"Da wird mir Angst und Bange": Schwabl über Nachwuchsförderung

Er gehört zu den schärfsten Kritikern an der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball, Haching-Präsident Manfred Schwabl. Bei "Blickpunkt Sport" im Bayerischen Rundfunk hat der 57-Jährige seine Kritik nun erneuert – und scharfe Worte gefunden.
Schwabl stellt die Sinnfrage der 3. Liga
Wenn es um Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball geht, gehört die SpVgg Unterhaching schon seit Längerem zu den Vorreitern. Das zeigt sich nicht nur daran, dass der kleine Klub aus der Münchner Vorstadt in den letzten Jahren Talente wie Karim Adeyemi und Nico Mantl hervorgebracht hat, sondern auch am Kader. Gleich 17 der 32 Spieler stammen aus der eigenen Jugend. Vier von ihnen standen am vergangenen Sonntag beim Pokalcoup gegen den FC Augsburg in der Startelf, mit Boipelo Mashigo erzielte ein Eigengewächs in der Nachspielzeit zudem das 2:0. Doch längst nicht alle Vereine setzen so sehr auf den eigenen Nachwuchs, was Schwabl ein Dorn im Auge ist.
"Wenn in der 3. Liga weniger als 5 Prozent deutsche Nachwuchstalente auf dem Platz stehen, dann frage ich mich, warum wir die Liga überhaupt haben", stellt er im "BR" die Sinnfrage der 3. Liga, die einst als Ausbildungsliga gedacht war. "Wir müssen in die nächsten fünf Jahre schauen. Da wird mir Angst und Bange, wenn man sieht, was in den ersten drei Ligen passiert." Aus Sicht des 57-Jährigen finde das Thema Nachwuchsförderung noch immer viel zu wenig Beachtung – und das trotz des schlechten Abschneidens der Nationalmannschaft bei der EM 2021 und der WM 2022. "Es ärgert mich maßlos, dass das keinen interessiert. Manchmal schäme ich mich, im Fußball aktiv zu sein." Schwabl warnt: "Wenn wir so weitermachen, können wir den Laden zu sperren. Wir müssen aufpassen, dass das nicht alles soweit abdriftet, dass irgendwann keiner mehr Bock auf den Fußball hat."
"Runder Tisch" gefordert
Dabei sieht der Haching-Boss keinesfalls nur den DFB, sondern auch die DFL sowie die Vereine in der Pflicht. Als Lösungsansatz schlägt Schwabl einen "runden Tisch" vor, an den sich alle Parteien "ohne Eitelkeiten" zusammensetzen müssten, die "wirklich Interesse am Nachwuchsfußball" hätten. Zudem müsste es für die Klubs mehr "finanzielle Anreize" geben, damit Nachwuchsspieler zu mehr Einsatzzeiten kämen. In der 3. Liga schüttet der DFB über den Nachwuchsfördertopf jedes Jahr 2,95 Millionen Euro aus. Je länger die Einsatzzeiten von deutschen U21-Spielern, desto mehr Geld gibt es.
Aus Sicht von Schwabl ist die Summe von 2,95 Millionen Euro allerdings viel zu wenig. Bereits 2020 hatte er gesagt: "Am Ende würde ein wesentlich größerer Topf dem ganzen deutschen Fußball eine Verbesserung bringen und die 3. Liga als Ausbildungsliga rechtfertigen. Wir alle wollen junge, in Deutschland ausgebildete Spieler in den Vereinen der 3. Liga sehen. Der Nachwuchsfördertopf ist das perfekte Instrument dafür." Als neustes Mitglied im Ausschuss 3. Liga kann er dieses Thema künftig selbst vorantreiben.