"Unfassbar gut": BVB II feiert den Aufstieg, muss aber noch warten
Sportlich ist die U23 von Borussia Dortmund durch ein 2:1 beim Wuppertaler SV am letzten Spieltag der Regionalliga West in die 3. Liga aufgestiegen. Ob es allerdings tatsächlich nach sechs Jahren zurück in den Profifußball geht, ist aufgrund einer ausstehenden Entscheidung des Sportgerichts aber noch nicht ganz sicher. Gefeiert wurde trotzdem – wenn auch nicht nur fair.
BVB feierte mit RWE-Hymne
"Simply the best in Regionalliga West" stand auf einem Plakat, das Fans am Samstagnachmittag am Vereinsgelände von Borussia Dortmund angebracht hatten – zudem empfingen sie die Mannschaft nach der Rückkehr aus Wuppertal mit einer Pyroshow und lautstarken Gesängen. Mit 93 Punkten aus 40 Spielen, 94:31 Toren und nur einer Niederlage blickt die BVB-Reserve auf eine überragende Saison zurück. Am Samstagnachmittag sei "die ganze Last von den Schultern" gefallen, wie Mittelfeldspieler Franz Pfanne dem "Kicker" sagte. Nach 45 Minuten lag der BVB mit 0:1 hinten und war in der Blitztabelle auf Rang 2 abgerutscht, da Essen parallel führte. Doch im zweiten Durchgang drehten Steffen Tigges (47.) und Ansgar Knauff (89.) die Partie zugunsten der Dortmunder und schossen den BVB damit zum sportlichen Aufstieg. Für Trainer Enrico Maaßen war es die zweite Meisterschaft in Folge, nachdem er in der Vorsaison bereits den SV Rödinghausen zum Titel geführt hatte. "Zur Pause stehen wir mit dem Rücken zur Wand – und drehen es doch noch. Das fühlt sich unfassbar gut an", jubelte Pfanne.
🖤 JAAAAA!!! 💛
Die #BVBU23 ist Meister der Regionalliga West 2020/21! 🏆 pic.twitter.com/HRsA3VX5g0— POKALSIEGER 2021 (@BVB) June 5, 2021
Nach Schlusspfiff wurde auf dem Platz ausgiebig gefeiert, in der Kabine ging es anschließend weiter – dabei wurde auch die Vereinshymne von Rot-Weiss Essen angestimmt. "Mit unserer Vereinshymne in der Kabine den Aufstieg zu feiern, ist an Überheblichkeit nicht zu überbieten", zeigte sich RWE-Sportdirektor Jörn Nowak gegenüber dem "RevierSport" verwundert. BVB-Teammanger Ingo Preuß entschuldigte sich umgehend für den Vorfall: "Das ist nicht in Ordnung gewesen. Dafür entschuldigen wir uns auch bei RWE."
Sportgericht entscheidet über Aufstieg
Schon seit einigen Monaten ist das Verhältnis zwischen den beiden Spitzenklubs der Regionalliga West nicht das beste. Neuster Streitpunkt sind die Einsprüche von RWE gegen Spielwertungen des BVB. Sie sind der Grund, warum der Aufstieg der Dortmund noch nicht ganz sicher ist. Der Hintergrund: Essen will vor dem Sportgericht des Verbandes prüfen lassen, ob den Dortmundern nach Corona-Fällen Anfang Mai die für eine Regionalliga-Partie benötigte Mindestanzahl von 15 einsatzfähigen Spielern tatsächlich nicht zur Verfügung gestanden hat. Preuß hatte damals erklärt: "In unserer Spielberechtigungsliste sind aktuell 22 Spieler aufgeführt. Wir haben zwei Jungs, die infiziert sind und insgesamt zehn Spieler, die in Quarantäne sind." Demnach standen dem BVB nur zwölf Akteure zur Verfügung. Doch daran hat Essen Zweifel.
Noch "im Laufe dieser Woche" will sich der Verband mit dem Fall beschäftigen, wie Hubert Jung, Vorsitzender des Sportgerichts dem "Kicker" bestätigte. Sollte das Sportgericht den Einsprüchen stattgeben, könnte dem BVB der Aufstieg am grünen Tisch noch aberkannt werden. Pfanne glaubt aber nicht daran: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verein wie Borussia Dortmund sich da irgendwie einen Fehler einfängt, der am Ende zum Nicht-Aufstieg führt. Daher bin ich ganz entspannt."
"Ein bisschen respektlos"
Ohnehin hat der Vize-Kapitän wenig Verständnis für das Vorgehen der Essener, denen er im nächsten Jahr den Aufstieg wünscht. So sei während der Corona-Quarantäne über verschiedene Berater nachgefragt worden, "ob unsere Spieler wirklich Corona hatten. Denen ging es nicht gut – das hat aber offenbar einen Dreck interessiert". Ein Verhalten, das Pfanne als "ein bisschen respektlos" bezeichnete. "Wir hatten überhaupt keinen Spaß daran, jetzt fünf Spiele in 13 Tagen absolvieren zu müssen." Der 26-Jährige hofft, dass am Ende nur das Sportliche zählt. "Wer am Ende mit 93 Punkten oben steht, der kann sich auch freuen." Ob dem tatsächlich so sein wird, darüber werden die nächsten Tagen eine Entscheidung bringen.