Tomiak im Interview: "Unglaublich, wie sich jeder den Arsch aufreißt"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Boris Tomiak vom 1. FC Kaiserslautern vor dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer 1. FC Magdeburg über seinen steilen Werdegang, ein etwas anderes Suchtmittel, das den FCK zu Höchstleistungen antreibt, den Gradmesser gegen den Spitzenreiter sowie die Rückkehr von 10.000 Zuschauern ins Fritz-Walter-Stadion.

"Macht süchtig, die Null hinten halten zu wollen"

liga3-online.de: Mit 22 Jahren sind Sie im vergangenen Sommer aus der Regionalliga von der U23 Fortuna Düsseldorfs zum Traditionsklub 1. FC Kaiserslautern gewechselt und haben in dieser Saison in allen Spielen über 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Nur eine Gelb-Sperre konnte Sie bislang stoppen. Müssen Sie sich manchmal kneifen, Herr Tomiak?

Boris Tomiak: Manchmal ertappe ich mich noch immer, wie ich mich selbst über diesen Verlauf wundere. Sicherlich bin ich mit dem Ziel nach Kaiserslautern gekommen, mich als Stammspieler zu etablieren. Dass es aber so gut läuft, hätte ich nicht zu träumen gewagt.

Sie haben nicht nur großen Anteil daran, dass die Verteidigung felsenfest steht, sondern haben auch selbst viermal getroffen. Kam vor der Saison ein solcher Verlauf in Ihrer Vorstellung überhaupt vor?

Zu Beginn ging es für mich eher darum, mich schnellstmöglich in der Mannschaft zu integrieren. Hinzu kam, dass wir keinen besonders guten Start hatten, sodass zeitweise die Stimmung nicht die beste war. Zum Glück haben wir als Mannschaft aber schnell zueinander gefunden und die Kurve bekommen.

Nicht nur für Sie persönlich, sondern auch für den FCK läuft es derzeit überragend. Nach 24 Spielen haben die Roten Teufel erst 13 Gegentore kassiert. Mit 45 Punkten auf dem Konto steht Platz zwei zu Buche. Was macht Euch so stark?

Unsere Stärke ist nicht ausschließlich die Verteidigung. Das fängt schon ganz vorne an. Es ist unglaublich, wie sich jeder Einzelne für den Erfolg der Mannschaft den Arsch aufreißt, indem er bis zum Umfallen rennt. Das erkennt man auch daran, wie wir uns bei gewonnenen Zweikämpfen abfeiern. Wir gehen in jedes Spiel mit dem Ziel, hinten die Null zu halten, weil wir wissen, dass wir immer in der Lage sind, einen Treffer zu erzielen. Es macht süchtig, die Null hinten halten zu wollen. Diese Einstellung treibt uns immer wieder zu Höchstleistungen an.

Eine Fußball-Weisheit besagt, dass man mit einer guten Verteidigung Titel gewinnt. Wie nah ist der FCK an einer Rückkehr in die 2. Bundesliga dran?

Dadurch, dass wir noch eine Nachholpartie in der Hinterhand haben, sieht die Ausgangslage nicht so schlecht aus. Noch sind aber ziemlich viele Spiele offen und es sind noch einige Punkte zu vergeben. Das Verfolgerfeld ist so nah beieinander, dass wir uns es nicht erlauben können, eine Pause einzulegen. Wenn man aber nach 24 Spielen auf einem Aufstiegsrang steht, will man diese Platzierung auch über die Zielgerade bringen.

 

"Will mir gar nicht vorstellen, was hier unter normalen Umständen los wäre"

Am Wochenende steht ein Gradmesser für den Liga-Endspurt auf dem Programm. Zu Gast ist der Spitzenreiter 1. FC Magdeburg. Wie wollt Ihr den FCM stoppen?

Vor heimischer Kulisse haben wir gezeigt, dass wir zu den stärksten Mannschaften der Liga gehören. Das wollen wir auch in der Begegnung gegen Magdeburg unter Beweis stellen. Pünktlich zum Top-Spiel dürfen auch wieder bis zu 10.000 Zuschauer dabei sein. Unsere Fans werden uns sicherlich auch noch einmal nach vorne pushen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was hier unter normalen Umständen los wäre.

Ein Aufstiegsplatz ist nach aktuellem Stand scheinbar für den FCM "reserviert". Wie schwierig, wird es, den zweiten direkten Aufstiegsplatz für sich zu behaupten?

Darüber denken wir noch gar nicht nach. Wichtig ist, dass wir konstant unsere Leistungen bringen. Aktuell befinden wir uns zurecht auf dem zweiten Platz. Das kann sich aber auch sehr schnell wieder ändern. Wir sind bislang gut damit gefahren, uns immer nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren, ohne große Töne zu spucken.

Sie wurden in den Nachwuchshabteilungen des FC Schalke 04, Rot-Weiss Essen und Fortuna Düsseldorf ausgebildet – alles Vereine mit einer großen Tradition. Welche Rolle spielt für Sie das Image des Vereins?

Spieler, die bereits bei solchen Vereinen unter Vertrag standen, werden es bestätigen können: Es macht sehr viel Spaß, ein Teil dieser Klubs zu sein. Im ganzen Verein und dem Umfeld ist die Euphorie bei den Spielen und auf den Rängen spürbar.

Während Ihrer Zeit bei Fortuna Düsseldorf standen Sie einmal in einem Zweitliga-Spiel im Kader, kamen aber nicht zum Einsatz. Treibt Sie diese Erinnerung an, in der Bundesliga spielen zu wollen?

Ich stehe noch am Anfang meiner Karriere. Sicherlich ist es ein Traum eines jeden Fußballers, in den höchsten Spielklassen auf dem Platz zu stehen. In Düsseldorf habe ich erlebt, was möglich ist. Dieses Ziel möchte ich während meiner Laufbahn noch realisieren.  

   

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