Schultz im Interview: "Wir sind auf jeden Fall gewarnt"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Innenverteidiger Michael Schultz von Eintracht Braunschweig über das Highlight zum Jahresabschluss gegen den 1. FC Kaiserslautern, seine neue seine Rolle als Dauerbrenner und die bevorstehende Winterpause.
"Nicht nur wegen der guten Form ein Highlight"
liga3-online.de: Nach leichten Startschwierigkeiten mit nur einem Punkt aus zwei Spielen hat Eintracht Braunschweig nach dem Abstieg aus der 2. Bundeliga recht schnell zusammengefunden. Wie gut harmoniert die Mannschaft, Herr Schultz?
Michael Schultz: Mittlerweile läuft es sehr gut innerhalb des Teams. Wir haben eine homogene Truppe, die menschlich sehr gut miteinander klarkommt. Trotz des breiten Kaders und des großen Konkurrenzkampfes fühlt sich jeder auf dem Platz wohl. Uns zeichnet eine gute Mischung zwischen jungen, hungrigen Spielern und erfahrenen Leuten aus. Unser Vorteil ist es, dass wir auf einen großen Kader zurückgreifen können und auch innerhalb eines Spiels qualitativ von der Bank nachlegen können.
Durch die jüngste Siegesserie von drei Spielen ohne Punktverlust haben die Löwen den direkten Aufstiegsplatz übernommen. Der soll es bis zum Ende der Saison auch bleiben, oder?
Wenn man nach einer halben Spielzeit auf Platz zwei steht, dann will man auch den Rest der Saison oben mitspielen. Das steht außer Frage. Wir sind aber auf jeden Fall gewarnt. So schnell wir nach oben gekommen sind, kann es nach einem Negativlauf auch wieder runter gehen. Dann sieht die Welt schon wieder anders aus. Von daher müssen wir unsere Stärken von Woche zu Woche wieder neu abrufen. Dabei hilft allerdings ein guter Lauf.
Mit dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern schließt sich der Kreis. Die Saison wurde am 1. Spieltag mit einem torlosen in Unentschieden auf dem Betzenberg eröffnet. Nun rundet das Spitzenspiel in Braunschweig das Jahr ab. Ein guter Abschluss für 2021?
Für viele zählt das Spiel sicherlich zu den Highlights der Saison. Die Partie ist nicht nur wegen der Form beider Mannschaften eine besondere. Es treffen zwei Klubs mit einer großen Strahlkraft und großer Tradition aufeinander. Im Normalfall wäre das eine tolle Atmosphäre vor 20.000 Zuschauern. Aber auch jetzt waren die 5.000 zur Verfügung stehenden Tickets sehr schnell vergriffen. Es ist schade, dass nicht noch mehr Fans dabei sein können. Wir nehmen die Situation aber wie sie ist und versuchen, das Beste daraus zu machen. Da wir besonders zu Beginn der Saison nicht die besten Auftritte vor heimischer Kulisse hatten, wollen wir uns nun mit einer guten Leistung von den Fans verabschieden.
Beide Teams gehören aktuell zu den formstärksten der Liga. Warum wird die Serie der Roten Teufel bei den „Löwen“ aber reißen?
Beim 0:0 zum Saisonauftakt war das Spiel mehr ein Abtasten beider Mannschaften. Nun haben sich die Stärken und Schwächen des 1. FC Kaiserslautern aber herauskristallisiert. Darauf bereiten wir uns akribisch vor. Unser Ziel ist es, dem Gegner über unsere Zweikampfführung den Spaß am Spiel zu nehmen. Ich bin optimistisch, dass wir uns auch mit unserer spielerischen Qualität durchsetzen können.
"Froh über eine Verschnaufpause"
Sie persönlich hatten in Ihrem ersten Jahr bei Braunschweig keinen optimalen Start. Zwischenzeitlich wurden Sie für ein halbes Jahr an den FC Viktoria Köln ausgeliehen. War es rückblickend betrachtet der richtige Schritt?
Für mich hat sich das halbe Jahr beim FC Viktoria vollkommen ausgezahlt. Von daher bin ich auch den Vereinsverantwortlichen des FC Viktoria Köln dankbar, dass sie mir die Chance gegeben haben. In diesem Halbjahr in Köln habe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden. Deswegen habe ich auch den Verein noch ein Stück weit im Herzen.
Das Selbstvertrauen spiegelt sich vor allem in den bisherigen Saisonstatistiken wider. Bisher standen Sie in dieser Saison in 22 Pflichtspielen 1929 Minuten auf dem Platz. Das ist der Bestwert aller Eintracht-Spieler. Was macht Sie so wertvoll?
Zum einen ist es wichtig, dass man unter einem Trainer spielt, der einen auch gut findet. Ich spüre das Vertrauen von Trainer Michael Schiele. Dadurch kann ich befreit aufspielen. Ich habe nicht nur in der Abwehrkette, sondern auch vor mir hervorragende Spieler, die es einem leicht machen, seinen Platz zu finden. Ich persönlich versuche der Mannschaft mit meinen Qualitäten in den Zweikämpfen bestmöglich zu unterstützen. Außerdem bringe ich mit meinen 28 Jahren eine gewisse Erfahrung mit, die uns in einigen Situation zu Gute kommt.
Nach einem kräftezehrenden Halbjahr kommt die Winterpause jetzt sicherlich gelegen, oder?
Ich denke, dass jeder Spieler, der so eine hohe Anzahl an Begegnungen absolviert hat, froh über eine Verschnaufpause ist. Jetzt liegt der Fokus aber auf jeden Fall noch auf das letzte Spiel des Jahres. Danach kann ich auch mal den Kopf für eine oder zwei Wochen abschalten und die Beine hochlegen.
Wie werden Sie die Zeit nutzen?
Wegen der aktuellen Situation habe ich mich dagegen entschieden, in den Urlaub zu fliegen. Die Weihnachtstage werde ich in Landau in der Pfalz bei meiner Familie verbringen. Ich schaffe es wegen der fast fünfstündigen Strecke leider nicht, in der Häufigkeit in die Heimat zu fahren, wie ich es eigentlich gerne hätte. Aber auch die eine Woche geht schneller vorbei, als es einem lieb ist. Von daher will ich die paar Tage mit meiner Familie genießen.