Tim Stegerer im Interview: "Wir starten mit einem großen Ziel"

Als Jugendlicher stand Tim Stegerer im Fanblock, heute ist er Profi beim 1. FC Saarbrücken. Der gebürtige Saarbrücker stieß im Juli 2012 vom Oberligisten Auersmacher zum Bundesliga-Gründungsmitglied und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Profimannschaft: 56 Drittliga-Partien stehen seitdem zu Buche. Sein bisheriges Highlight erlebte der 25-Jährige im vergangenen August, als er im DFB-Pokal gegen Werder Bremen in der Verlängerung das wichtige 2:1 beim späteren 3:1-Heimsieg erzielte. Im Interview mit liga3-online.de spricht er über die Erwartungen der Hinrunde, seine Entwicklung in der Dritten Liga und das anstehende Saarderby.

liga3-online.de: Tim Stegerer, Sie kommen gerade aus dem Trainingslager. Welche persönlichen und mannschaftlichen Entwicklungen bringen Sie mit?

Tim Stegerer: Das Trainingslager hat richtig Spaß gemacht. Die Bedingungen waren hervorragend, sowohl unser Hotel als auch die Trainingsplätze. Wir konnten sehr intensiv arbeiten. Ich denke aber, unsere Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Die Vorbereitungszeit war sehr kurz. Dennoch freuen wir uns, dass es jetzt wieder losgeht und wollen natürlich direkt mit einem positiven Ergebnis starten.

Sie haben in dieser Saison als Rechts- und Linksverteidiger gespielt, im Jahr davor auch im defensiven Mittelfeld. Daher kann man Sie sicherlich als „Defensiv-Allrounder“ bezeichnen. Wie wirken sich die bisherigen Transfers auf die Konkurrenzsituation in der Mannschaft und für Sie persönlich aus?

Durch die Neuzugänge erhalten wir mehr Unterstützung. Wir hatten im letzten Halbjahr viele Langzeitverletzte, dass konnten wir nicht abfedern. Jetzt sind wir in der Breite des Kaders besser aufgestellt. Durch die dazugewonnene Qualität herrscht natürlich auch eine größere Konkurrenzsituation, aber das gehört zum Fußball dazu. Es geht für jeden darum, das Beste für unseren Verein rauszuholen.

Wie sehen Sie auf diesem Hintergrund die Chancen auf den Klassenerhalt und die Weiterentwicklung der Mannschaft?

Wenn man nur von den Neuzugängen ausgeht, sieht man, dass dies fast alles gestandene Spieler sind. Sie bringen einiges an Erfahrung aus der 1. und 2. Bundesliga mit. Dadurch haben wir bereits eine Qualitätssteigerung. Charakterlich passt das alles auch schon gut zusammen, die Integration verlief, denke ich, reibungslos. Jetzt müssen wir auch auf dem Platz eine Einheit werden. Wir gehen gestärkt in die restliche Runde und haben unsere Chancen auf den Klassenerhalt durch die Neuzugänge erhöht.

Vor der Saison wurde der FCS hoch gehandelt. Die guten Leistungen im DFB-Pokal konnten Sie jedoch kaum auf die Liga übertragen. Woran lag es, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden konnten?

Klar ist, wir haben nicht das auf den Platz bringen können, was wir selbst von uns erwarten. Wir hatten auch gezeigt, dass wir es besser können, wie beispielsweise in den angesprochenen Spielen im DFB-Pokal. Uns kamen vielleicht die Teams mehr entgegen, die selbst viel Offensivdrang entwickeln wollen. Letztendlich ist es uns aber nicht gelungen, unsere Leistungen konstant abzurufen, dazu kam auch noch großes Verletzungspech. Wir starten jetzt mit einem großen Ziel, dem Klassenerhalt, in die verbleibenden 17 Spiele. Darauf haben wir uns in der Vorbereitung eingestimmt und das wollen wir erreichen.

Dass Ihnen Mannschaften mit guter Spielanlage entgegenkommen, konnte man z. B. auch im Spiel gegen RB Leipzig sehen.

Wenn wir den nötigen Raum haben, können wir ihn auch nutzen. Von diesen Situationen gilt es sich mehr zu erarbeiten, damit wir ein erfolgreiches zweites Halbjahr abliefern.

Sie kamen 2012 vom SV Auersmacher zum FCS. Dort waren Sie zunächst für die zweite Mannschaft in der Oberliga vorgesehen. Wie sehen Sie seither Ihre persönliche Entwicklung und wie ist für Sie die Umstellung zur Dritten Liga?

Beim SV Auersmacher hatte ich in der Saarlandliga vier schöne Jahre. Dann kam das Angebot, für den FCS in der Oberliga zu spielen. Da ich dort bereits fünf Jahre lang in der Jugend gespielt hatte, war der Wechsel eine Herzensangelegenheit für mich. Während der Vorbereitung gab es dann das Gespräch mit Jürgen Luginger (damaliger Cheftrainer der ersten Mannschaft, Anm. d. Red.). In der dritten Liga habe ich dann recht schnell Fuß gefasst. Am Anfang war es zwar schwierig, sich an das Tempo zu gewöhnen. Ähnlich wie jüngere Spieler habe ich mir in den ersten Spielen aber überhaupt keinen Kopf gemacht. Da ich gelernter Versicherungskaufmann bin, war es auch wichtig, die Trainingszeiten mit meinem Beruf in Einklang zu bringen. Das war aber kein Problem.

Sie haben die dritte Liga als „Kampfliga“ charakterisiert. Kommt das auch Ihrer eigenen Anlage als Defensivspieler entgegen?

Spiele werden in der Defensive gewonnen. Dass die dritte Liga von Kampf und Balleroberung geprägt ist, kommt mir entgegen.

Im Zuge des Umbruchs in der Mannschaft wurden auch Spieler aussortiert. In einem anderen Interview von liga3-online.de fiel einmal der Satz, dass es weniger die Leistung, als die Sympathie sei, die einen Spieler auf den Platz bringe. Wie sehen Sie diese Aussage und wie erleben Sie derartige Vorgänge?

Ich weiß nicht, von wem diese Aussage stammen soll, aber das kann ich nicht bestätigen. Entscheidend ist immer die Leistung auf dem Platz, denn letztendlich definiert sich darüber der Erfolg. Nichts anderes habe ich bisher erlebt.

Tim Kruse ist inzwischen zum Halleschen FC gewechselt. Gegenüber der „Bild“ erklärte er, dass es zwischen ihm und Trainer Milan Šašiç einfach nicht gepasst habe. Was meint er damit, spielt die „zwischenmenschliche Chemie“ doch eine stärkere Rolle?

Wie eben schon gesagt, die Leistung entscheidet, so habe ich es bisher immer erlebt.

Machen Sie sich als Spieler nach einem Trainerwechsel neben der Leistung auf dem Platz auch Gedanken über weitere Faktoren, die zu einem guten Verhältnis mit einem neuen Trainer beitragen können?

Nein, darüber macht man sich keine Gedanken, zumindest ich. Natürlich überlegt man, wie man auf sich aufmerksam machen kann, aber das geht nur durch Leistung.

Welchen Einfluss hat die Verpflichtung eines neuen Trainers auf die Strukturen in der Mannschaft und bestehende Hierarchien, löst sich dann erstmal alles auf?

Dass sich dann direkt alles neu strukturiert, kann ich nicht sagen. Eine Hierarchie bildet sich oft ganz automatisch und definiert sich auch über die Leistungen auf dem Platz.

Fortsetzung: Tim Stegerer über das Derby gegen Elversberg

 

FOTO: Dieter Schmoll

 

 

 

   
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