Strittige Szenen am 23. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Der nicht anerkannte Treffer für Osnabrück, der Platzverweis gegen Grote, die nicht gegebenen Elfmeter für Chemnitz (2) und Regensburg, ein nicht geahndeter Platzverweis gegen Kammlott, die gelb-rote Karte gegen Vocaj und das 2:0 für Kiel. Am 23. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs strittige Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]

Szene 1: Kwasi Okyere Wriedt (VfL Osnabrück) bringt den Ball im Tor unter, Schiedsrichter Daniel Siebert entscheidet jedoch auf Stürmerfoul von Kemal Rüzgar (Osnabrück) an Nico Hammann (Magdeburg) und erkennt den Treffer nicht an. [TV-Bilder – ab Minute 5:55]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter hat freie Sicht. Beim Kopfballduell im Magdeburger Strafraum springt der Osnabrücker Angreifer seinem Gegenspieler mit dem linken Arm im Gesichtsbereich an und bringt ihn aus der Kontrolle, sodass dieser zu Fall kommt. Eine richtige Entscheidung, den anschließenden Treffer zu annullieren und das Spiel mit einem Freistoß für Magdeburg fortzusetzen.

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Szene 2: Daniel Frahn (Chemnitzer FC) wird im Strafraum umgestoßen, Schiedsrichter Timo Gerach lässt die Partie weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 5:30]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Aalener Strafraum nimmt der Verteidiger von Aalen die Arme zwar zu Hilfe, was jedoch nicht ausreicht, um einen Strafstoß zu pfeifen. Frahn nimmt diesen leichten Stoß zwar dankbar an und lässt sich anschließend fallen, jedoch entscheidet der Schiedsrichter absolut zurecht auf Weiterspielen.

Szene 3: Fabian Menig (VfR Aalen) bringt Tim Danneberg (Chemnitzer FC ) im Strafraum zu Fall, einen Elfmeter gibt es erneut nicht. [TV-Bilder – ab Minute 5:45]

Babak Rafati: Bei diesem Laufduell ist es sehr schwierig einzuschätzen, ob im Laufduell ein regelwidriges Verhalten von Menig vorliegt. Im Zweifel muss der Schiedsrichter weiterlaufen lassen, was hier absolut vertretbar ist.

Szene 4: Nach einem nicht gegebenen Hand- bzw. Foulspiel gestikuliert Dennis Grote (Chemnitzer FC) in Richtung des Schiedsrichters und beleidigt ihn dabei wohl. Gerach zeigt ihm glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 7:10]

Babak Rafati: Zunächst einmal liegt kein absichtliches Handspiel vor, denn der Verteidiger hat eine absolut natürliche Körperhaltung. Zudem geht der Ball an die Hand und nicht andersherum. Daher ist es richtig, weiterspielen zu lassen. Anschließend muss Grote den Schiedsrichter im laufenden Spiel beleidigt haben. Da gibt es nach der Regelinterpretation keinen Spielraum für einen Schiedsrichter. Daher ist die Entscheidung richtig, dem Spieler die rote Karte wegen Beleidigung zu zeigen.

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Szene 5: Nach einem bereits geahndeten Foulspiel von André Dej (Sportfreunde Lotte) an Jannis Nikolaou (Rot-Weiß Erfurt) geht Carsten Kammlott (Erfurt) auf Kevin Pires-Rodriquez (Lotte) zu und tritt ihm scheinbar absichtlich auf den Fuß. Schiedsrichter Florian Kornblum sieht die Szene zwar, belässt es aber bei einer Ermahnung. [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: So etwas kann dem Schiedsrichter schon einmal entgehen, denn die Attacke von Kammlott ist nicht gerade überschaubar. Der Schiedsrichter schaut in die Richtung des fehlbaren Spielers, aber er wird sicherlich nicht auf seinen Fuß geschaut haben. Hätte er nämlich diese Aktion gesehen, hätte es keine zwei Meinungen gegeben. Das ist eine Tätlichkeit, denn er tritt seinem Gegenspieler absichtlich auf den Fuß und dafür kann es nur Rot geben. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.

Szene 6: Liridon Vocaj (Rot-Weiß Erfurt) trifft seinen Gegenspieler nach einer Ecke leicht ins Gesicht und sieht dafür Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 4:15]

Babak Rafati: Kompliment an den Schiedsrichter dieses Vergehen überhaupt zu sehen, denn bei der Ecke fliegt der Ball woanders hin als zum Tatort. Man sieht, wie sich Vocaj losreißen will, dabei mit seinem Arm um sich schlägt und dabei seinen Gegenspieler ins Gesicht trifft. Da der Schlag eher ein leichter ist, ist die gelbe Karte angemessen und in der Folge mit Gelb-Rot zu bestrafen. Eine richtige Entscheidung.

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Szene 7:  Im Strafraum wird Erik Thommy (SSV Jahn Regensburg) von Dennis Russ (FSV Frankfurt) zu Fall gebracht, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Eric Müller allerdings nicht. [TV-Bilder – ab Minute 0:30]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht eigentlich glänzend. Beim Zweikampf im Strafraum von Frankfurt wird Thommy von seinem Gegenspieler Russ am Fuß getroffen und zu Fall gebracht. Der Ball wird dabei gar nicht gespielt, denn wie man sieht, erfolgt zudem keine Richtungsänderung des Balls. Es hätte folglich Strafstoß für Regensburg geben müssen. Daher liegt eine Fehlentscheidung vor.

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Szene 8: Mathias Fetsch (Holtein Kiel) spielt auf Manuel Janzer ab, der aus abseitsverdächtiger Position zum 2:0 trifft. Schiedsrichter Alexander Sather erkennt den Treffer dennoch an. [TV-Bilder – ab Minute 1:05]

Babak Rafati: Der Assistent steht sehr gut, hat freie Sicht und hätte diese Szene eigentlich problemlos lösen können. Warum er hier jedoch nicht auf Abseits entscheidet, kann nicht ergründet werden. Der Treffer hätte nicht zählen dürfen, da der Torschütze im Abseits steht, wie man es sehr gut an der Markierung der Torraumlinie erkennen kann. Eine Fehlentscheidung des Assistenten.

   

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