Strittige Szenen am 8. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 8. Spieltag hat er sich sechs Szenen einmal genauer angeschaut.
Szene 1: Andre Hainault trifft für den FCM, Schiedsrichter Christian gibt den Treffer jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]
Babak Rafati: Der Zweikampf im Strafraum ist im Rahmen des Erlaubten, denn der Angreifer setzt seine Arme nicht ein, sondern rempelt allenfalls mit dem Körper korrekt den Verteidiger, der sich sehr schnell und dankbar fallen lässt und erst gar nicht zum Kopfball hoch steigt. Der Schiedsrichter deutet anschließend per Gestik an, dass der Angreifer geschoben haben soll. Die Schiedsrichter haben vor der Saison die Anweisung bekommen, verschärft auf Foulspiele im Strafraum zu achten. Dass sich dann solche Entscheidungen ergeben, die etwas kleinlich sind, versteht sich von selbst. Hier liegt eine Fehlentscheidung vor. Das Tor hätte somit zählen müssen.
Szene 2: Fabian Baumgärtel (Stuttgarter Kickers) bekommt den Ball im Strafraum an die Hand, Dietz lässt weiterspielen – kein Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 4:10]
Babak Rafati: Fabian Baumgärtel bekommt aus kurzer Entfernung im eigenen Strafraum den Ball an die Hand geschossen. Dabei geht der Ball an die Hand und nicht anders herum. Zudem dreht sich der Verteidiger weg, kann dabei nichts sehen und hat zudem eine natürliche Körperhaltung, sodass keinesfalls eine Vergrößerung der Körperfläche vorliegt. Hier lässt der Schiedsrichter zurecht weiterspielen und das ist folglich eine richtige Entscheidung.
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Szene 3: Energie Cottbus trifft zum 2:0, Schiedsrichter Robert Schröder gibt den Treffer aber nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:30]
Babak Rafati: Zum Zeitpunkt der Flanke stehen zwei Angreifer von Cottbus nach Ansicht der vorliegenden TV-Bilder im Abseits. Einer dieser beiden köpft den Ball ins Tor. Der Schiedsrichter gibt den Treffer jedoch nicht. Eine richtige Entscheidung.
Szene 4: Soufian Benyamina (Hansa Rostock) erzielt das 1:1, stützt sich beim Kopfball jedoch auf – der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 1:55]
Babak Rafati: Soufian Benyamina stützt sich beim Kopfball klar mit dem linken Arm auf seinen Gegenspieler auf, um an den Ball zu kommen. Der Cottbuser hat dadurch überhaupt keine Chance zum Kopfball hochzusteigen. Bemerkenswert, dass der Verteidiger anschließend überhaupt nicht reklamiert, aber das wird daran liegen, dass er erst 18 Jahre alt und somit noch unerfahren ist. Hier liegt eine Fehlentscheidung vor – das Tor hätte nicht zählen dürfen. Das Spiel hätte mit einem Freistoß für Cottbus fortgesetzt werden müssen.
Szene 5: Marco Kofler (Hansa Rostock) foult Patrick Breitkreuz (Energie Cottbus) im Strafraum, Schröder pfeift kein Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]
Babak Rafati: Marco Kofler läuft zwar sehr robust auf seinen Gegenspieler zu, jedoch rempelt er korrekt mit angelegtem Arm seinen Gegenspieler Patrick Breitkreuz. Diese Spielwiese ist im erlaubten Bereich und vollkommen regelgerecht, auch wenn der Angreifer zu Fall kommt. Hier weiterspielen zu lassen, ist eine absolut richtige Entscheidung vom Schiedsrichter.
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Szene 6: Mario Erb (Rot-Weiß Erfurt) bekommt den Ball an die Hand, Schiedsrichter Steffen Mix gibt Elfmeter für Aue. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]
Babak Rafati: Der Angreifer von Aue köpft den Ball nach einer Flanke auf das Tor von Erfurt. Mario Erb nimmt bewusst seinen Arm zu Hilfe und verhindert, dass der Ball auf das Tor geht. Das Ganze geschieht zwar aus kurzer Entfernung, der Verteidiger vergrößert allerdings seine Körperfläche mit dem Arm und verhindert einen guten Angriff. Hier liegt keine Verhinderung einer eindeutigen Torchance vor, denn der Torwart wäre in der betreffenden Ecke gewesen. Die Entscheidungen, einen Strafstoß zu verhängen und nur die gelbe Karte zu zeigen, sind vollkommen richtig.