Trotz Vorwürfen: Wohl keine Konsequenzen für Verhoene
Es waren schwere Vorwürfe, die einige Eltern von U19-Spielern des FC Carl Zeiss Jena gegen Trainer Kenny Verhoene erhoben. Arbeitsrechtliche Konsequenzen muss der 46-Jährige aber wohl nicht fürchten.
Mediationsverfahren vor Abbruch
Über Mediationsgespräche zwischen dem U19-Trainerteam und den Spielern sollte eine Schlichtung herbeigeführt werden. Diesbezüglich sollen die Parteien offenbar auf einem guten Weg gewesen sein – bis am Montag Details aus den Gesprächen an die Öffentlichkeit gelangten. Daher ist es nun vorbei, "auf diesem Weg eine Einigung zu finden", sagt Vize-Präsident Frank Jauch im Interview mit der "Ostthüringer Zeitung".
Die Aufklärungskommission, die Jauch leitete, will den Gremien nun vorschlagen, das Mediationsverfahren abzubrechen und im Rahmen einer Neustrukturierung die Trainerteams für die kommende Saison neu zu ordnen. Was das konkret bedeutet, ist nicht bekannt. Dazu soll ein neuer Chef für das Nachwuchsleistungszentrum gefunden werden.
Vorwürfe "völlig haltlos"
Kenny Verhoene wird derweil wohl im Amt bleiben, auch arbeitsrechtliche Konsequenzen muss der Belgier offenbar nicht fürchten: "Nein, dies sehen wir nicht", betont Jauch. Zwar seien beim Trainerteam "pädagogische Defizite" deutlich geworden. Doch Vorwürfe wie etwa Menschenrechtsverletzungen, Nahrungs- und Schlafentzug sieht der Klub als "völlig haltlos" an. "Verständlich ist daher auch, dass das Trainerteam diese Vorwürfe strafrechtlich als Rufschädigung und üble Nachrede verfolgt. Der Schaden für den FCC ist enorm", so der Vize-Präsident. Über Verhoene sagt Jauch: "Kenny Verhoene kann für jedes Team (…) und die Spieler, die gute Profis werden wollen, ein Gewinn sein." Dafür sollen im Nachwuchs-Profibereich hohe Leistungsanforderungen und pädagogisches Geschick besser zusammengebracht werden.
Die Tür für den freigestellten NLZ-Leiter Heiko Nowak bleibt dagegen zu: "Wenn ein Mitarbeiter eines Unternehmens vermeintliche Missstände im Unternehmen nicht an die Unternehmensführung, sondern in die Öffentlichkeit kommuniziert, bleibt meines Erachtens – leider – nur diese Entscheidung. Erst recht dann, wenn sich insbesondere die schweren Vorwürfe als haltlos erweisen."
Hintergründe
In den Vorwürfen der Eltern gegen Verhoene in seiner Rolle als U19-Trainer ging es unter anderem darum, dass sich die Spieler in Unterwäsche fotografieren mussten, um den Trainingsstand zu überprüfen. Zudem sollen die Spieler beim Trainingslager im Sommer 2019 zu fünft oder zu sechst in einer Umkleidekabine übernachtet haben – angeblich ohne Fenster und ohne Belüftung. Auch soll den Spielern empfohlen worden sein, eine Ernährungsumstellung zu machen und dabei acht bis 12 Eier oder 400 Gramm Mett zum Frühstück zu essen. Ein weiterer Vorwurf: Systematische Einschüchterung seitens des Trainerteams.
Am Montag waren in der "Bild"-Zeitung Fotos von Klebezetteln aufgetaucht, die die Spieler im Rahmen der Gespräche angefertigt hatten. Darauf standen Begriffe wie psychischer Terror, Diktatur, Arroganz, Gehirnwäsche, Einschüchterung, Unterdrückung, Unehrlichkeit, Aufforderung zum Schicken von Slipfotos.