Strittige Szenen am 10. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Das 1:0 für Aalen, der Platzverweis für Steffen Kienle (Aalen) und der nicht gegebene Treffer für Zwickau: Am 10. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de drei strittige Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]

Szene 1: Nach einer Vorlage von Gerrit Wegkamp trifft Alexandros Kartalis zum 1:0 für Aalen. Münster reklamiert bei der Ballmitnahme von Wegkamp auf Handspiel, Schiedsrichter Christian Dietz gibt den Treffer dennoch. [TV-Bilder – ab Minute 1:30]

Babak Rafati: Bei diesem Laufduell setzen beide Spieler ihre Arme korrekt ein. Dabei springt der Ball ein wenig gegen den Arm von Wegkamp. Dieser ist aber in natürlicher Haltung und man sieht zudem keine aktive Bewegung von ihm zum Ball – somit liegt keine Absicht vor. Der Schiedsrichter ist auch sehr gut postiert und zeigt sofort für alle Beteiligten und Zuschauer an, dass er keine Regelwidrigkeit erkennt hat und lässt somit weiterspielen. Eine richtige Entscheidung.

Szene 2: Steffen Kienle (Aalen) und Benjamin Schwarz (Münster) gehen in einen Luft-Zweikampf, dabei trifft Kienle seinen Gegenspieler im Gesicht und sieht dafür Rot. [TV-Bilder – ab Minute 7:20]

Babak Rafati: Kienle setzt bei diesem Luftduell den Arm und Ellenbogen zu heftig ein, trifft seinem Gegenspieler durch eine aktive Bewegung auf die Nase und ins Gesicht und nimmt somit eine Verletzung des Gegners billigend in Kauf. Dies ist eine brutale Spielweise, die folglich vom Schiedsrichter mit der roten Karte belegt wird. Eine absolut richtige Entscheidung. Wer seinen Gegenspieler von der Möglichkeit zum Ball zu gehen derartig abhält, kann nur Rot sehen.

Anzumerken ist, dass der Schiedsrichter beim Pfiff noch keine Anstalten macht, für diese Aktion Rot zu zeigen, weil er nur pfeift, stehen bleibt und nur die Richtung der Spielfortsetzung anzeigt. Wenn ein Schiedsrichter beim Pfiff Rot zeigen will, ist die Körperspannung eine andere und er läuft zudem sofort zum Tatort. Vermutlich hat der Assistent diesen Vorgang genauer beobachtet sowie das anschließende Bluten gesehen und den Schiedsrichter somit unmittelbar über das Headset informiert. Eine sehr gute Teamarbeit.

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Szene 3: Nach einer Ecke trifft Jonas Nietfeld zum 1:1 für Zwickau, Schiedsrichter Tim Skorczyk gibt den Treffer aufgrund eines vermeintlichen Foulspiels allerdings nicht. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Das klare Festhalten eines Angreifers von Zwickau am Trikot eines Verteidigers von Großaspach ist Grund genug, das Spiel zu unterbrechen und das Tor nicht anzuerkennen. Zugegebenermaßen stellt sich die Frage, ob der Schiedsrichter diese Szene überhaupt gesehen und diese gewertet hat oder nach seiner Ansicht lediglich der Torhüter behindert wurde. Das minimale Berühren des Torhüters ist aber kein Foulspiel, zudem wird der Torhüter nicht dadurch behindert. Insgesamt aber eine richtige Entscheidung.

   

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