spielzügen, die aber allesamt ungenutzt blieben. Einen Aufreger gab es in der ersten Halbzeit noch. Nachdem Alexander Hack nach einem Foulspiel die gelbe Karte vom Unparteiischen gesehen hatte, setzte er nur 60 Sekunden später zur nächsten gelbwürdigen Grätsche an und entging nur knapp einem Platzverweis. Der oft fluchende Gäste-Trainer Carsten Neitzel wollte die Leistung des Schiedsrichters im Nachhinein nicht mehr bewerten, wusste aber, dass „sich alles innerhalb einer Saison ausgleiche“. Daniel Hofstetter ersetzte den gelb-rot-gefährdeten  Hack im zweiten Durchgang. Das kurze aufbäumen der Hachinger fand aber ein schnelles Ende. Holstein Kiel stellte sich besser auf die Offensivbemühungen ihrer Gegner ein. Das sah auch Kapitän Maximilian Welzmüller so. Nach der Partie lobte er die Defensivarbeit der Kieler. „Kiel war defensiv mit der stärkste Gegner, den wir bisher gespielt haben.“

Die Kleinen Bayern bei den kleinen Bayern

Wenn Freitag und Samstag spielfrei ist verschlägt es immer wieder prominente Gäste in den Sportpark Unterhaching. Wolfgang Dremmler, Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München schaute gespannt von der Haupttribüne aus zu und unterhielt sich dabei mit dem Sportdirektor des VfR Aalen, Markus Schupp. Von einer Spielerbeobachtung wollten beide nichts wissen, es gehe darum „künftige Gegner zu sichten“, auch wenn Dremmler gleich nachschickt: „So weit sind wir noch nicht.“ Dremmler lobte in der Pause die Spielweise der Unterhachinger. „Unterhaching die einzige Mannschaft in der dritten Liga die Fußball spielt.“ Er wusste aber auch, dass die „Genauigkeit beim letzten Pass“ in der ersten Halbzeit „noch fehlte“ Dies sollte sich in der zweiten Halbzeit, laut Dremmler „ändern“. Auch in der zweiten Halbzeit kam der letzte Pass nicht an. Kiel war mit ihrem „einfachen Spiel“ zwar gefährlich, Unterhaching gefiel ihm aber „besser“.

Nach der Halbzeitpause sollte Dremmler aber doch noch Recht behalten. Kiel blieb gefährlich. Unterhaching wusste nicht mehr zu gefallen. Trainer Karsten Neitzel sah einen starken Auftakt in die zweiten 45 Minuten. Seine Mannschaft war den Gastgebern in allen Belangen überlegen, war aggressiver in den Zweikämpfen und drückte den Gegner in die eigene Hälfte. Carsten Neitzel, Trainer von Holstein Kiel, gefiel vor allem, dass seine Mannschaft sich auch „auswärts auf einen Gegner einstellen“ kann. So heute, als man es schaffte, die fahrig-wirkende Abwehr der jungen SpVgg vor Probleme zu stellen. Es fehlte nicht viel, als Korbinian Müller sich den Ball fast selbst ins Tor legte und genauso unglücklich war eine Entscheidung auf Freistoß für Kiel. In der 63 Minute hätte es einen elf Meter geben können, als Welzmüller seinen Gegenspieler nur Zentimeter vor dem Sechzehnmeterraum zu Fall bringt. Den fälligen Freistoß setzte Kazior knapp über das Tor. In der Folge sahen die 2550 Zuschauer ein schwächer-werdendes- Spiel, indem man nicht mehr das Gefühl hatte heute tatsächlich noch einen Treffer bejubeln zu dürfen.

„Ein gerechtes Unentschieden“, da waren sich die Trainer beider Mannschaften einig. Auch wenn Kiel dem Tor zu Beginn der zweiten Halbzeit näher war als die Hachinger, konnten auch sie kaum nennenswerte Torchancen erarbeiten. Der jungen Mannschaft von Unterhaching muss man so ein Spiel, indem wenig Gutes gezeigt wurde, wohl verzeihen und auf Besserung hoffen. Kein Sieg in acht Ligaspielen oder nur vier Niederlagen in den letzten 14 Punktspielen als Aufsteiger.

Alles Auslegungssache

Neitzel war nachdem Spiel zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft die im gesamten Monat Oktober bisher ungeschlagen ist und er verspricht „wenn wir noch eine Schippe drauflegen, werden wir in 2013 noch einen Sieg landen.“ Auf die Leistung seiner Mannschaft lässt sich aufbauen. Der Dreier wird schon am kommenden Samstag zu Hause gegen Jahn Regensburg der Kieler Agenda stehen. Die Spielvereinigung  muss am kommenden Wochenende zu Aufsteiger Elversberg und ihrer alten Liebe Dominik Rohracker (Tabellenplatz 12). Das leidige Thema Defensive begleitet die SpVgg weiterhin – trotz der stehenden Null vom Freitagabend. Manuel Baum betonte, dass er und das Team sich  „nicht auf die Tabelle blicken“ und „versuchen sich von Spiel zu Spiel neu zu motivieren“. Auch die Aussicht auf Platz zwei änderte nichts. Der Punkt für die Gastgeber bedeutet vorerst Platz drei. Tabelle ist also keine Messgröße für Baum und Unterhaching, denn „zum Schluss“ wolle man „schauen, was dabei rumkommt.“ Vorher einfach nur spielen.

FOTO: www.cassiny.de

 

   
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