Trotz Gala gegen Cottbus: 1860 erlebt "richtig schlechten Tag"
Eigentlich hätte die Stimmung beim TSV 1860 München nach dem 3:0-Erfolg gegen Tabellenführer Energie Cottbus kaum besser sein können, wäre da nicht der Rassismus-Vorfall gegen FCE-Stürmer Justin Butler gewesen, der die Freude über den Heimsieg doch erheblich trübte.
"Solche Leute haben bei uns im Stadion nichts verloren"
Nein, so richtig in Feierlaune waren die Löwen trotz des souveränen Heimerfolgs nicht. Zu schwer wog der Vorfall aus der 72. Minute, als Justin Butler von einem Fan der Löwen mit Affenlauten rassistisch beleidigt worden ist. "Sowas darf natürlich nicht sein, und da können wir uns nur entschuldigen bei allen aus Cottbus, die hier angereist sind", sagte Trainer Markus Kauczinski im "BR"-Interview. "Gott sei Dank ist derjenige festgesetzt worden." Dank umstehender Zuschauer war es gelungen, den Täter ausfindig zu machen, ihn unter "Nazis raus"-Rufen aus dem Stadion zu geleiten und der Polizei zu übergeben.
Marvin Rittmüller hatte den Vorfall hautnah mitbekommen, stand er doch unweit von Butler entfernt – und schritt ein. "Ich habe so etwas noch nie erlebt, dass ein Spieler der Gegnerseite von den Fans so angesprochen wird. Ich hab versucht, ihn (den Fan; d. Red.) dazu zu bringen, dass er aufhört, mit dem, was er da gerade getan hat." Dazu habe er sich verpflichtet gefühlt. Direkt nach Spielende entschuldigte sich das Präsidium der Löwen bei den Lausitzern, auch Pressesprecher Rainer Kmeth fand vor Beginn der Pressekonferenz klare Worte: "Für einen Verein, der für Weltoffenheit und klar gegen Rassismus steht, ist das trotz eines 3:0-Sieges ein richtig schlechter Tag."
Der TSV will sich nun um eine "vollumfängliche Aufarbeitung dieses Vorfalls bemühen und den Zuschauer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft ziehen", wie die Löwen in einer Pressemitteilung ankündigen. Dazu wird unter anderem ein Stadionverbot gehören, zudem können die Sechzger die zu erwartende Geldstrafe des DFB auf den vermeintlichen Fan umlegen. Darüber hinaus droht ihm eine Anzeige. "Wir haben null Toleranz gegen solche Vorfälle. Solche Leute haben bei uns im Stadion nichts verloren", macht Präsident Gernot Mang in der "Abendzeitung" deutlich und spricht von einem "indiskutablen und beschämenden" Vorfall. "Rassismus hat bei Sechzig München keinen Platz. Heute nicht. Morgen nicht. Und auch darüber hinaus nicht."
Mannschaft hat "riesige Schritte" gemacht
Zumindest sportlich war der Tag indes ein voller Erfolg für die Löwen, die nach Duisburg einen weiteren Tabellenführer im eigenen Stadion schlagen konnten. "Gegen Duisburg hatten wir den Tick Glück auf unserer Seite. Heute war es verdient, weil wir eine gute Kontrolle hatten, schon in der 1. Halbzeit", analysierte Kauczinski am "MagentaSport"-Mikrofon. "Wir hatten kein Feuerwerk an Chancen, aber wir haben das sehr souverän gespielt, haben auf unsere Chance gewartet, wenig zugelassen und am Ende auch verdient gewonnen."
Ein Doppelpack von Jacobsen (39. / 45.+4) sowie ein Eigentor von Manu (82.) sorgten für den zweiten Heimsieg in Folge. "Wir sind in der Lage, gegen so eine Mannschaft zu bestehen – auch fußballerisch", hielt Kauczinski fest, sprach von einem "reifen Auftritt" und betonte, dass die Mannschaft in den letzten Wochen "riesige Schritte" gemacht habe.
Rittmüller zufolge habe es das Team verstanden, "Fußball über 60-70 Minuten zu arbeiten, die Räume zu belaufen und gegen den Ball zu arbeiten. Das haben wir richtig gut gemacht, haben uns belohnt und auch dieses Quäntchen Glück gehabt." An diese kämpferische Leistung gelte es nun anzuknüpfen. "Dann sind wir auf einem richtig guten Weg." In der Tabelle haben sich die Löwen immerhin schon um einen Platz nach vorne geschoben und den Rückstand auf den Relegationsplatz auf fünf Punkte reduziert. Der nächste Schritt auf dem Weg nach oben soll in einer Woche in Regensburg folgen – dann ohne Zwischenfälle abseits des Platzes.