DFB ermittelt gegen Kaufmann: Schiri körperlich angegangen?
Am Dienstag ist Philipp Kaufmann als Sportchef des VfL Osnabrück aufgrund der anhaltenden Talfahrt der letzten Wochen freigestellt worden, ein Nachspiel hat seine Tätigkeit allerdings noch. So hat der Kontrollausschuss des DFB ein Verfahren gegen den 30-Jährigen eingeleitet, weil dieser nach dem Auswärtsspiel in Köln am Sonntagabend den Vierten Offiziellen Nico Dönges körperlich angegangen sein soll.
Übergriff nach Spielende
Wie der DFB unter Berufung auf den Sonderbericht von Schiedsrichter Daniel Bartnitzki meldet, sei der Übergriff erfolgt, als das Schiedsrichterteam das Spielfeld verlassen hatte und sich in die Kabine begeben wollte. Bereits in der Halbzeitpause sei es gegenüber den Unparteiischen zu lautstarken Äußerungen des Schweizers gekommen. Auslöser dürfte der Elfmeter gegen den VfL aus Minute 24 nach einem vermeintlichen Handspiel von Amoako gewesen sein. Denn weil der Verteidiger den Ball lediglich an die Hüfte bekommen hatte, hätte es den Strafstoß nicht geben dürfen. Das bestätigte auch liga3-online.de-Experte Babak Rafati.
Auf Grundlage des vorliegenden Sonderberichts sei Kaufmann vom DFB-Kontrollausschuss schriftlich zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert worden. Im Anschluss werde der Kontrollausschuss über den Fortgang des Verfahrens entscheiden. Der 30-Jährige muss nun mindestens mit einer Geldstrafe rechnen. Kaufmann selbst oder der VfL haben sich bislang nicht geäußert.
"Schockierend und völlig inakzeptabel"
DFB-Schiri-Chef Knut Kircher zeigt sich bestürzt über den Vorfall: "Hier ist eine rote Linie deutlich überschritten worden. Bei allem Verständnis für Emotionen und den Druck, der in den Klubs herrscht: Dass ein Vereinsverantwortlicher jemanden aus dem Schiedsrichterteam körperlich angeht, ist schockierend und völlig inakzeptabel." Ein Geschäftsführer habe "eine klare Vorbildfunktion" und sei mitverantwortlich "für einen fairen und respektvollen Umgang mit den Unparteiischen".
Auch Drittliga-Schiedsrichter-Chef Florian Meyer übt deutliche Kritik: "Wenn nun sogar ein Klubvertreter gegenüber einem Unparteiischen körperlich übergriffig wird, ist das in keiner Weise tolerierbar und scharf zu kritisieren." Der 56-Jährige spricht von eine "fatalen Signalwirkung" auch für den Amateurfußball. "Solche Verhaltensweisen wie auch respektlose öffentliche Äußerungen werden an der Basis schnell übernommen und als relativ normal im Fußball empfunden. Das aber sind sie nicht und dürfen es auch nicht sein."
DFB kündigt Dialog an
Im Zuge der Diskussionen um die Schiedsrichter, die nach Auffassung des DFB in den vergangenen Wochen an Schärfe gewonnen hätten, sei in der vergangenen Woche eine Einladung an die Trainer der Drittligisten zu einem Austausch im Januar 2025 ausgesprochen worden. Darüber hinaus sei Ende Januar ein Treffen der sportlichen Leitungen aus den Klubs der 3. Liga mit dem DFB geplant, an dem auch Vertreter der Schiri GmbH teilnehmen werden, "um ins vertiefende Gespräch zu kommen", wie es heißt.
Meyer betont: "Im Rahmen des Wintertrainingslagers der Drittliga-Schiris wollen wir uns in einem größeren Rahmen offen und fair mit den Trainern austauschen – auch über kritische Dinge. Wir sind jederzeit gesprächsbereit und möchten die Kommunikation weiter intensivieren. Umso enttäuschender ist ein Vorfall wie nach dem Schlusspfiff in Köln. Ein vernünftiger Umgang ist im Sinne des Fußballs auch bei Meinungsverschiedenheiten unerlässlich." Nach Auswertung von Rafati sind in dieser Saison bereits 113 Fehlentscheidungen getroffen worden – ein deutlicher Anstieg gegenüber der letzten Saison. Kritik an der hohen Anzahl an Fehlentscheidungen hatte es zuletzt unter anderem von 1860 München und Waldhof Mannheim gegeben.
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