"Wer uns schon auf dem Rathausplatz sieht, liegt falsch"

Trainer Daniel Thioune vom Überraschungs-Tabellenführer VfL Osnabrück wehrt sich nicht grundsätzlich gegen die aufgekommenen Aufstiegsträume bei den Niedersachsen. "Ich bremse die Euphorie nicht. Vielmehr sollten wir sie konservieren, ohne die Demut zu verlieren", meint der VfL-Coach im Interview auf "dfb.de" in Anspielung auf Osnabrücks große Sorgen um den Klassenerhalt in der zurückliegenden Saison.

Zwei-Punkte-Schnitt als Herausforderung

Entsprechend mahnte Thioune seine Spieler trotz des bisher überaus erfolgreichen Saisonverlaufs mit nur einer Niederlage zu fortgesetzter Konzentration und den Anhang der Lila-Weißen zu Realitätssinn. "Niemand sollte plötzlich meinen, dass die Saison ein Selbstläufer wird. Wer uns im Mai schon auf dem Rathausplatz sieht, liegt falsch", stellt der 44-Jährige klar. Über die mögliche Rückkehr in die zweite Liga würde in Osnabrück derzeit auch nicht gesprochen: "So weit denken wir noch nicht."

Im Vergleich zum letztjährigen Aufsteiger SC Paderborn fehlt dem VfL-Team trotz bisher schon durchschnittlich über zwei Punkten pro Begegnung aus Thiounes Sicht noch die Stabilität. "Wir haben noch keine Mannschaft aus dem Stadion geschossen. Der SCP hat nahezu jeden Gegner beherrscht", sagt der ehemalige Profi. Die Zielsetzung der Osnabrücker ist denn auch zumindest vorübergehend noch etwas unterhalb der Aufstiegsränge aufgehangen: "Ein Zweierschnitt würde nach 38 Spieltagen sicher einen der ersten fünf Plätze bedeuten. Den zu halten, ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen."

Die Tabellenführung mit drei Punkten Vorsprung auf den lauernden Erzrivalen Preußen Münster und einem Polster von sogar schon sechs Zählern auf den Relegationsplatz empfinden Thioune und seine Mannschaft dabei offenbar nicht als Bürde. "Bei uns hat sich durch die Erfolge eine positive Dynamik entwickelt. Wir sprechen jetzt nicht plötzlich von großen Zielen, fühlen uns aber in der Rolle des Gejagten wohl."

Osnabrücker Wandel durch Kaderplanung

Den Wandel seiner Mannschaft von einem Abstiegskandidaten in der Vorsaison zu einem Aspiranten auf den Aufstieg führt Thioune auf die personelle Zäsur in der Sommerpause mit "einigen schwierigen Entscheidungen" zurück. In der abgelaufenen Spielzeit hätten "viele Bausteine nicht zusammengepasst", doch durch "Teamarbeit bei der Spielersuche" sei die Situation nunmehr "anders": Osnabrücks Stärke im Spiel gegen Ball gepaart mit "extremer Effizienz" im Offensivbereich "geht nur im Team – und das sind wir". Einen markanten Unterschied zur Kritik während der problematischen Vorsaison hat Thioune zudem im Umfeld des Vereins registriert: "Das Schulterklopfen wird lauter."

In das nächste Spiel am Samstag beim VfR Aalen will Thioune seine Mannschaft gleichermaßen mit dem Selbstbewusstsein des Spitzenreiters einerseits und Respekt andererseits schicken. "Es ist schon so, dass wir unser Ding durchziehen wollen. Dennoch müssen wir den Plan immer auch dem Gegner anpassen", verdeutlicht Thioune seine Philosophie des Machbaren. Seinen Aalener Kollegen Argirios Giannakis hält der ehemalige Offensivspieler für einen "Taktikfuchs, der sich bestimmt etwas ausdenken wird". Als beste Gegenmaßnahme schätzt Thioune größtmögliche Bemühungen seiner Elf ein, "den Gegner möglichst nicht ins Spiel kommen zu lassen."

   
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