Strittige Szenen am 18. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
Das 1:0 für Magdeburg, die nicht nicht gegebenen Treffer für Chemnitz und Jena, die verwehrten Strafstöße für Rostock, Paderborn und Münster sowie ein Foul von Michel. Am 18. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sieben strittige Szenen genauer angeschaut.
[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]
Szene 1: Im Mittelfeld werden drei Spieler des Chemnitzer FC zu Fall gebracht, besonders Nico Hammann (1. FC Magdeburg) steigt gegen Julius Reinhardt (Chemnitzer FC) hart ein. Dennoch lässt Schiedsrichter Henry Müller das Spiel weiterlaufen, direkt danach fällt das 1:0 für Magdeburg. [TV-Bilder – ab Minute 1:55]
Babak Rafati: Der Zweikampf von Hammann gegen Reinhardt ist – anders als die beiden Szenen zuvor – nicht mehr im Grenzbereich, sondern ein klarer Bodycheck. Diese Spielweise hätte unterbunden werden müssen, zumal der Schiedsrichter eine sehr gute Seitenansicht zum Geschehen hat. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.
Szene 2: Daniel Frahn (Chemnitz) trifft nach Vorlage von Dennis Grote, Müller gibt den Treffer jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 8:50]
Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Zuspiels auf Frahn kann man sehr gut an der Rasenmarkierung erkennen, dass dieser nicht näher zur Torlinie steht als zwei Verteidiger. Der Assistent steht jedoch nicht optimal zum Vorgang. Das Tor hätte anerkannt werden müssen, sodass eine Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns vorliegt.
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Szene 3: Nach Vorlage von Marcel Hilßner kommt Soufian Benyamina (Hansa Rostock) im Strafraum an den Ball und geht in einem Zweikampf mit Klaus Gjasula (Halle) zu Fall. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Steffen Brütting. [TV-Bilder – ab Minute 1:30:55]
Babak Rafati: Der Zweikampf zwischen Benyamina und Gjasula im Strafraum von Halle ist fußballtypisch und im Bereich des Erlaubten. Dabei spielt Gjasula nicht Foul, sondern verteidigt einfach nur geschickt und stört ein bisschen seinen Gegenspieler. Das ist üblich und daher eine richtige Entscheidung des Schiedsrichters, nicht auf Elfmeter zu entscheiden.
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Szene 4: Nach einem langen Ball auf Sven Michel (Paderborn) spielt Sascha Mockenhaupt (Wehen Wiesbaden) den Ball im Strafraum mit der Hand – einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Eric Müller jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:05]
Babak Rafati: Mockenhaupt dreht sich im eigenen Strafraum, nimmt bewusst den Arm zur Hilfe und schlägt den Ball aktiv weg, sodass Michel keine Chance mehr hat den Ball zu spielen. Für den Schiedsrichter war der Vorgang etwas undurchsichtig, aber der Assistent auf der Seite hatte eine klare Sicht auf diese Situation und hätte somit helfen können. Vielleicht war er überrascht worden, weil er so etwas nicht erwartet hatte. Eine Fehlentscheidung, keinen Strafstoß zu geben, was auch eine gelbe Karte wegen Unsportlichkeit zur Folge gehabt hätte.
Szene 5: Sven Michel (SC Paderborn) bringt Moritz Kuhn (Wehen Wiesbaden) rüde zu Fall, sieht aber nur Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 2:06:45]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter hat eine optimale Position und sieht, wie Michel seinen Gegenspieler völlig unnötig in der gegnerischen Hälfte an der Seitenlinie seitlich in die Beine tritt und zu Fall bringt. Das Foul sieht aber schlimmer aus als es tatsächlich ist. Michel trifft Kuhn zum Glück nicht voll, sodass die gelbe Karte angemessen ist und somit eine richtige Entscheidung vorliegt.
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Szene 6: Nach einem Freistoß trifft Julian Günther-Schmidt zum 2:0 für Jena, Schiedsrichter Patrick Ittrich entscheidet jedoch auf Abseits. [TV-Bilder – ab Minute 40:55]
Babak Rafati: Nach den vorliegenden TV-Bildern kann man nur erahnen, dass wohl eine Abseitsposition vorliegt. Bei der Freistoßausführung steht Günther-Schmidt vermutlich näher zur gegnerischen Torlinie als zwei Unterhachinger Verteidiger und kommt nach dem Abpraller des Torhüters an den Ball. Somit greift er aktiv in das Spielgeschehen ein und verschafft sich durch seine Position einen Vorteil. Wir müssen die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns akzeptieren.
Szene 7: Ulrich Taffertshofer erzielt nach einem Freistoß das 1:1 für Unterhaching, Jena reklamiert Abseits. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]
Babak Rafati: Beim Freistoß ist keine Abseitsposition auszumachen, da ein Verteidiger mittig vor dem Strafraum diese aufhebt. Eine richtige Entscheidung, das Tor anzuerkennen.
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Szene 8: Martin Kobylanksi (Preußen Münster) kommt nach einem Kontakt von Alexander Langlitz (Sportfreunde Lotte) im Strafraum zu Fall, Christof Günsch lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 43:45]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht gut und signalisiert sofort durch die Geste eines Balles auf Weiterspielen, da aus seiner Sicht eben dieser gespielt wurde. Kobylanski steht auch sofort wieder auf, läuft weiter und reklamiert nicht einmal beim Schiedsrichter. Ein Indiz dafür, dass alles sauber war. Eine richtige Entscheidung, des Schiedsrichters weiterspielen zu lassen, da auch aus meiner Sicht kein Kontakt stattfindet.