Strittige Szenen am 26. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Rostock, Paderborn, Münster, Jena und Osnabrück sowie der Strafstoß für Aalen. Am 26. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sieben strittige Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]

Szene 1: Felix Schiller (1. FC Magdeburg) zieht im Strafraum am Trikot von Soufian Benyamina (Hansa Rostock), wodurch dieser zu Fall geht. Einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Patrick Ittrich nicht. [TV-Bilder – ab Minute 4:35]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter hat im Magdeburger Strafraum keine optimale Position zum Zweikampf, weil vier Spieler in seinem Blickfeld stehen und ihm somit die Sicht versperren. Schiller zieht am Trikot von Benyamina und reißt ihn kurz und ansatzlos herunter. Er bringt ihn dadurch entscheidend aus dem Gleichgewicht, sodass dieser zu Fall kommt. Für dieses Trikothalten hätte es einen Strafstoß für Rostock geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen.

 

Szene 2: Nach einem Schuss von Christopher Antwi-Adjej (SC Paderborn) bekommt Patrick Göbel (Würzburger Kickers) den Ball im Strafraum an die Hand, Schiedsrichter Frank Willenborg lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:25:30]

Babak Rafati: Der Arm von Göbel ist angelegt. Es erfolgt keine aktive Bewegung zum Ball, vielmehr bekommt Göbel der Ball von Antwi-Adjej aus kurzer Distanz an den Arm geschossen. Der Arm wird dabei auch nicht zur Vergrößerung der Körperfläche eingesetzt. Somit eine richtige Entscheidung, dieses Handspiel als unabsichtlich auszulegen und das Spiel weiterlaufen zu lassen.

Szene 3: Marlon Ritter (SC Paderborn) wird von Sebastian Neumann (Würzburger Kickers) an der Strafraumkante zu Fall gebracht, Willenborg pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:40]

Babak Rafati: Ritter läuft selbst auf das Standbein von Neumann zu und kommt durch das Einfädeln des eigenen Fußes mit seinem Gegenspieler zu Fall. Ob Ritter das absichtlich tut, kann nicht beurteilt werden. Neumann macht das klug, taktisch geschickt, verhält sich passiv und begeht somit kein Foulspiel. Erst nach dem Kontakt im Bewegungsablauf geht das Bein von ihm mit. Die aktive Bewegung ging jedoch von Ritter aus. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

 

Szene 4: Mike Könnecke (FSV Zwickau) bekommt einen Schuss von Jeron Al-Haizameh (Preußen Münster) im Strafraum an die Hand. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Eric Müller. [TV-Bilder – ab Minute 3:10]

Babak Rafati: In dieser Szene hat der Assistent einen sehr guten Blick zum vermeintlichen Handspiel von Könnecke und wird den Schiedsrichter sicherlich unterstützt haben. Der Ball wird von Al-Haizameh aus kurzer Distanz und voller Wucht an den Arm von Könnecke geschossen. Dabei ist der Arm angelegt, zudem erfolgt keine aktive Bewegung mit dem Arm zum Ball. Auch eine Vergrößerung der Körperfläche liegt nicht vor. Somit eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

 

Szene 5: Guillaume Cros (Carl Zeiss Jena) geht nach einer Grätsche von Jens Möckel (Rot-Weiß Erfurt) im Strafraum zu Boden, Schiedsrichter Benjamin Cortus lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:15]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter hat freie Sicht zum Zweikampf. Möckel versucht den Ball durch Hineingrätschen vor Cros zu klären, trifft ihn jedoch mit seinem Nachziehbein in die Hacke und bringt ihn dadurch zu Fall. Der Schiedsrichter hat sich vermutlich durch den zeitlich kurz verzögerten Faller von Cros täuschen lassen und den Zweikampf nur daran gemessen. Dieser Tritt ist aber ein Foulspiel und hätte Strafstoß für Jena sowie eine gelbe Karte gegen Möckel nach sich ziehen müssen. Somit eine Fehlentscheidung, nicht auf Elfmeter zu entscheiden.

 

Szene 6: Luca Schnellbacher (VfR Aalen) kommt im Strafraum an den Ball und geht nach einem Kontakt von Jovan Vidovic (SV Meppen) zu Fall. Schiedsrichter Florian Kornblum gibt Elfmeter für Aalen. [TV-Bilder – ab Minute 1:49:25]

Babak Rafati: Eine für den Schiedsrichter schwierige und undurchsichtige Situation. Zwei Verteidiger und ein Angreifer gehen im Zweikampf zum Ball, der zu diesem Zeitpunkt in der Luft ist. Danach kommt Schnellbacher zu Fall. Der erste Verteidiger begeht kein Foulspiel. Der Verteidiger hinter dem Stürmer läuft nach vorne, kreuzt diesen und kommt einen Moment zu spät. Dabei trifft er diesen, nachdem Schnellbacher zuerst am Ball ist, mit dem Knie am Fuß. Dadurch, dass der Angreifer beim Kontakt in der Luft ist, reicht ein kleiner Kontakt, um den Gegenspieler aus der Kontrolle zu bringen. Eine richtige Entscheidung, Strafstoß für Aalen zu pfeifen.

 

Szene 7: Im Strafraum wird Tim Danneberg (VfL Osnabrück) von Nico Gutjahr (SG Sonnenhof Großaspach) zu Fall gebracht, Schiedsrichter Nicolas Winter lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:43:25]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter läuft sehr gut in Position und hat dadurch eine glänzende Sicht zum Zweikampf. Gutjahr nimmt den Arm zwar heraus, jedoch ist das kein Foulspiel. Warum Danneberg anschließend zu Fall kommt ist nicht nachvollziehbar. Weiterspielen zu lassen, ist die einzig richtige Entscheidung, denn dieser Armeinsatz ist regelkonform.

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button