Schon 49 Fehlentscheidungen: Der VAR ist alternativlos

Acht Spieltage sind absolviert, und schon jetzt wurden nach Auswertung von liga3-online.de-Experte Babak Rafati 49 Fehlentscheidungen getroffen. 14 davon allein am vergangenen Wochenende. Spätestens jetzt ist klar: die 3. Liga braucht dringend den Videobeweis. Nicht als Allheilmittel – aber als Instrument, um den Wettbewerb fairer zu gestalten. Ein Kommentar.

"Krasse Fehlentscheidungen"

Tore für 1860, Havelse, Wiesbaden zu Unrecht aberkannt, falsche Elfmeter-Pfiffe für Saarbrücken, Mannheim, Wiesbaden und Aachen, Strafstöße für Saarbrücken, Verl und Regensburg nicht gegeben sowie Gjasula fälschlicherweise Rot gezeigt: Nein, es war kein gutes Wochenende für die Schiedsrichter. Gleich 20 Szenen musste liga3-online.de-Experte Rafati am zurückliegenden Spieltag unter die Lupe nehmen, satte 70 Prozent der Entscheidungen waren falsch. So viele wie schon lange nicht mehr.

Allein bei der Partie zwischen Wehen Wiesbaden und dem 1. FC Saarbücken lag Schiedsrichter Robert Kampka laut Rafati gleich viermal daneben – immerhin ausgeglichen mit jeweils zwei falschen Pfiffen pro Seite. SVWW-Trainer Nils Döring sprach im Nachgang von "krassen Fehlentscheidungen", die nicht passieren dürften. Insgesamt lagen die Unparteiischen den Auswertungen von Rafati zufolge in dieser Saison schon 49 Mal bei Toren, Elfmetern und Platzverweisen falsch. Das macht einen Schnitt von 6,13 Fehlentscheidungen pro Spieltag.

VAR verhindert keine Diskussion, aber klare Fehler

Um die hohe Anzahl an Fehlentscheidungen deutlich zu minimieren, gibt es nur eine Lösung: der VAR. Zwar werden falsche Entscheidungen auch mit dem Videobeweis nicht der Vergangenheit angehören, denn subjektive Einschätzungen und technische Grenzen bleiben. Aber gerade offensichtliche Fehler – wie der unberechtigte Elfmeter für Mannheim oder aberkannte reguläre Tore wie für Havelse oder 1860 – lassen sich durch einen zweiten Blick meist korrigieren. Und genau darum geht es: Den Fußball gerechter zu machen, ohne ihn zu entmenschlichen.

Keine Frage: Die 3. Liga würde mit dem Videobeweis etwas an Emotionalität in den Stadien verlieren, weil etwa Tore durch den VAR wieder einkassiert werden könnten. Gleichwohl darf es in einer Profiliga, wo es um viel Geld und Existenzen geht, nicht sein, dass Spiele durch Fehlentscheidungen entschieden oder zumindest in eine Richtung gelenkt werden.

Auch den Schiris wäre geholfen

Womöglich wäre das Krisenduell zwischen Aue und 1860 am Samstag anders verlaufen, wenn das Tor für die Löwen in der 5. Minute gezählt hätte. Die Führung hätte den Löwen sicherlich Auftrieb gegeben, sodass sie das Spiel vielleicht gewonnen hätten. Dann wären Trainer Patrick Glöckner und Geschäftsführer Christian Werner noch im Amt. Wenngleich zur Wahrheit dazu gehört, dass 1860 die Partie nicht allein aufgrund des verwehrten Treffers verloren hat.

Oft wird zudem übersehen, dass der VAR nicht nur den Vereinen nützt, sondern auch den Unparteiischen selbst. Wer als junger Schiedsrichter in der 3. Liga pfeift, kann durch den VAR wichtige Erfahrungen für höhere Spielklassen sammeln. Gleichzeitig reduziert sich der öffentliche Druck nach Spielen, wenn klar ist, dass zumindest bei spielentscheidenden Szenen eine zusätzliche Kontrollinstanz zur Verfügung steht. Fehlentscheidungen bleiben zwar unangenehm – aber sie sind besser erklärbar und korrigierbar.

Mehr Weitsicht nötig

Natürlich: Die Einführung eines VAR-Systems ist teuer. Infrastruktur, Personal, Technik – all das kostet Geld, das viele Drittligisten ohnehin nicht haben. Doch was ist teurer? Eine gerechte Entscheidung durch technische Hilfe, oder ein unverdienter Abstieg, ein verpasster Aufstieg, verbunden mit Millionen-Verlusten und langfristigen Folgen für Vereine? Diese Abwägung ist nicht einfach, aber notwendig.

Klar ist aber auch: Ein "VAR light" nur mit dem aktuellen Kamerastandard ist keine Lösung, da sich einige Szenen nicht auflösen lassen. Wenn, dann braucht es die große Lösung wie in den Bundesligen. Verbunden aber mit der Maßgabe, dass Entscheidungen deutlich schneller getroffen werden. Gerade bei Abseitsentscheidungen sollte es durch den technischen Fortschritt möglich sein, sofort Klarheit zu haben. Dass minutenlang unklar ist, wie es weitergeht, darf nicht sein.

 

Videobeweis in der 3. Liga?

   

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