Strittige Szenen am 13. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
Die nicht gegebenen Elfmeter für Rostock, Zwickau, Magdeburg und Bremen II, das 2:0 für Großaspach und der verwehrte Treffer für Zwickau. Am 13. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs strittige Szenen genauer angeschaut.
[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]
Szene 1: Bei einem Zweikampf im Strafraum bekommt Tim Danneberg (VfL Osnabrück) den Ball an die Hand, Schiedsrichter Michael Bacher entscheidet jedoch auf Offensivfoul von Tim Väyrynen (Hansa Rostock). [TV-Bilder – ab Minute 1:52:30]
Babak Rafati: Noch als sich der Ball in der Luft und auf dem Weg zum späteren Zweikampf befindet, schiebt Väyrynen ein wenig mit den Armen und springt gleichzeitig in den Rücken von Danneberg, sodass dieser anschließend aus dem Gleichgewicht kommt und unkontrolliert und unbeabsichtigt den Ball gegen den Arm bekommt. Eine richtige Entscheidung, auf Offensivfoul zu entscheiden.
Szene 2: Mike Könnecke (FSV Zwickau) dringt in den Strafraum ein, wird von Jena-Keeper Raphael Koczor getroffen und kommt zu Fall. Einen Elfmeter gibt es nicht, stattdessen sieht Könnecke von Schiedsrichter Timo Gerach Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:31:10]
Babak Rafati: Könnecke will sich den Ball am heraus geeilten Torhüter vorbeilegen und wird durch dessen ausgestrecktem Bein am linken Fuß deutlich getroffen und zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter war dadurch, dass plötzlich durch einen Fehlpass ein schneller Angriff vorgetragen wurde, etwas weit vom Geschehen entfernt. Deshalb konnte er wahrscheinlich den Vorgang nicht genau einschätzen. Hier hätte es Strafstoß und Gelb gegen den Keeper geben müssen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.
Szene 3: Dimitrios Ferfelis trifft zum 3:1 für den FSV Zwickau, Gerach gibt den Treffer aufgrund eines Stürmerfouls jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:56:00]
Babak Rafati: Ein Mitspieler des Torschützen stützt sich beim Gegner auf und lässt ihm keine Chance zum Ball zu gehen. Eine richtige Entscheidung, das Tor nicht anzuerkennen und wegen Stürmerfoul vorher abzupfeifen.
Szene 4: Christian Beck (1. FC Magdeburg) wird im Strafraum von Haching-Keeper Korbinian Müller zu Fall gebracht. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Harm Osmers. [TV-Bilder – ab Minute 2:03:05]
Babak Rafati: Beck legt sich den Ball am Torwart vorbei und wird von diesem mit ausgestrecktem Bein kurz und ansatzlos getroffen und folglich zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter hat freie Sicht. Hier hätte es Strafstoß für Magdeburg sowie die gelbe Karte gegen Müller geben müssen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.
Szene 5: Nach einer Kopfballverlängerung trifft Timo Röttger zum 2:0 für Sonnenhof Großaspach, Chemnitz reklamiert Abseits. Schiedsrichter Oliver Lossius gibt den Treffer aber. [TV-Bilder – ab Minute 2:25]
Babak Rafati: Aus den vorliegenden TV-Bildern ist es schwierig zweifelsfrei zu entscheiden, ob eine Abseitsstellung vorliegt. Dabei kann eine Fußspitze oder die Hacke entscheidend sein, was nur mit einem seitlichen Einblick festgestellt werden kann. Tendenziell liegt aber eher eine Abseitsstellung vor. Die Entscheidung sollte man dennoch akzeptieren, da sie es nicht endgültig auflösen kann.
Szene 6: Adam Straith (Sportfreunde Lotte) bekommt den Ball nach einem Schuss von Rafael Kazior (Werder Bremen II) im Strafraum an die Hand, Schiedsrichter Pascal Müller lässt die Partie weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:55]
Babak Rafati: Straith rutscht im eigenen Strafraum aus und bekommt den Ball dabei an die Hand geschossen. Der Arm geht somit nicht zum Ball. Eine Vergrößerung der Körperfläche liegt auch nicht vor, sodass man von einer natürlichen Haltung sprechen kann. Eine richtige Entscheidung, keine Absicht zu unterstellen und weiterspielen zu lassen.