TSV 1860: Beer übernimmt vorerst, Bierofka kündigt Auszeit an

Am späten Dienstagabend bestätigte der TSV 1860 München das, was am Mittag bereits durchgesickert war: Trainer Daniel Bierofka hat sein Amt mit sofortiger Wirkung niederlegt. Vorerst wird nun Co-Trainer Oliver Beer die Mannschaft betreuen, während Bierofka eine Auszeit ankündigt.

Vertrag aufgelöst

Um kurz nach 14 Uhr am Dienstagnachmittag war das Kapitel 1860 München für Daniel Bierofka nach 4.511 Tagen beendet. Wie der TSV 1860 in einer Mitteilung erklärt, habe der 40-Jährige aus "persönlichen Gründen" um Auflösung seines Vertrages gebeten. Diesem Wunsch sei der Verein "nicht zuletzt aufgrund der großen Verdienste in den letzten Jahren" nachgekommen. Mit der Entscheidung, seinen Herzensverein zu verlassen, reagiert Bierofka auf die Querelen hinter den Kulissen. Das Fass zum Überlaufen brachten nach außen getragene Informationen über angeblich unzufriedene Spieler, eine falsche Trainingssteurung und einen fehlenden "Plan B". Auch die Differenzen zu den beiden Geschäftsführer sollen unüberbrückbar gewesen sein.

"Daniel war nach dem Abstieg in die Regionalliga der Anker für das taumelnde Schiff", verabschiedet Michael Scharold, kaufmännischer Geschäftsführer, den 40-Jährigen und betont: "Der Dank für diesen Einsatz kann gar nicht groß genug sein." Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel "fällt es sehr schwer die Entscheidung von Daniel Bierofka hinzunehmen, aber der Respekt für den Menschen und für das von ihm erreichte verlangen es dem Wunsch des Trainers nachzukommen."

Ismaik wollte Bierofka umstimmen

Für Investor Hasan Ismaik geht Bierofka als Held: "Er steht wie kein Zweiter für 1860. Bereits in der 2. Bundesliga hat er zweimal als Interimstrainer Außergewöhnliches geleistet. Die Leistungen der letzten zwei Jahre sind gar nicht hoch genug zu bewerten." Am Dienstag war der Jordanier nach München gereist und hatte sich am Abend mit Bierofka getroffen. Umstimmen konnte er ihn jedoch nicht mehr: "Ich habe aber Verständnis und Respekt für seinen rigorosen Entschluss, zumal die Familie über allem steht."

Bei dem "ausführlichen" und "intensiven" Gespräch habe Ismaik feststellen müssen, "dass sich Daniel bei seinem Verein nicht mehr willkommen fühlt. Das sollte allen echten Sechzigern zu denken geben", schreibt er bei Facebook. Das Ausscheiden von Bierofka müssten die Menschen verantworten, "die ihn seit dem Aufstieg in die Dritte Liga ohne Rücksicht auf Verluste hinterhältig bekämpft haben", betont Ismaik. "Seine Verdienste rund um den TSV 1860 sind nicht in Worte zu fassen und bleiben unvergessen."

Präsident Robert Reisinger bezeichnet den Abgang des gebürtigen Müncheners als "eine sehr traurige Nachricht. Daniel ist das Gesicht des Vereins. Sein Kampfgeist, sein Siegeswille verkörpern die Werte des Vereins."

Beer leitet Training

Vorerst wird nun Co-Trainer Oliver Beer die Mannschaft betreuen und sie auch auf das Auswärtsspiel beim Halleschen FC (Samstag, 14 Uhr) vorbereiten. Eine Dauerlösung ist der 40-Jährige aufgrund der fehlenden Fußballlehrer-Lizenz allerdings nicht. Gorenzel verfügt über besagte Lizenz, macht aber klar: "Eine Lösung mit mir an der Seitenlinie wird es nicht geben, das gebührt der Respekt vor Daniel." In den nächsten Tagen soll der Markt "akribisch" sondiert werden. "Daher hoffen wir schon bald eine Lösung vorstellen zu können", so Gorenzel. Konkrete Namen sind bislang noch nicht durchgesickert.

Daniel Bierofka kündigt derweil eine Auszeit vom Fußball an: "Die letzten 2,5 Jahre waren sehr kräfteaufreibend. Für mich gilt es jetzt erst einmal die Tanks wieder aufzufüllen. Dazu will ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen, die zuletzt viel zu kurz kam." Klar ist damit: Das am Dienstagabend kolportierte Interesse des 1. FC Nürnberg ist kein Thema. "Mit etwas Abstand", blickt Bierofka voraus, "werde ich mich dann aber sicher wieder dem Fußball zuwenden."

Gleichzeitig bedankt sich der 40-Jährige "für das in mich gesetzte Vertrauen und auch das Verständnis für die nun getroffene Entscheidung, die sowohl für mich als auch den Verein die Beste ist. Ich werde diese intensive Zeit immer im Herzen behalten." Sein eigentlich bis 2022 laufender Vertrag wurde aufgelöst. Damit verzichtet Bierofka dem Vernehmen nach auf viel Geld.

   

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