Schiri-Ärger bei 1860-Pleite: "Das ist schon spielentscheidend"

1:4 in Elversberg verloren, damit die erste Pleite in dieser Saison kassiert und die Tabellenführung an den Aufsteiger verloren: Es war ein Tag zum Vergessen für den TSV 1860 München, der sich nur nicht über die schwache eigene Leistung, sondern auch über drei Schiedsrichter-Entscheidungen ärgerte.

Gerangel in der Coaching-Zone

Er musste lauthals lachen, Jesper Verlaat. Als der 1860-Verteidiger nach Spielende im Interview mit "MagentaSport" die Elfmeter-Szene aus der 34. Minute in der Wiederholung sah, konnte er es kaum fassen. "Da brauchen wir nicht drüber reden. Niemals ist das ein Elfmeter", schimpfte der 26-Jährige. Was war passiert? Elversbergs Maurice Neubauer drang von links in den Strafraum ein, Yannick Deichmann kam hinzu und touchierte den 26-Jährigen leicht, woraufhin dieser zu Fall ging. Schiedsrichter Arne Aarnink gab trotz großer Proteste der Löwen einen Elfmeter, den Thore Jacobsen zum 3:0 verwandelte. "Das ist für mich schon spielentscheidend", merkte Verlaat erbost an. "Entweder du gehst mit einem 0:2 oder 0:3 in die Pause, das ist ein Unterschied. Und wenn du direkt das Anschlusstor machst, kann es nochmal anders laufen."

Zum Anschlusstor kamen die Löwen nach 59 Minuten dann auch, allerdings zählte der Treffer von Joseph Boyamba nicht. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten entschied Aarnink auf Abseits, doch die TV-Bilder zeigen deutlich, dass weder Vorlagengeber Erik Tallig noch Boyamba im Abseits standen. Trainer Michael Köllner, zu diesem Zeitpunkt bereits zum dritten Mal in dieser Saison mit Gelb verwarnt, war mächtig aufgebraucht und gestikulierte wild in Richtung Schiedsrichter, als ein Sicherheitsbeauftragter des DFB mit einer Digitalkamera in die Löwen-Coachingzone kam. Ein kleines Gerangel war die Folge, Köllner schubste den Mann zur Seite und sagte mehrmals gut über die Außenmikrofone hörbar: "Geh weg, was willst du hier?" Sportchef Günther Gorenzel musste einschreiten und die Streithähne trennen. Eine weitere gelbe Karte sah der Löwen-Coach in dieser Situation übrigens nicht.

Für Ärger sorgte nach 27 Minuten auch das 2:0 für Elversberg. "Dem Tor ging ein Foulspiel voraus", monierte Kapitän Stefan Lex und meinte damit den robusten Einsatz von Torschütze Lukas Pinkert gegen Fabian Greilinger, der dabei zu Boden ging. Anschließend hatte Pinckert nur noch Torhüter Hiller vor sich und keine Probleme mehr damit, den Ball im Tor unterzubringen.

"Haben verdient verloren"

Doch so groß der Ärger über die Entscheidungen auch war: Zur Wahrheit gehört auch, dass die Löwen einen gebrauchten Tag erwischten und eine über weite Strecken schwache Leistung zeigten. "Wir haben verdient verloren und viele Kleinigkeiten nicht hinbekommen", sagte Gorenzel, der sich nach Spielende anstelle von Köllner bei "MagentaSport" äußerte. Eine dieser Kleinigkeiten sei die Spielverlagerung in den ersten 20 Minuten gewesen, so der Österreicher. Aber auch offensiv lief nicht viel zusammen, erst in der 40. Minute kamen die Löwen zur ersten Chance. Gorenzel zufolge sei 1860 in vielen Situationen "zu schlampig" gewesen und habe viele Angriffe im eigenen Ballbesitz hergeschenkt.

Auch Verlaat fand deutliche Worte zum Auftritt des bisherigen Tabellenführers: "Die erste Halbzeit haben wir komplett verschlafen, kamen gefühlt in jedem Zweikampf zu spät und sind nicht in die Ballpassagen gekommen. Gefühlt ist alles gegen uns gelaufen." Schon nach 34 Minuten stand es nach Treffern von Rochelt (12.), Pinckert (27.) und Jacobsen (34.) 0:3, nach 71 Minuten legte Schnellbacher dann sogar noch den vierten Elversberger Treffer nach. Der Anschlusstreffer von Boyamba in der 78. Minute – dieses Mal zählte er – kam zu spät. Man könne zwar mal verlieren, "aber so? Es ist sehr bitter und tut extrem weh", haderte Verlaat.

Gorenzel trotz Pleite zuversichtlich

Die Tabellenführung ist 1860 nun erstmal los. "Es war klar, dass wir nicht 30 Spieltage durch die Liga marschieren werden", sagte Gorenzel und blickte trotz der ersten Niederlage zuversichtlich auf die kommenden Aufgaben: "Ich bin überzeugt davon, dass die Mannschaft daraus lernen und es nächsten Freitag besser machen wird." Dann gastiert mit Erzgebirge Aue das aktuelle Schlusslicht im Grünwalder Stadion.

"Der Trainer wird die richtigen Dinge ansprechen", spielte Gorenzel den Ball zu Köllner, der auf der Pressekonferenz von einer "sehr, sehr schlechten ersten Halbzeit" sprach. "In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser drin, konnte das Spiel aber nicht mehr drehen und haben verdient verloren." Dennoch werde 1860 die Niederlage nicht umhauen. "Die Mannschaft wird daran nicht zerbrechen", ist sich der Löwen-Coach sicher. Auf die strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen und das Gerangel in der Coaching-Zone ging der Oberpfälzer nicht ein, ohnehin wirkte er noch ziemlich aufgewühlt. "Wir lassen das Spiel jetzt erst mal sacken und werden uns dann in aller Ruhe im Detail damit auseinandersetzen."

   
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