Strittige Szenen am 38. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die Elfmeter für Braunschweig, Cottbus, Karlsruhe und Wiesbaden, das Foul von Pfitzner, der Platzverweis gegen Menz, das 1:0 für Großaspach und das 4:1 für Kaiserslautern: Am 38. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de acht Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga & FIFA Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 48-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf ist Rafati heute Mentalcoach für Profifußballer und Manager sowie ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, u.a. bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation (www.babak-rafati.de).[/box]

Szene 1: Marcel Bär (Eintracht Braunschweig) nimmt den Ball im Strafraum an und schießt ihn auf das Tor. Dabei trifft das Spielgerät den ausgefahrenen Arm von Tim Kruse (Energie Cottbus), Schiedsrichter Daniel Schlager gibt Elfmeter für Braunschweig. [TV-Bilder – ab Minute 0:30]

Babak Rafati: Bärs Ballannahme ist regelgerecht, denn er nimmt den Ball mit der Brust und nicht mit dem Arm an. Danach schießt er im gegnerischen Strafraum Kruse den Ball aus kurzer Entfernung an die Hand. Dabei geht die Hand des Cottbusers überhaupt nicht zum Ball. Auch ist der Arm nicht zur Vergrößerung der Körperfläche im Einsatz. Das ist eine absolut natürliche Haltung und daher nicht strafbar. Warum der Schiedsrichter in dieser Szene auf absichtliches Handspiel entscheidet, bleibt sein Geheimnis. Eine klare Fehlentscheidung, auf Strafstoß für Braunschweig zu entscheiden.

Szene 2: Für ein Foul an Marcelo Freitas (Energie Cottbus) sieht der bereits gelb verwarnte Marc Pfitzner (Eintracht Braunschweig) keine Karte. [TV-Bilder – ab Minute 1:25:30]

Babak Rafati: Pfitzner kommt im Mittelfeld etwas zu spät und tritt de Freitas unglücklich auf den Fuß. Das ist natürlich ein Foulspiel, jedoch nicht gelbwürdig, da keine Dynamik dahinter ist und die Aktion absolut dem Ball gilt. Somit eine richtige Entscheidung, in dieser Szene Pfitzner keine weitere Karte zu zeigen.

Szene 3: Christoph Menz (Eintracht Braunschweig) nimmt bei einem Schuss von Lasse Schlüter (Energie Cottbus) die Arme raus und blockt den Ball. Elfmeter für Cottbus. [TV-Bilder – ab Minute 1:20]

Babak Rafati: Schlüter will den Ball in den Strafraum von Braunschweig flanken. Dabei fährt Menz klar den Arm heraus und blockt den Ball. Das ist ein absichtliches Handspiel und somit strafbar. Der Arm hat dort nichts zu suchen. Eine richtige Entscheidung, einen Strafstoß für Cottbus zu pfeifen.

Szene 4: Einen Schubser von Christoph Menz (Eintracht Braunschweig) wertet Schlager als Tätlichkeit und zeigt ihm glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 2:07:00]

Babak Rafati: Menz gerät beim Klärungsversuch zunächst einmal in Bedrängnis und kommt dadurch außerhalb des Spielfeldes in Kontakt mit den gegnerischen Auswechselspielern. Als er wieder auf das Feld zurücklaufen will, wird er von einem dieser Auswechselspieler außerhalb des Spielfeldes durch leichtes Beinstellen unsportlich attackiert. Menz stößt daraufhin seinen Gegenspieler leicht weg und versucht sich zu befreien. Das ist keine Tätlichkeit oder Schlagen. Dieser leichte Schubser ist ebenso ein unsportliches Verhalten und hätte nur mit der gelben Karte bedacht werden dürfen. Die rote Karte ist eine klare Fehlentscheidung. Das Vergehen des Auswechselspielers wird vom Schiedsrichter richtigerweise mit der gelben Karte geahndet.

 

Szene 5: Marco Hingerl (Sonnenhof Großaspach) und Nico Brandenburger (Fortuna Köln) prallen zusammen, Schiedsrichter Tobias Schultes gibt Freistoß für Großaspach, aus dem das 1:0 fällt. [TV-Bilder – ab Minute 1:15]

Babak Rafati: Hingerl legt sich vor dem Strafraum von Köln den Ball an Brandenburger vorbei und will anschließend an ihm vorbei laufen, prallt aber mit ihm zusammen. Brandenburger kann sich nicht in Luft auflösen, versucht sogar noch auszuweichen, was ihm natürlich nicht gelingt. Dieser Zweikampf ist korrekt und somit liegt kein Foulspiel vor. Hier hätte es weitergehen müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.

 

Szene 6: Nach einem Zweikampf zwischen Bentley Baxter Bahn (Hallescher FC) und Burak Camoglu (Karlsruher SC) gibt Schiedsrichterin Katrin Rafalski Elfmeter für Karlsruhe. [TV-Bilder – ab Minute 0:50]

Babak Rafati: Camoglu will im gegnerischen Strafraum den Ball blocken, der dahinter postierte Bahn will den Ball klären, tritt Camoglu aber mit dem Fuß in die Hacke und bringt ihn dadurch zu Fall. Eine richtige Entscheidung der Schiedsrichterin, bei dieser Aktion Strafstoß für Karlsruhe zu geben.

 

Szene 7: Im Strafraum kommt es zu einem Duell zwischen Mario Erb (KFC Uerdingen) und Marc Wachs (Wehen Wiesbaden). Elfmeter für Wiesbaden, sagt Schiedsrichter Marcel Gasteier. [TV-Bilder – ab Minute 1:20]

Babak Rafati: Wachs läuft in den Strafraum von Uerdingen und legt sich den Ball an Erb vorbei. Erb wiederum will klären, nimmt den Fuß heraus, trifft Wachs am Fuß und bringt ihn dadurch zu Fall – wenn auch unbeabsichtigt. Der Schiedsrichter hat freie Sicht, sieht diese Aktion und entscheidet völlig zurecht auf Foulspiel und Strafstoß für Wiesbaden.

 

Szene 8: Einen Kopfball von Carlo Sickinger (1. FC Kaiserslautern) schlägt Erik Domaschke (SV Meppen) aus dem Tor, Schiedsrichter Bastian Börner gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 2:30]

Babak Rafati: Man sieht, wie die Fäuste von Domaschke hinter der Torlinie sind, sodass das ein klares Indiz dafür ist, dass der Ball hinter der Torlinie war. Auch die Reaktion des Torhüters spricht Bände. Eine richtige Entscheidung, das Tor für Kaiserslautern zu geben.

 

[box type="info"]Weiterlesen: Wer am häufigsten benachteiligt wurde[/box]

   

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