Strittige Szenen am 28. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 28. Spieltag hat er sich fünf Szenen einmal genauer angeschaut.

Szene 1: Mounir Bouziane (Energie Cottbus) kommt im Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Benjamin Bläser lässt die Partie aber weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 3:30]

Babak Rafati: In dieser Szene steht der Schiedsrichter glänzend zum Geschehen und erkennt sehr gut, dass im Strafraum kein Foulspiel vorliegt. Bouziane lässt sich ohne gegnerische Einwirkung fallen und möchte offensichtlich einen Strafstoß schinden. Es liegt eine klassische Schwalbe vor, aber der Schiedsrichter hätte diesen Täuschungsversuch mit einem indirekten Freistoß gegen Cottbus ahnden und eine gelbe Karte wegen Unsportlichkeit gegen den Cottbuser Angreifer aussprechen müssen. Von einer klassischen Fehlentscheidung kann man hier nicht sprechen, vielmehr, dass es die optimalere Entscheidung gewesen wäre.

Szene 2: Richard Sukuta-Pasu (Energie Cottbus) wird von Julian Riedel (Erzgebirge Aue) geblockt, die Pfeife von Bläser bleibt stumm. [TV-Bilder – ab Minute 7:10]

Babak Rafati: Riedel stellt im Zweikampf nur den Gegenspieler im Rahmen des Erlaubten und blockt den Ball ohne im Ansatz Foul zu spielen. Ein absolut typischer Zweikampf, den der Schiedsrichter auch richtigerweise weiterlaufen lässt.

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Szene 3: Mehmet Kara (Preußen Münster) kommt nach einem Zweikampf mit Michael Kessel (Fortuna Köln) im Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Lasse Kowslowski unterbricht die Partie nicht. [TV-Bilder – ab Minute 3:35]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht nicht ideal zum Zweikampf. Zunächst ist er sehr gut in Position gelaufen, bei der anschließenden Flanke, kommt er nicht mehr schnell genug zum Geschehen. Dadurch ist es für ihn aufgrund der Distanz schwierig die Szene richtig wahrzunehmen. Man sieht wie der Verteidiger Kessel von Köln seinen Gegenspieler Kara umstößt und dieser nicht zum Schuss kommt und dadurch zu Fall kommt. Hier reicht ein kurzer Kontakt, um den Stürmer aus dem Gleichgewicht zu bringen. Somit hätte es Strafstoß für Münster geben müssen und es liegt eine Fehlentscheidung vor.

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Szene 4: Alexander Dercho (VfL Osnabrück) grätscht Niklas Kreuzer (Dynamo Dresden) um und sieht dafür von Schiedsrichter Robert Kampka Rot. [TV-Bilder – ab Minute 25:10]

Babak Rafati: Sicherlich ist Dercho verärgert über den zuvor nicht gepfiffenen Zweikampf im Mittelfeld für Osnabrück und lässt sich dadurch zu dieser übermotivierenden Spielweise leiten. Der besagte Zweikampf ist für den Schiedsrichter nicht ahndungswürdig, daher lässt er weiterspielen, was auch nachvollziehbar ist. Die anschließende Grätsche ist eine Gefährdung der Gesundheit des Gegenspielers und nimmt eine Verletzung in Kauf. Mit vollem Anlauf, unkontrolliert, gestrecktem Bein und der Sohle und Stollen voraus rutscht er seinem Gegenspieler entgegen und trifft ihn am Fuß/Knöchel. Der Schiedsrichter reagiert ohne zu zögern und zeigt dem fehlbaren Spieler die rote Karte. Eine absolut richtige Entscheidung. In solchen Szenen kann man nur hoffen, dass sich der gefoulte Spieler keine größere Verletzung zuzieht und weiterspielen kann.

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Szene 5: Kevin Kunz (Chemnitzer FC) bringt Timo Röttger (SG Sonnenhof Großaspach) zu Fall. Schiedsrichter Benedikt Kempkes gibt Elfmeter und zeigt Kunz die Rote Karte. [TV-Bilder – ab Minute 1:45]

Babak Rafati: Bei dieser Aktion läuft Kunz aus seinem Tor heraus und kommt dabei einen Moment zu spät. Er versucht sicherlich eher am Ball zu sein, jedoch trifft er seinen Gegenspieler, Röttger, in die Beine. Dadurch kommt der Angreifer zu Fall und wird am Weiterlaufen gehindert. Da der Angreifer eine glasklare Torchance hätte, ist die Rote Karte eine folglich richtige Entscheidung, da hier die sogenannte "Notbremse-Regel" anzuwenden ist.

 

[box type="info"]Hinweis: Weitere Szenen konnten aufgrund fehlender TV-Bilder nicht analysiert werden.[/box]

   
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