Strittige Szenen am 2. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
Die Elfmeter für Karlsruhe, Unterhaching und Chemnitz, die nicht gegebenen Treffer für Unterhaching und Großaspach sowie der Platzverweis gegen Christoph Menz. Am 2. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs strittige Szenen genauer angeschaut.
[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]
Szene 1: Anton Fink (Karlsruher SC) kommt nach einem Kontakt von Max Dombrowka (SpVgg Unterhaching) zu Fall, Schiedsrichter Robert Schröder entscheidet auf Elfmeter für den KSC. [TV-Bilder – ab Minute 0:30]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter ist gut postiert und hat freie Sicht auf die Situation. Dombrowka will im eigenen Strafraum den Ball spielen, trifft jedoch seinen Gegenspieler. Auch wenn der Angreifer sehr theatralisch fällt, liegt dennoch ein Foulspiel vor und wird folglich richtig vom Schiedsrichter mit einem Strafstoß geahndet.
Szene 2: David Pisot (Karlsruher SC) trifft Stephan Hain (SpVgg Unterhaching), Schröder zeigt erneut auf den Punkt. [TV-Bilder – ab Minute 1:35]
Babak Rafati: Pisot will im eigenen Strafraum den Ball klären und sieht nicht, dass sein Gegenspieler von hinten heraneilt und ebenfalls zum Ball will. Dabei trifft er diesen und bringt ihn dadurch zu Fall. Auch hier eine völlig richtige Entscheidung, auf Strafstoß zu entscheiden.
Szene 3: Nach einer Vorlage von Sascha Bigalke bringt Thomas Steinherr den Ball zum 3:2 für Unterhaching im Tor unter, der Unparteiische erkennt den Treffer aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung jedoch nicht an. [TV-Bilder – ab Minute 3:45]
Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Zuspiels von Bigalke auf Steinherr sieht man sehr gut, dass der Assistent von der Sonne geblendet wird. Das könnte ein Grund dafür sein, dass er irritiert ist und somit auf Abseits entscheidet und damit eine Fehlentscheidung herbeiführt.
Szene 4: Salio Sané trifft zum 1:0 für Sonnenhof Großaspach, Schiedsrichter Frank Willenborg gibt den Treffer nach einem vorausgegangen Zweikampf zwischen Timo Röttger (Großaspach) und Oliver Hüsing (Rostock) jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht sehr gut und kann den Vorgang optimal bewerten. Röttger springt im Strafraum von Rostock im Zweikampf zum Kopfball hoch und kommt dann selbstverschuldet zu Fall. Zunächst ist sein Blick zum Ball gerichtet. Als er wieder aufsteht, richtet sich sein Blick in der entscheidenden Aktion nicht mehr zum Ball (in der Luft), sondern nur in Richtung seines Gegenspielers. Er springt diesen regelwidrig mit dem Arm voraus an und trifft ihn an der Brust, sodass dieser die Kontrolle verliert und den Ball nicht mehr spielen kann. Eine richtige Entscheidung des Schiedsrichters, das Tor zu annullieren.
Szene 5: Für ein Foul an Philip Türpitz (1. FC Magdeburg) sieht Christoph Menz (Rot-Weiß Erfurt) von Schiedsrichter Daniel Schlager Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 7:50]
Babak Rafati: Die erste gelbe Karte gegen Menz ist durchaus vertretbar, denn ein guter Angriff im Mittelfeld wird durch Beinstellen verhindert.
Die zweite gelbe Karte ist absolut berechtigt, denn das Foulspiel an der Seitenlinie und aussichtsreicher Position ist schon in der Intensität verwarnungswürdig und zudem auch als taktisches Foulspiel einzuordnen. Prima, dass auch Mitspieler Luka Odak wegen heftigem Reklamierens die gelbe Karte gezeigt wird. Diese Masche, einen Platzverweis gegen die eigene Mannschaft zu verhindern, wird konsequent unterbunden. Alle Entscheidungen des Schiedsrichters sind vollkommen richtig.
Szene 6: Thomas Bertels (SC Paderborn) und Fabio Leutenecker (Chemnitzer FC) gehen zum Ball, der Chemnitzer geht zu Boden. Elfmeter, sagt Schiedsrichter René Rohde. [TV-Bilder – ab Minute 0:55]
Babak Rafati: Beide Spieler haben den Blick zum Ball und beabsichtigen nur diesen zu spielen. Der Schiedsrichter hat freie Sicht, dürfte jedoch etwas näher zum Zweikampf einrücken, um die Situation zweifelsfrei bewerten zu können. Bertels spielt im eigenen Strafraum keinesfalls den Ball, sondern springt von hinten unbeabsichtigt in den Rücken vom Chemnitzer Angreifer Leutenecker und bringt ihn dadurch zu Fall. Das ist ein Foulspiel und wird richtigerweise vom Schiedsrichter mit einem Strafstoß geahndet. Dabei ist es unerheblich, dass der Verteidiger den Ball spielen wollte und keine Absicht vorliegt. Als Trainer wird man seinem Verteidiger ungeschicktes Stellungsspiel und Zweikampfverhalten attestieren.