Schwabl fordert 30 Millionen Euro für Nachwuchsförderung

Not macht erfinderisch: Eine finanziell erheblich höhere Anerkennung als bisher für eine im Gegenzug intensivierte Nachwuchsarbeit soll nach den Vorstellungen der SpVgg Unterhaching und 1860 München die wirtschaftlichen Probleme der Drittliga-Klubs lösen. Hachings Präsident Manfred Schwabl stellt in diesem Zusammenhang mit Blick auf die TV-Gelder für die beiden höchsten Ligen und Länderspiele eine Summe von 30 Millionen Euro in den Raum.
Höhere Anzahl von U23-Spielern gefordert
"Ist dem deutschen Fußball der Nachwuchs wirklich wichtig?“, fragt Schwabl im Fachmagazin "Kicker" provokant: "Bei 30 Millionen von 1,5 Milliarden Euro (aus dem TV-Vertrag der DFL, d. Red.) sage ich ja – bei weniger definitiv Nein.“ Seine Erwartungen, rechnete der Ex-Nationalspieler vor, entsprächen "gerade einmal nur zwei Prozent des gesamten Kuchens, und das sollte es dem deutschen Fußball für den Nachwuchs schon wert sein“. Derzeit schüttet der DFB über einen im September 2018 eingeführten Nachwuchsfördertopf jährlich knapp drei Millionen Euro an die Drittligisten aus.
Laut Schwabl und 1860-Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel soll die 3. Liga künftig die Förderung von Talenten massiv ausweiten. Gorenzel bringt diesbezüglich "eine Regulation, die die Einsatzzeiten von Jugendspielern erhöht", ins Gespräch. Dieses Ziel soll durch eine höhere Anzahl von U23-Spielern im Spieltagskader sowie die vorgeschriebene Aufstellung eines entsprechenden Nachwuchsakteurs in der Anfangsformation erreicht werden.
Gorenzel warnt vor Pleitefalle
"Man könnte eine konsequente Nachwuchsliga machen“, fasst Gorenzel die Planspiele zusammen und schlussfolgert aus finanzieller Sicht: "Die Verteilung des TV-Geldes muss davon abhängig gemacht werden, wie viele junge Spieler man einsetzt und wie viel Spielzeit man den Talenten tatsächlich gibt.“ Auch Schwabl hält ein solches Prinzip für angemessen: "In der 3. Liga müssen diese Vereine belohnt werden, die junge Spieler auch spielen und nicht nur mittrainieren lassen. Alles andere wäre für die Talententwicklung besorgniserregend. Ich sehe da weit und breit kein nachvollziehbares Gegenargument.“
Der Vorstoß der beiden Münchner Klubs fällt in eine Zeit umfangreicher Überlegungen zur Überwindung der Probleme im deutschen Fußball. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat nach der WM-Pleite von 2018 bereits das "Projekt Zukunft“ ausgerufen, Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff setzt für die verbesserte Ausbildung von Trainern wie Nachwuchsspielern große Hoffnungen auf die künftige DFB-Akademie, und Geschäftsführer Christian Seifert von der Deutschen Fußball Liga (DFL) mahnte erst zu Jahresbeginn zu verstärkten Anstrengungen zur Verringerung von Deutschlands Rückstand auf internationalen Ebene des Vereinsfußballs. Nach Gorenzels Ansicht eine günstige Konstellation: "Als DFB muss ich mir überlegen, wohin ich in den nächsten drei bis fünf Jahren will.“ Und die 3. Liga müsse "mittelfristig aufpassen, dass sie sich nicht zu einer Durchgangsliga und Pleitefalle für die Vereine entwickelt", warnt Gorenzel. "Die Klubs sind am Limit."
Zurückhaltung beim DFB trotz "Projekt Zukunft“
Der Verband reagiert zunächst zurückhaltend auf den Vorschlag aus München. Für den Drittliga-Ausschuss weist der Vorsitzende Tom Eilers jedoch schon auf strukturelle Probleme bei einer Umsetzung des Projektes hin. "Die 3. Liga muss eine Profiliga bleiben, sonst ist sie kein adäquater und zeitgemäßer Unterbau für die 2. Liga. Man darf nie vergessen, dass die 3. Liga eine ganz wichtige Schnittstellenfunktion hat“, sagt der Lizenzspieler-Chef von Zweitligist Darmstadt 98.
Gelegenheit zum Austausch über Schwabls und Gorenzels Ideen besteht bei der nächsten Sitzung des Drittliga-Ausschusses in den kommenden Wochen. Eine Diskussion über die Nachwuchsförderung steht jedenfalls schon auf der Tagesordnung.