Ulm-Keeper Christian Ortag: "Große Vorfreude und keine Ehrfurcht"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Ulms Torwart Christian Ortag über den Sprung an die Tabellenspitze, die Top-Form im neuen Jahr und das Spitzenspiel bei Dynamo Dresden am Samstag.

"Aufstieg ist kein Thema"

liga3-online.de: Erst einmal Glückwunsch zum Sprung an die Tabellenspitze, Herr Ortag. Was hat das bei Ihnen ausgelöst?

Christian Ortag: Erst einmal hat die Freude über unseren nächsten Sieg und die Rückkehr ins Donaustadion überwogen, nachdem wir häufig nach Aalen ausweichen mussten. Die Choreo unserer Fans war der Wahnsinn. Und es ist sicher ein toller Moment, wenn die Fans dann den Spitzenreiter-Gesang anstimmen. Der Blick jetzt auf die Tabelle freut uns – nicht mehr und nicht weniger.

Noch keine der neun Partien im neuen Jahr hat der SSV verloren. Das Team gehört zweifelsohne zu den formstärksten Mannschaften der 3. Liga. Wie erklären Sie sich das monatelange Formhoch?

Dass wir jetzt auf Platz eins stehen, liegt auch an unserer starken Hinserie – und nicht bloß an den Top-Ergebnissen in der Rückserie. Wir haben uns insgesamt schnell in der Liga zurechtgefunden – und das, obwohl die 3. Liga für viele Spieler Neuland war. Ein Grund für den Erfolg ist sicher, dass wir es geschafft haben, die Aufstiegsmannschaft zusammenzuhalten und punktuell zu verstärken. Wir hatten ein gemeinsames Erfolgserlebnis, das uns durch die gesamte Saison trägt und ich hoffe, dass wir noch eine Weile auf dieser Erfolgswelle reiten.

Wurde das Saisonziel mittlerweile angepasst?

Unser Saisonziel haben wir bereits erreicht. (lacht) Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, kein neues Ziel auszugeben. Wir wollen einfach Woche für Woche unsere Top-Leistung auf den Platz bringen und schauen, was zusätzlich zum Klassenverbleib noch möglich ist.

Aber mal Hand aufs Herz: Spätestens jetzt als Tabellenführer denken Sie schon hin und wieder an den Aufstieg, oder?

Ganz allgemein gesprochen: Wir möchten jedes Spiel gewinnen – und davon werden wir nicht abrücken. Falls es so erfolgreich weitergeht, wissen wir natürlich, was am Saisonende passiert. Uns macht aber stark, dass wir nicht zu weit in die Zukunft schauen und uns stattdessen immer nur auf die nächste Begegnung fokussieren. Daher ist der Aufstieg kein Thema.

 

"Es wird ein großes Highlight"

Auch Sie als Torwart sind ein Erfolgsgarant –  zuletzt blieben Sie viermal in Folge ohne Gegentor. Insgesamt spielten Sie bereits elfmal zu Null. Machen Sie diese Statistiken stolz?

Mir ist bewusst, dass ein Torwart an der Anzahl der Zu Null-Spiele gemessen wird. Und ich freue mich sehr, dass es diese Saison schon so viele Partien ohne Gegentor gab. Das ist eine schöne Bestätigung für gute Leistungen und gibt mir noch mehr Selbstvertrauen. Aber um fair zu bleiben: Es gab auch Spiele, in denen ich nicht viel zu tun hatte und wir einfach hervorragend verteidigt haben. Zuletzt beim 2:0 gegen Sandhausen mussten wir zum Beispiel in der ersten Halbzeit keinen einzigen Torschuss hinnehmen. Ich stehe also nicht in jedem Spiel unter Dauerstress – so wie vielleicht der eine oder andere Torhüter von Klubs aus der unteren Tabellenregion.

Punktgleich mit Jahn Regensburg rangieren Sie jetzt an der Spitze. Wie ist die Stimmung in der gesamten Stadt – ist die Euphorie spürbar?

Schon seit Saisonbeginn ist sie spürbar. Auf den Aufstieg in die 3. Liga haben tausende Fans lange gewartet. Endlich haben wir wieder entsprechend große Gegner im Donaustadion. Die Begegnungen gegen Dresden und 1860 München waren ausverkauft, auch gegen Mannschaften mit kleinerer Fanbase sind rund 15.000 Zuschauer im Stadion. Diese Kulisse pusht uns enorm und kann in den verbleibenden Saisonspielen durchaus einen Unterschied machen. Fünf der noch neun ausstehenden Begegnungen sind schließlich Heimspiele.

Am Samstag kommt es zum Top-Spiel bei Dynamo Dresden. Worauf wird es dort ankommen, um in der Erfolgsspur zu bleiben?

Es wird ein großes Highlight. Einige von uns haben noch nie vor so einer Kulisse gespielt. Die Vorfreude ist riesig, vor 30.000 Zuschauern als Spitzenreiter aufzulaufen. Obwohl wir in der Tabelle vor Dresden stehen, ist Dynamo für mich am Samstag der Favorit. Es wird eine schwere Aufgabe, aber wir konnten diese Saison schon viele Favoriten ärgern. An unserer Spielweise müssen wir nichts ändern – wir wollen genauso auftreten wie bisher.

Erwarten Sie in Dresden den lautesten Hexenkessel der Saison?

Da ich auch erstmals in Dresden spiele, habe ich die Erfahrung noch nicht gemacht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr laut wird. Wir freuen uns darauf und haben keine Ehrfurcht. Wir haben in dieser Saison schon vor großen Kulissen gespielt und waren erfolgreich. In Dresden wollen wir daran anknüpfen. Zwar erwarte ich schon, dass die Atmosphäre noch einmal krasser wird. Aber davon lassen wir uns nicht verrückt machen. Im Gegenteil: Das motiviert uns umso mehr. Und ganz ehrlich: Wer hätte vor der Saison gedacht, dass Dresden gegen Ulm das Top-Spiel des 30. Spieltages in der 3. Liga wird? Vermutlich die wenigsten. Wir sind einfach nur heiß auf die Partie und können den Anpfiff kaum abwarten.

   

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