"So reicht es nicht": Alarm bei RWE nach nächster Heim-Packung
Auch im dritten Spiel gab es für Rot-Weiss Essen keinen Sieg, stattdessen setzte es mit dem 1:4 gegen Viktoria Köln die nächste derbe Heimpleite nach dem 1:5 zum Auftakt gegen die SV Elversberg. Björn Rother schlägt Alarm – zumal RWE bislang eine historisch schwache Abwehr stellt.
"Kriegen momentan nur auf die Fresse"
Die Aufholjagd in Duisburg am vergangenen Freitag ließ zwar etwas anderes vermuten, doch gegen Viktoria Köln hat sich am Dienstagabend erneut gezeigt: Noch ist Rot-Weiss Essen trotz der riesigen Euphorie im Umfeld nicht in der 3. Liga angekommen. "So reicht es nicht", schlug Björn Rother nach der Pleite in der "WAZ" Alarm. "Wir fangen gut an in der ersten Halbzeit, aber ich glaube, die erste Flanke von denen ist gleich wieder ein Tor. So liegen wir gleich wieder hinten im Heimspiel. Das war genau das, was wir nicht wollten." 25 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gespielt. "Es wäre gut, wenn wir mal clever ins Spiel gehen, nicht immer in Rückstand geraten würden und die ganze Scheiße wieder aufholen müssten", schimpfte der Mittelfeldspieler.
Denn es wurde nicht besser: Noch vor der Pause kassierte RWE durch einen Elfmeter das 0:2 (41.), ehe Felix Bastians nach 62 Minuten ins eigene Tor traf. Über Simon Engelmann kam der Aufsteiger zwar nochmal ran (76.), doch in der Nachspielzeit erhöhte die Viktoria auf 4:1 – und schenkte Essen damit das elfte Gegentor im dritten Spiel ein. Nie zuvor in der Geschichte der 3. Liga hat ein Team nach drei Spieltagen so viele Gegentore auf dem Konto gehabt. Den bisherigen Höchstwert hielten Carl Zeiss Jena (2010) und Rot-Weiß Erfurt (2012)
"Das darf einfach nicht passieren", ärgerte Rother sich über die hohe Anzahl an Gegentreffern. Allein in den ersten beiden Heimspielen klingelte es neunmal. "Man muss sich das mal angucken, wir kriegen momentan nur auf die Fresse. Bei uns ist gefühlt jeder Schuss ein Gegentreffer. Jakob (Golz, d. Red.) im Tor kann ja gar nichts machen, ich glaub, der hat heute einen Ball gehalten, bei den anderen musste er hinter sich greifen", war der 26-Jährige mächtig sauer.
Ein "brutaler Lerneffekt"
"Wir haben zu viele Tore kassiert – das ist Fakt", sprach auch Trainer Christoph Dabrowski das größte RWE-Manko im "Telekom"-Interview schonungslos an und forderte: "Wir sollten schleunigst dafür sorgen, dass wir unser Tor bedingungslos verteidigen und die Fehlerquote minimieren." Auch im Spiel nach vorne hat der Aufsteiger noch großes Steigerungspotenzial. Dabei stellt sich die Frage, warum RWE nach dem ersten Gegentor plötzlich passiver wurde und auch im zweiten Durchgang nicht druckvoll genug agierte. Dabrowski sprach von einem "brutalen Lerneffekt" in den vergangenen drei Spielen. "Wir müssen schnell lernen, um auf den Weg zu kommen." Dafür gelte es, "die Angst abzulegen, irgendwas verlieren zu können".
Angesichts der erneut hohen Pleite im eigenen Stadion war es bemerkenswert, wie die 15.000 Zuschauer das Team bis zum Ende unterstützten und es nach Abpfiff mit Gesängen aufmunterten. Noch scheinen die Spieler durch den Aufstieg Kredit bei den Anhängern zu haben, doch Rother weiß: "Kredit ist auch gefährlich, den muss man irgendwann zurückzahlen. Wenn wir nicht schleunigst anfangen zu siegen, dann muss man damit rechnen, dass das Pendel auch mal umschlägt." Wenn es schon gegen Köln dazu gekommen wäre, "hätte sich keiner von uns beschweren dürfen". Am Samstag sollen in Dortmund nun die ersten drei Punkte her: "Je eher der erste Sieg kommt, umso besser, dann wäre der Bock umgestoßen", so Rother. Oder wie es Dabrowski formulierte: "Wir brauchen jetzt Ergebnisse."