Thomas Stratos im Interview: "Wir sind gut vorbereitet!"

Seit fünf Wochen ist Thomas Stratos jetzt Trainer beim SSV Jahn. Der 46-jährige, der in der Elf des Jahrhunderts von Arminia Bielefeld steht, kam über die Stationen Gütersloh und Hamm zum SC Wiedenbrück, wo er vier Jahre als Trainer arbeitete und den Verein von der sechsten in die vierte Liga führte. Letztes Jahr machte der Deutsch-Grieche seine FIFA-Pro-Lizenz in Griechenland – und nun startet der frisch gebackene Fußball-Lehrer mit dem SSV Jahn Regensburg in die 3. Liga. Im Interview mit liga3-online.de spricht er über seine bisherige Zeit in Regensburg und die bevorstehende Saison…

liga3-online.de: Hallo Thomas! Du bist seit mittlerweile fünf Wochen in Regensburg. Hast Du Dich bisher gut eingelebt? Wie hast Du die Zeit – auch außerhalb des Trainings – verbracht?

Thomas Stratos: Hallo! Ich hatte natürlich wenig Freizeit, aber das ist nicht das Wichtige. Das entscheidende ist das Training. Es ist eine schöne Sache jeden Tag eine Mannschaft zu trainieren, das steht im Mittelpunkt. Dazwischen mache ich mir immer Gedanken: Was kann ich verbessern usw. Alles dreht sich um den Fußball. Natürlich ist es schön auch mal zu entspannen, wenn ich Abends beim Griechen sitze mit der Aussicht auf eine so schöne Stadt. Das ist dann perfekt!

Eine Frage, die vielleicht schon öfter in Interviews gestellt wurde: Warum fiel die Wahl auf den SSV Jahn Regensburg? Du hattest sicher auch andere Angebote.

Ja, ich hatte Angebote aus der Regionalliga, aber wenn man den Fußball-Lehrer macht, dann für die 1., 2. oder 3. Liga. Darauf habe ich lange gewartet. Ich war auch im Gespräch bei einem anderen Drittligisten, aber die haben sich viel später entschieden. Ich war aber froh, dass ich das Angebot vom Jahn bekommen habe, in der 3. Liga zu trainieren. Für einen Trainer, der bisher nur in der Regionalliga gearbeitet hat und danach ein Jahr weg war, ist das eine sehr gute Möglichkeit.

Von außen wird aktuell häufig die Kritik hereingetragen, dass der Jahn mit der Besetzung des Co-Trainers die "billigste" Lösung gesucht hätte, also dass der bisherige Teamkoordinator Harry Gfreiter jetzt Dein neuer Co-Trainer ist und Du selbst keinen externen mitgebracht hast. Was sagst Du zu dieser Kritik und wie ist die Arbeit mit Harry?

Ich finde solche Äußerungen von außen unfair gegenüber Harry. Es ist immer einfach zu sagen, es ist eine "Billiglösung". Aber wir arbeiten zusammen, wir sind Partner. Wenn man meine Arbeit bewertet, dann ist der Harry da mit eingenommen. Wenn ich etwas zur Mannschaft sage, sage ich zwar immer ich, mit diesem ich sind aber stets wir gemeint. Das habe ich auch so bei meiner ersten Mannschaftsansprache gesagt. Harry und ich sind ein Team – das finde ich ganz wichtig. Ich vertraue ihm, er weiß immer alles von mir. Wenn das nicht so wäre, dann wäre der Harry nicht da. Es ist eine gute Zusammenarbeit.

Du hast Sebastian Nachreiner kürzlich zum Kapitän bestimmt und nicht den letztjährigen Ersatzkapitän Oliver Hein. Warum hast Du Dich für "Wastl" und gegen "Oli" entschieden?

Zunächst einmal habe ich mich nicht gegen Oli entschieden, es ist nicht richtig, wenn man das sagt. Ich bin hier hergekommen ohne zu wissen, wer was in der Mannschaft gewesen ist. Ich habe mir alles angesehen und nun die Mannschaft so aufgestellt, wie ich mir das vorstelle. Von daher war das eine Entscheidung für Sebastian Nachreiner, weil er der ruhigste und besonnenste von allen ist und weil er hinten alles im Griff hat. Zudem spielt er auf einer Position, wo er Spiele führen kann.

So hast Du es also auch bei der Torwartfrage gehalten? Patrick Wiegers wird ja Stammtorhüter in der Liga, Bernhard Hendl hält im Pokal…

Richtig. Auch hier habe ich nicht auf das Alter oder auf die bisherigen Verdienste geschaut. Ich habe zwei sehr gute Torhüter und vertraue beiden. Ich habe mir beide – als gleichwertige Keeper – angesehen und dann geschaut: Wer ist der bessere? Wenn sich der Patrick mal verletzt, was immer passieren kann, dann ist der zweite Torwart dran. Deswegen finde ich es wichtig, dass auch Ersatzspieler Spielpraxis bekommen. Ich werde sowieso immer schauen, dass ich unter der Woche Spiele einbaue, dass diejenigen Spielen, die am Wochenende vielleicht nur auf der Bank sitzen. Oder ich werde schauen, dass sie in der zweiten Mannschaft eingesetzt werden. Nur vom Training bekommen sie keine Spielpraxis. Das Pokalspiel ist da eine perfekte Gelegenheit für den Bernhard, sich auch mal im Wettkampf zeigen zu können.

Wie lief die Vorbereitung?

Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, auch im Trainingslager hat alles gepasst! Die Testspiele waren so, wie ich mir das vorgestellt habe. Man kann sagen: Wir sind gut vorbereitet!

Derzeit sind 22 Spieler im Kader – das war die von Dir ausgegebene Wunschgröße. Gibt es trotzdem noch Baustellen bzw. werden noch Transfers getätigt?

Wir schauen uns immer um. Im Augenblick ist nicht jede Position doppelt besetzt, wenn es sich also anbietet, ist ein weiterer Transfer möglich. Es könnte auch passieren, dass mal ein Spieler zum Probetraining kommt. Vorausgesetzt natürlich, die Jungs passen zu uns. Aber wir schauen uns immer um.

Das offizielle Saisonziel heißt ja "Gesichertes Mittelfeld"…

Wenn man mich fragt, wie das Saisonziel lautet, muss ich natürlich etwas sagen, auch wenn ich keine gute Antwort habe. Das Ziel kann ich zu dem jetzigen Zeitpunkt nämlich einfach noch nicht sagen.

Gut, dann frage ich anders: Ist der direkte Wiederaufstieg denn realistisch?

Das kommt darauf an. Wir warten jetzt die ersten vier, fünf Spiele ab – dann hat man eine Einschätzung. Wir schauen uns die Gegner an, wir schauen uns unser Spiel an. Wie sind die Jungs damit klargekommen? Dann können wir darüber nachdenken, wie die Möglichkeiten sind: Geht es nach oben, müssen wir nach unten schauen? Oder bleibt es im Mittelfeld? Alles ist da theoretisch drin. Aber eben erst dann ist eine realistische Prognose möglich. Alles, was man vorher sagt, ist einfach eine Art Fragen zu beantworten, damit alle zufrieden sind. Mehr nicht.

Das Auftaktprogramm passt da ja perfekt: Unterhaching, Heidenheim, Duisburg, Chemnitz und Dortmund… Da ist aus jedem Bereich der Liga – oben wie unten – was dabei.

Genau. Das muss man abwarten, erst dann kann man sehen, wie die Saison verlaufen kann.

Mit Union Berlin hat der Jahn im Pokal einen guten Zweitligisten zugelost bekommen. Wie schätzt Du die Chancen ein? An einem guten Tag…?

… kann ein Drittligist sogar einen Erstligisten schlagen. Es muss natürlich alles passen. Der Gegner muss mitspielen – was er freiwillig aber nicht tun wird. Dann müssen wir das eben anders angehen . Prozentual möchte ich keine Prognose abgeben, aber wir haben die Möglichkeit weiter zu kommen. Lassen wir uns überraschen, was wir aus der Möglichkeit an diesem Tag machen.

Wirst Du das Pokalspiel anders als in der Liga angehen lassen? Eventuell defensiver als gegen gleichklassige Teams wie Unterhaching?

Nein, wir werden das genauso angehen, wie wir Ligaspiele angehen werden. Wir werden sehen, wie agiert der Gegner? Was lässt er uns für Möglichkeiten? Und damit werden wir arbeiten.

Kommen wir zur letzten Frage: Wie wichtig ist Dir und der Jahnelf die Unterstützung der Fans? Spürt es die Mannschaft, wenn die Stimmung auf den Rängen gut oder schlecht ist oder lässt sie das kalt?

Ich vergleiche das immer mit meiner Karriere, wenn ich in das Stadion eingelaufen bin. Wenn Du Gänsehaut bekommst und dann merskt, dass die Fans dahinter stehen und wie positiv die Leute das Spiel sehen, dann bringst Du immer ein Tick mehr. Die Spannung ist viel höher, Du bist immer ein bisschen bereiter… Du spielst auch ganz anders. Das ist also ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Was auch wichtig ist: Wenn Dir 20.000 zujubeln, dann kriegst Du das mit. Wenn Dich aber neben den 20.000 auch nur zehn beschimpfen, dann kriegst Du das auch mit. Das Negative überwiegt da immer. Das ist sehr entscheidend und da ist es wichtig, dass die Fans hinter einem stehen. Wenn es heißt, die Fans tragen Dich zum Sieg, dann ist da immer was dran.

Dann sind wir schon am Ende! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast und Viel Erfolg am Samstag!

Gerne! Danke und bis zum nächsten Mal!

Foto: SSV Jahn Regensburg

   
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