Strittige Szenen am 21. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
Der nicht anerkannte Treffer für Zwickau, der nicht gegebene Elfmeter für Halle und das Foulspiel von Patrick Ochs gegen Tugay Uzan. Am 21. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de drei strittige Szenen genauer angeschaut.
[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]
Szene 1: Nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld von Mike Könnecke trifft Ronny König (FSV Zwickau) per Kopf zum 2:1 für den FSV. Schiedsrichter Oliver Lossius gibt den Treffer allerdings nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:23:40]
Babak Rafati: Der Ball ist lange in der Luft, entscheidend ist der Moment der Flanke. Aus den vorliegenden Fernsehbildern ist nicht genau auszumachen, ob die Entscheidung richtig oder falsch ist. Dafür müsste man eine Kameraperspektive seitlich auf Höhe des Verteidigers und des Torschützen haben. Im Zweifelsfall sollten wir die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns akzeptieren.
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Szene 2: Nach einem Zweikampf mit Emmanuel Mbende (Chemnitzer FC) geht Royal-Dominique Fennell (Hallescher FC) im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Harm Osmers zeigt zunächst auf den Punkt, nimmt den Strafstoß nach Rücksprache mit seinem Assistenten wenig später aber wieder zurück. [TV-Bilder – ab Minute 1:00]
Babak Rafati: In dieser Szene steht der Schiedsrichter eigentlich gut zum Geschehen und hat freie Sicht auf den Zweikampf im Strafraum. Wie man sehr gut sehen kann, läuft Mbende neben Fennell in den Strafraum, spitzelt leicht den Ball und trifft seinen Gegenspieler in keinster Weise. Fennell kommt spektakulär zu Fall, womöglich weil er ins Leere trifft. Vielleicht ist das spektakuläre Fallen der Grund, warum der Schiedsrichter trotz guter Sicht auf Strafstoß entscheidet. Prima vom Assistenten, der dem Schiedsrichter sehr überzeugend in seiner Körpersprache von der falschen Entscheidung Bericht gibt und dieser daraufhin seine Fehlentscheidung zurücknimmt. Eine richtige Entscheidung, das Spiel mit einem Schiedsrichterball wegen eines irrtümlichen Pfiffs fortzusetzen.
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Szene 3: Patrick Ochs (FSV Frankfurt) bringt Tugay Uzan (Rot-Weiß Erfurt) als letzter Mann im Strafraum zu Fall, sieht dafür von Schiedsrichter Benedikt Kempkes aber nur Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 0:20]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter kann aus einer günstigen Position den Zweikampf sehen und bewerten. Beim Beinstellen von Ochs ist die Aktion nicht absichtlich zur Torverhinderung gegen Uzan gerichtet, sondern im Kampf um den Ball. Somit versucht er den Ball vor dem Angreifer zu klären und kommt nur einen kurzen Moment zu spät – dadurch kommt es zu diesem Foulspiel. Der Schiedsrichter entscheidet zurecht auf Strafstoß und zeigt dem Frankfurter Ochs richtigerweise nur die gelbe Karte.
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