Schmidt will "jeden Blutstropfen geben" – Einigung in drei Minuten
Nach vier tor- und sieglosen Spielen ist Dynamo Dresden vom ersten auf den vierten Tabellenplatz zurückgefallen. Die Folge: Markus Kauczinski musste nach der 0:3-Pleite gegen Halle gehen, vorerst bis zum Saisonende übernimmt Alexander Schmidt. Warum der 52-Jährige vom Aufstieg überzeugt ist, erklärte er bei seiner Vorstellung am Dienstagvormittag.
Anruf am Samstagabend
Es musste schnell gehen am Samstag. Angesichts des dichten Terminplans kamen die Verantwortlichen unmittelbar nach der deutlichen Niederlage gegen Halle zusammen, um über die aktuelle Lage zu beraten. "Die Frage war: Was muss gemacht werden, um die maximale Wahrscheinlichkeit zu haben, den Aufstieg zu schaffen?", berichtete Sport-Geschäftsführer Ralf Becker auf der Pressekonferenz am Dienstag. Mit Kauczinski sahen die Verantwortlichen die maximale Wahrscheinlichkeit nicht mehr gegeben und stellten ihn daher frei. "Die Auftritte in Unterhaching und Halle haben uns dazu gebracht, dass wir reagieren mussten. Jetzt war die einzige Möglichkeit, einem neuen Trainer die Gelegenheit zu geben, das Team wenigstens ein paar Tage kennenzulernen", begründete Becker den Blitz-Trainerwechsel.
Und da auch für die Suche nach einem neuen Coach somit nicht viel Zeit blieb, rief der 50-Jährige noch am Abend seinen früheren Kollegen aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart an, wo beide in der Hinrunde der Saison 2015/16 als Scout tätig waren. Innerhalb von drei Minuten sei alles geklärt gewesen. "Wir hatten keine Zeit, groß etwas zu verhandeln", sagte Becker. So kam Schmidt am Sonntagvormittag nach Dresden, absolvierte den vorgeschriebenen Corona-Test und leitete schon am Montagnachmittag seine erste Trainingseinheit.
"Dynamo hat den besten Kader der Liga"
Als der Anruf von Becker kam, habe er "keine Sekunde" überlegen müssen, sondern habe "sofort zugesagt", berichtete Schmidt und sprach von einer "großen Ehre", Dynamo trainieren zu dürfen, die Bedingungen in Dresden seien erstklassig. "Das ist eine Hausnummer." Sein Auftrag ist klar: In den verbleibenden sechs Spielen soll der frühere Türkgücü-Trainer den Aufstieg herbeiführen. Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit keine einfache Aufgabe, doch Schmidt zeigt sich zuversichtlich: "Ich bin von der Mannschaft überzeugt. Sie hat die Qualität, den Aufstieg zu schaffen." Allein: Abrufen konnte sie es in den letzten vier Spielen nicht. Genau daran will der neue Übungsleiter nun ansetzen: "Es geht darum, dass jeder Spiel sein Potenzial abruft. Dynamo hat den besten Kader der Liga – das wollen wir auch auf dem Platz zeigen."
Das erste Training am Montag habe diesbezüglich Hoffnung gemacht: "Die Mannschaft hat einen hungrigen und hervorragenden Eindruck hinterlassen. Ich habe das Gefühl, dass sie diese Sache korrigieren will." Damit das gelingt, "fordere ich Einsatz, Kampf, Wille, Herz ein". Auch die Zweikampfführung sei gerade in der 3. Liga ein wichtiges Thema. Genau diese war Dynamo in den letzten beiden Spielen abgegangen. "Die Mannschaft hat eine gute Power nach vorne. Daran wollen wir anknüpfen."
Alles in eigener Hand
Doch vor allem mit Blick auf die wenigen Trainingsmöglichkeiten in den nächsten Tagen steht für Schmidt auch fest: "Ich darf die Mannschaft nicht überfrachten, viel spielt sich im Kopf ab. Man muss den Jungs Selbstvertrauen geben. Es geht um eine Fokussierung und klare Aufgaben." Was bisher war, spiele keine Rolle mehr: "Auch Spieler, die abgeschrieben waren, haben jetzt wieder eine Chance. Es geht bei null los." Zudem solle jeder das Gefühl bekommen, wichtig zu sein: "Wir müssen als Team funktionieren", so der 52-Jährige. Das einzige Ziel sei es nun, "Dynamo in die 2. Liga zu führen", sagte Schmidt und machte eine Kampfansage: "Dafür werde ich jeden Blutstropfen geben."
Und die Voraussetzungen sind trotz der aktuellen Negativserie nicht schlecht: Schon mit vier Punkten aus den beiden Nachholspielen gegen Duisburg (Mittwoch) und Uerdingen (Samstag) würde Dresden zurück auf einen direkten Aufstiegsplatz springen, zwei Siege würden gar die Tabellenführung bedeuten. "Es ist ein großer Vorteil, dass wir die Dinge selber regeln können", ist sich der gebürtige Augsburger der Ausgangslage bewusst. Um sich optimal auf das Spiel gegen Duisburg vorzubereiten, bezieht die Mannschaft ab Dienstagmittag ein Hotel und wird am Abend auch nochmal im Stadion trainieren. Geht die Mission auf, ist es durchaus denkbar, dass Schmidt auch in der kommenden Saison an der Linie stehen wird. "Selbstverständlich ist alles möglich", sagte Becker. Dass der Vertrag erstmal nur bis zum Saisonende läuft, damit hat der neue Coach kein Problem: "Es ist ein Vertrauensverhältnis." Ob es Dynamo den Aufstieg bringt?