Bergner kritisiert Unruhe beim CFC: "Das ist grenzwertig"
Auf direktem Wege gelang dem Chemnitzer FC die Rückkehr in die 3. Liga, doch die Euphorie nach dem Aufstieg ist längst verflogen. Nach vier Spieltagen sind die Himmelblauen mit einem Punkt Vorletzter, hinter den Kulissen herrscht zudem Unruhe. Eine Tatsache, die Trainer David Bergner scharf kritisiert.
"Mache mich hier nicht zum Clown"
Als Matti Langer am Samstag beim Spiel in Halle kurz nach der Pause für den Ausgleich sorgte, waren die Hoffnungen des Chemnitzer FC auf einen Punktgewinn groß. Doch am Ende siegte der HFC verdient mit 3:1 und fügte dem Aufsteiger die dritte Niederlage in Folge zu. Eine Erklärung für den schwachen Saisonstart liefert Bergner in der "Bild"-Zeitung: "Uns fehlen wegen Verletzung und Erkrankung fünf Spieler, damit Prozente an Leistungsfähigkeit."
Ein weiterer Grund: Die Unruhe im Umfeld. Erst zeigte Insolvenzverwalter Klaus Siemon am Donnerstag die Masseunzulänglichkeit im Insolvenzverfahren des Chemnitzer FC e.V. an, ehe er am Wochenende sämtlichen Trainern und Mitarbeitern des Vereins kündigte. "Wegen der ganzen Dinge, die jetzt im Umfeld passieren, werden uns weitere Prozente genommen", ist Bergner bedient und stellt klar: "Dann kann es nie und nimmer reichen. Das haben die Jungs nicht verdient." Seine deutliche Botschaft: "Ich mache mich hier nicht zum Clown und lasse zu, dass alles Erreichte von ein paar ewig gestrigen Leuten wieder kaputt gemacht wird. Dazu bin ich nicht bereit.“
Fans reagieren mit Boykott
Wie schon häufiger in der jüngeren Vergangenheit steht der Fußball beim Chemnitzer FC derzeit nicht im Vordergrund: "Wir haben eine Stimmung wie nach den Vorfällen am 9. März." Damals war der CFC nach einer Gedenkminute für einen verstorbenen Fan bundesweit in die Schlagzeilen gerückt. "Ich hatte gehofft, wir könnten mit Aufstieg und Pokalsieg etwas Euphorie mit in die neue Saison nehmen", sagt Bergner in der "Bild". Doch was jetzt wieder passiert, "das ist grenzwertig. Das hilft der Mannschaft überhaupt nicht." Bereits vor dem Spiel in Halle hatte Sportchef Thomas Sobotzik offenbart, die "Schnauze voll" zu haben. "Ich habe da Verständnis für Thomas", so Bergner.
Auch bei den Fans ist die Stimmung überaus angespannt. Beim Spiel in Halle skandierten sie "Siemon raus" und zeigten ein Plakat, das das Gesicht des 50-Jährigen in einem roten Fadenkreuz zeigte. Als Mitte der ersten Halbzeit Gerüchte die Runde machten, wonach Siemon sämtlichen Mitarbeitern des e.V. gekündigt habe, verließen viele Fans das Stadion. "Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe, die Auswirkungen für das Nachwuchsleistungszentrum sind katastrophal", schreiben die Ultras in einer Stellungnahme. Nach dem Spiel informierten sie die Mannschaft vor dem Block über die Geschehnisse. Kurios: Der verletzte Kapitän Daniel Frahn war im Fanblock dabei und hockte unmittelbar neben den Fans, als sie dem Team die Gründe für den Boykott der zweiten Halbzeit erklärten.
Abberufung von Siemon gefordert
Wie es nun weitergeht, ist offen. Rechtsanwalt Hans-Jürgen Rutsatz hat das Amtsgericht Chemnitz derweil aufgefordert, eine Abberufung des Insolvenzverwalters zu prüfen: "Ich habe angeregt, von Amts wegen zu prüfen, ob der eingesetzte Insolvenzverwalter aus wichtigem Grund abzuberufen ist", erklärt er bei "Tag24". Konkret stellt Rutsatz in Frage, ob Siemon zu Recht eine Masseunzulänglichkeit für den CFC e.V. angezeigt hat.
Klar scheint: Auch in den nächsten Wochen wird der Fußball beim CFC wohl nicht im Vordergrund stehen. Dabei wartet mit dem Pokalspiel gegen den Hamburger SV am kommenden Sonntag ein echtes Highlight. Doch der Fokus liegt derzeit auf den Geschehnissen hinter den Kulissen, zumal auch der Profifußball von einer Pleite des Muttervereins betroffen wäre.