Schon über 400 Wechsel: Das Transfermarkt-Zwischenfazit
Wir schreiben Anfang Juli und bereits seit etwa zwei Monaten beschäftigen sich alle Drittliga-Vereine intensiv mit der Verpflichtung neuer Spieler, für die wiederum andere Akteure ihren Platz im Kader räumen müssen. 420 Wechsel, die sich in 215 Abgänge und 205 Neuzugänge aufteilen, verzeichnete die 3. Liga bereits. liga3-online gibt einen Überblick über die bisherige Transferphase: Wer verpflichtete die meisten Spieler, bei wem gab es die wenigsten Verschiebungen? Und: Wer ist der Star unter den Neuzugängen, wer der Weltenbummler?
Der Transferkönig: Karlsruher SC
Nichts Neues im Südwesten – nachdem der FSV Frankfurt im vergangenen Jahr den Titel des Transferkönigs einheimste, ist es nun der Karlsruher SC mit insgesamt 22 neuen Spielern. Darunter allerdings zwei Leihgaben, die den Klub aufgrund von Perspektivlosigkeit wieder verlassen haben. Außerdem wurden insgesamt fünf Akteure aus der Jugendakademie in den Profikader versetzt. Es verbleiben 15 externe Akteure.
Deutlich wird wieder einmal: Der Absturz in die Drittklassigkeit ist zwangsläufig mit einem Rundumbruch gleichzusetzen – allen voran aufgrund des Einbruchs der TV-Gelder, sodass zahlreiche Spieler schlichtweg nicht mehr bezahlt werden können. Meist werden daher ohnehin nur Verträge abgeschlossen, die für die 3. Liga keine Gültigkeit besitzen. Am deutlichsten wird dieser Prozess ebenfalls beim KSC: 27 (!) Spieler haben Karlsruhe nach der Seuchensaison in der 2. Bundesliga verlassen, weitere könnten folgen. Ob die hohe Fluktuation trotz namhafter Transfers in Erfolg mündet, ist jedoch noch nicht abzusehen – das mahnende Beispiel des FSV Frankfurt wird auch im Wildpark beobachtet worden sein.
Der Sparer: SpVgg Unterhaching
Nach externen Transfers ist bei Aufsteiger SpVgg Unterhaching ein Sparkurs angesagt: Mit Thomas Hagn und Stefan Schimmer wurden erst zwei Neue verpflichtet, dazu gesellt sich eine knappe Handvoll Akteure aus dem eigenen Nachwuchs. Doch muss das etwas Schlechtes bedeuten? Nein, schließlich zerschoss Unterhaching die Regionalliga Bayern zuletzt in alle Einzelteile – und musste bislang keinen Leistungsträger ziehen lassen.
Auf Unterhaching folgen mit dem VfL Osnabrück (4) und Preußen Münster (5) im Übrigen zwei etablierte Drittligisten, denen der Sparkurs im Etat jedoch anzumerken ist. Bei beiden Teams hatte allerdings ebenso nur maximal ein echter Leistungsträger den Klub verlassen.
Der Geldsegen: Marvin Mehlem
Zu einem immer größeren Ratespiel wird die Ablösesumme, über die speziell in unteren Ligen nur noch selten Informationen zu erhalten sind. Anzunehmen ist jedoch, dass der Karlsruher SC für sein Talent Marvin Mehlem eine stattliche sechsstellige Ablösesumme von 200.000 bis 250.000 Euro erhalten hat. Mehlem zieht es zum SV Darmstadt 98, das Mittelfeldtalent verbleibt damit in der 2. Bundesliga. Eine höhere Summe dürfte kein weiterer Spieler aus der 3. Liga eingebracht haben.
Der größte nicht abstiegsbedingte Aderlass: Hansa Rostock
Bereits eben haben wir den Karlsruher SC sowie die Würzburger Kickers erwähnt, bei denen ein großer personeller Aderlass durch den Abstieg an der Tagesordnung stand. Überraschender war hingegen das kolossale Ausmisten beim F.C. Hansa Rostock, der insgesamt 17 Spieler in die Wüste schickte – davon jede Menge Stammspieler. Dennis Erdmann, Marcus Hoffmann, Maximilian Ahlschwede, Marcel Schuhen, Stephan Andrist, Christian Dorda, Matthias Henn, Michael Gardawski, Timo Gebhart, Tobias Jänicke, Ronny Garbuschewski: Viele wollte Rostock nicht mehr, einige suchten den Weg zu anderen Vereinen. Unter dem Strich wird ein Team mit einem völlig neuen Anstrich stehen. Pavel Dotchev steht keine leichte Aufgabe bevor, auch weil die 17 Abgänge bisher erst mit zehn externen Neuen kompensiert wurden.
Die wenigsten Abgänge: SV Meppen
Wenig Grund für eine umfassende Veränderung im Kader hatte Aufsteiger SV Meppen, der sich bisher erst von fünf Spielern getrennt hat. Während Marc Schnier, Sebastian Schepers und Jonas Hoge schlichtweg zu geringe Spielzeiten erhalten hatten, tut der Abgang von Keeper Benjamin Gommert (geht in die Heimat zum VfB Lübeck) durchaus weh – Eric Domaschke, Neuzugang aus Erfurt, könnte den Schlussmann beerben. Ein schwerer Verlust ist hingegen der des Wirbelwindes Mirco Born, der auf direktem Wege in die 2. Bundesliga zum SV Sandhausen wechselt. Seine über 30 Scorerpunkte wird Meppen im schweren ersten Drittligajahr schmerzlich vermissen.
Der Weltenbummler: Devann Yao
Der SV Meppen besitzt überdies auch den Weltenbummler unter den Transfers in seinen Reihen: Devann Yao kommt vom Berliner AK – nun, das ist noch kein Auszeichnungsgrund. In der Vita des 27-Jährigen stehen jedoch noch einige weitere Vereinsnamen, die allenfalls langjährigen Fußballmanager-Spielern ein Begriff sein können: So etwa Boussu Dour, Francs Borains und La Louviere aus Belgien. Auch für den französischen FC Metz, den italienischen FC Livorno und den schottischen FC St. Mirren hat Yao bereits gekickt. Ipswich Town (England) rundete seine bewegte Karriere ab, ehe er in der deutschen Regionalliga sein Glück fand und vielleicht bald auch die 3. Liga aufmischen wird.
Die sonstige Prominenz
Daniel Keita-Ruel, seit Sommer bei Fortuna Köln unter Vertrag, hat eine bemerkenswerte Rückkehr in den Profifußball hinter sich. Fünf Jahre Haft erhielt er 2011 für mehrfachen bewaffneten Raubüberfall, die Hälfte davon saß er bis 2014 aus. Seinen „größten Fehler“ hat er nun verdaut und es zurück in die 3. Liga geschafft, in der er vor acht Jahren bereits für den Wuppertaler SV gespielt hatte.
Myroslav Slavov, der bald das Trikot des Chemnitzer FC trägt, darf neben diverser Torjäger-Auszeichnungen auch einen neunten Platz bei "Austria‘s Next Topmodel" sowie die Teilnahme am "Bachelor" für sich beanspruchen. Weibliche Fans an der Gellertstraße dürfen sich freuen…
Christian Mauersberger hingegen ist neu beim FSV Zwickau. Er flog einst beim Chemnitzer FC raus, weil er auf Facebook eine Bier-Nominierung vorgenommen hatte