Trotz Sieg gegen Tabellenführer: Holstein hält den Ball flach

Ein Sieg unter Flutlicht gegen den Tabellenführer – beim Anhang von Holstein Kiel herrschte am Dienstagabend Jubelstimmung nach dem 2:0 gegen den MSV Duisburg. Spieler und Verantwortliche hielten den Ball hingegen flach. Nach den zuletzt stark schwankenden Vorstellungen überwog die Erleichterung. Euphorie war trotz der starken Vorstellung gegen die Zebras nicht zu spüren.

"Doppel-Sechs" als Erfolgsrezept

Der schwache Auftritt beim vorherigen 1:2 in Osnabrück steckte noch in den Kieler Knochen. "Wir haben nach der Partie in Osnabrück eine gute Reaktion gezeigt“, analysierte Trainer Markus Anfang in der Pressekonferenz. Und Torhüter Kenneth Kronholm meinte: "Wir haben die erste Halbzeit von Osnabrück vergessen lassen.“ Zuletzt war leise Kritik am Trainer zu vernehmen gewesen. Der erst seit August amtierende Anfang, so fanden einige rund ums Holstein-Stadion, sei noch nicht in der Dritten Liga angekommen. Der Vorwurf: Anfang setze zu sehr auf technisch hochwertiges Spiel und vernachlässige das kämpferische Element. Der Coach hatte vor seinem Engagement bei den Störchen überwiegend im Jugendbereich trainiert.

Ein Leidtragender von Anfangs Spielphilosophie war zuletzt Alexander Bieler. Der Mann fürs kreative Zentrum wurde in Osnabrück wie auch beim Heimspiel gegen den VfR Aalen im Februar (2:2 nach 2:0-Führung) auf die Sechserposition beordert – und hatte erkennbare Schwierigkeiten. Gegen Duisburg wählte Anfang nun eine andere Variante und brachte Defensiv-Routinier Niklas Hoheneder neben Dominic Peitz auf die Doppel-Sechs. Mit ihrer Kopfballstärke und ihrer Erfahrung aus dem höherklassigen Fußball stemmten sich beide erfolgreich gegen die MSV-Schlussoffensive. Das Motto "Defensiv-Bollwerk statt Offensiv-Feuerwerk" könnte ein Erfolgsrezept der Kieler im weiteren Saisonverlauf werden.

Auch an einer anderen Front gab es Entwarnung. Bei vorherigen Auftritten, etwa dem enttäuschenden 0:1 in Zwickau Ende Februar, hatte Holstein zahlreiche Eckstöße und Freistöße aus aussichtsreicher Position. Torgefahr entstand jedoch nicht. Die Gefährlichkeit bei Standards, einstmals eine Kieler Stärke, schien verloren gegangen zu sein. Gegen den MSV beendete Linksverteidiger Christopher Lenz den Fluch. Seine Ecke in der 69. Minute landete direkt im Duisburger Netz – die Entscheidung im Holstein-Stadion nach dem 1:0 von Marvin Ducksch in der 13. Minute.

Chefetage bittet Fans um Geduld

Dass in der Holstein-Chefetage Anspannung herrschte, belegt ein Statement des Sportchefs Ralf Becker und des kaufmännischen Geschäftsführers Wolfgang Schwenke, das einen Tag vor dem Duisburg-Spiel auf der Website des Vereins veröffentlicht wurde. Darin sprechen sie von den "beiden Gesichtern" der Mannschaft und bitten die Fans um Geduld. Das Team müsse noch "reifen, um auch mal über eine längere Phase konstante Leistungen abzuliefern“,

Immerhin habe Holstein den Kader umgekrempelt: Acht neue Spieler kamen zu Saisonbeginn, weitere vier in der Winterpause. Einige dieser Akteure bräuchten noch Zeit, um "Führungsspieler" zu werden. Das Team soll aber über die Saison hinaus gehalten werden und zu einer Einheit zusammenwachsen. Eine Kampfansage für einen Aufstieg schon in diesem Jahr war das nicht.

   

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