Thiele unter Tränen: "Es tut so weh, aber wir greifen wieder an"

Er ist geplatzt, der Traum vom Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Mit der 1:4-Niederlage gegen Ingolstadt und dem gleichzeitigen Heimsieg des 1. FC Saarbrücken gegen Dortmund II hat Energie Cottbus den dritten Tabellenplatz auf den letzten Metern noch hergegeben und muss am Ende mit Rang 4 leben. Timmy Thiele vergoss bittere Tränen, machte aber direkt eine Kampfansage.
"Unfassbar schwer"
Im Regen standen sie nach Abpfiff, die Spieler des FC Energie Cottbus. Und das nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes, nachdem der Himmel während der zweiten Halbzeit seine Schleusen geöffnet hatte. Es passte zu diesem Samstagnachmittag, an dem der FC Energie den Aufstieg verspielt hat. Mit einem Sieg gegen Ingolstadt hätten die Lausitzer aus eigener Kraft den Einzug in die Relegation geschafft, nun steht lediglich Platz 4 zu Buche. Und als wären die Spieler nicht schon nass genug gewesen, kamen bei dem einen oder anderen auch noch bittere Tränen hinzu.
So etwa bei Timmy Thiele, der nach Spielende hemmungslos weinte. Als er einige Minuten später zum Interview mit "MagentaSport" kam, war seine Stimme noch immer brüchig. "Erstmal möchte ich allen ein großes Dankeschön sagen", leitete er ein und musste dabei immer wieder schluchzen. "Das war eine unglaubliche Saison und ein unglaublicher Ritt." Er sei zwar ein alter Mann, "aber ich glaube, das hört nie auf. Es tut so weh, weil wir uns das extrem gewünscht haben". Zwar würden Niederlagen zum Fußball dazugehören, dennoch sei es jetzt einfach "unfassbar schwer, weil wir das für uns als Mannschaft, für den Verein und für die Leute, die wieder alles gegeben haben, nicht geschafft haben".
Pokal-Qualifikation als "großer Trost"
Dennoch blickte der Stürmer auf eine "krass gute Saison" zurück, die auf einem respektablen vierten Tabellenplatz endet. Damit sind die Lausitzer nach dem Aus im Landespokal immerhin für den DFB-Pokal qualifiziert. Für Trainer Claus-Dieter Wollitz ein "großer Trost", der er am Ende der Saison auch verdient sei. Auch die Fans feierten die Mannschaft trotz des verpassten Aufstiegs minutenlang und munterten sie wieder auf. "Das hat uns die Saison getragen, es war ein perfektes Zusammenspiel. Wir haben alles auf dem Platz gegeben, die Fans alles für uns."
Trainer Claus-Dieter Wollitz verspürte indes "viel Leere" und "maximale Enttäuschung" – auch aufgrund der verlorenen Partie. "Bis zum 1:2 waren wir die klar bessere Mannschaft. Ingolstadt hat heute alles reingeworfen, weil sie natürlich wollen, dass wir in der Liga bleiben. Die anderen Mannschaften haben natürlich mehr Wucht, auch wirtschaftlich. Daher sehen sie uns nächstes Jahr nicht als Konkurrent." Am Ende probierte der FCE zwar nochmal alles, um irgendwie zwei Tore zu erzielen, stattdessen schlug es in der Nachspielzeit nochmal doppelt ein. "Wir haben in den letzten beiden Heimspielen acht Gegentore bekommen. Da ist es natürlich auch schwierig, gewisse Tabellenplätze zu erreichen."
"Wir kommen zurück"
Die Relegation hätte Energie nicht nur wirtschaftlich gut getan, "sondern dem Verein auch nochmal einen Schub gegeben", meinte Wollitz, der wie Thiele die Fans lobte: "Wir haben die ganze Saison ein außergewöhnliche Unterstützung bekommen." Umso größer der Schmerz, die Fans nicht belohnt zu haben. Doch so bitter der Moment auch war, richtete Thiele die Blicke gleich wieder nach vorne – und machte eine Kampfansage: "Wir kommen zurück, werden gemeinsam nächste Saison wieder angreifen und hoffentlich dann das große Ganze schaffen."
So weit voraus wollte Wollitz noch nicht denken, zumal der 59-Jährige einen großen Umbruch befürchtet: "Wir haben trotz dieser famosen Saison einiges zu verändern, um nächstes Jahr nicht in Gefahr zu geraten." Das zweite Drittliga-Jahr, es könnte ein schwieriges für den FCE werden. Entsprechend werde es zunächst darum gehen, den Klassenerhalt zu schaffen. Die Spieler werde er indes jetzt erstmal in den Urlaub schicken: "Sie sollen sich erholen."