Traumsponsor mit Nachgeschmack
Als am 08.03.2010 der damalige Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Jörg Hempel verkündete einen neuen Hauptsponsor für die Saison 2010/2011 gefunden zu haben, rieben sich einige Anhänger des Nordklubs überrascht die Augen. Nicht wenigen blieb in Erinnerung, dass sich die Sponsorensuche beim FC Hansa sehr zäh gestaltete und erst kurzfristig eine Lösung herbeigeführt werden konnte. So lief der FC Hansa beispielsweise in der Saison 2008/2009 eine Woche vor dem Ligastart im Pokalspiel gegen Holstein Kiel mit einem Fragezeichen auf der Brust auf, weil schlichtweg immer noch kein Hauptsponsor gefunden wurde. Eine Woche später sprang dann die Bierbrauerei "Lübzer" ein, die bereits Premiumpartner des FC Hansa war.
800.000€ pro Saison
Nicht wenige sprachen hier von einer Notlösung. Auch in der Saison 2009/2010 tat man sich schwer – nach vielen Spekulationen und schon das schlimmste ahnend, konnte schließlich am 07.08.2009 der Hauptsponsor "Windstärke 11″(ein Zweckverbund aus Unternehmen die auf erneuerbare Energie setzen; u.a. die Nordex AG)präsentiert werden. Doch dieses Mal sollte der Verein bereits im März Gewissheit haben – eine Zeit, zu der der FC Hansa in einem sportlichen Abwärtstrend geraten war und in der Tabelle immer weiter abfiel, eine Zeit in der gerade Andreas Zachhuber als Trainer entlassen wurde und nicht klar war, wohin es mit dem FC Hansa gehen sollte. Doch hier hatte Hempel vorgesorgt – der Vertrag mit Veolia galt für Liga 2 und 3 und umfasste eine Sponsorenleistung von 800.000€ pro Saison. Am Ende der Saison 2009/2010 stieg der FC Hansa in die 3.Liga ab, bekam auch die Lizenz, gerade auf Grund einer Sponsorenleistung in dieser Höhe. Wie es schien hatte der FC Hansa alles richtig gemacht.
Nach dem Abstieg setzte das große Stühle-Rücken beim Verein aus Mecklenburg ein – der Vorstand ging beinahe komplett und Bernd Hofmann übernahm das Ruder als Vorstandsvorsitzender.
Veolia drohte mit Ausstieg
Er und seine Vorstandskollegen mussten mit den alten Verträgen aus der Vergangenheit klar kommen und mussten mit ihnen leben. Bereits am 14.05.2010 drohte die Firma Veolia mit dem Ausstieg als Hauptsponsor. Grund waren hier die schweren Ausschreitungen am letzten Spieltag bei Fortuna Düsseldorf. Und weitere Sanktionen Veolias folgten: Bei den zahlreichen Geldstrafen, die der FC Hansa diese Saison erhalten hat, verringert Veolia ihre Sponsorenleistung exakt um die Summe, die hier vom DFB auferlegt wurden.
Offiziell gibt Veolia an, dass dieses Fehlverhalten der Fans auch imageschädigend für ihr eigenes Unternehmen sei und deshalb sich gezwungen sieht, die Sponsorenleistungen zu reduzieren.
Nun bekommt man den Anschein, dass Veolia hier etwas zu blauäugig an die Sache herangegangen ist, denn neben dem FC Hansa hat das Unternehmen auch einen Vertrag mit Dynamo Dresden abgeschlossen – beide Vereine sind Clubs mit Fanproblemen und jeder, der sich ein wenig im Fußball auskennt, dem ist dieses Gefahrenpotential bewusst.
Publicity kann so Imageschädigend nicht sein
Auch Veolia hat von den Problemen, die im Vorfeld passiert, gewusst. Vielleicht liegen die Gründe auch in einem anderen Zusammenhang – vielleicht geht es auch darum aus dem Sponsorenvertrag schnell wieder auszusteigen zu können, da man das Sponsoring hier evtl. falsch finanziell berechnet hat. Die Gründe die Leistungen zu reduzieren, wirken doch hier eher fadenscheinig. Doch wie groß ist denn überhaupt der Imageschaden? Sicherlich sorgen Ausschreitungen von Fans des FC Hansa in der Branche, in der Veolia tätig ist, nicht gerade für ein Schulterklopfen. Doch genau dem wirkt Veolia ja entgegen, da sie ihre Leistungen verringern. Getreu dem Motto: Seht her, wir unterstützen das nicht! Die Folge ist aber auch, dass das Unternehmen permanent in den Schlagzeilen steht und eine (wenn auch leicht negative) Publicity erhält, die so Imageschädigend nicht sein kann. Hauptsache man redet öffentlich darüber.
Nicht von Hauptsponsor erpressen lassen
Der FC Hansa dagegen steht hilflos im Raum, kann nur an seinen Anhänger appellieren und sieht dann weitere Gelder buchstäblich verrauchen. Man ist gut beraten sich einen neuen langfristigen Partner zu suchen und hier auf einen gewissen Grundsockelvertrag zu verzichten. Fraglich ist nur, ob andere Unternehmen nicht auch auf die Idee kommen sich entsprechende Klauseln in zukünftige Verträge einbauen zu lassen. Die Situation ist hier keine einfache für den FC Hansa – da man einerseits in einer finanziell schwierigen Lage ist, sich aber auch anderseits nicht vom Hauptsponsor erpressen lassen darf.