Schiele: "Die Tradition in Braunschweig ist zu spüren“
Im Interview mit liga3-online.de spricht Eintracht-Trainer Michael Schiele über seinen Start bei den Löwen, die Zwangspause in der 3. Liga und eine mögliche Rückkehr in das Unterhaus der Bundesliga.
"Gut die Kurve bekommen"
liga3-online.de: Die ersten Begegnungen in der 3. Liga sind absolviert. Nach dem Start mit nur einem Punkt aus zwei Spielen hat Ihre Mannschaft in den restlichen vier Partien zehn von zwölf Punkten eingefahren. Sind Sie zufrieden, Herr Schiele?
Michael Schiele: Wenn man sich zum jetzigen Zeitpunkt die Tabelle und die Punkteausbeute anschaut, können wir mit unserer Platzierung zufrieden sein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir gut die Kurve bekommen. Dabei haben wir vor allem gute Mannschaftsleistungen gezeigt, auf die wir in den kommenden Spielen aufbauen können. Besonders nach der 0:4-Niederlage gegen Viktoria Berlin haben wir unsere Spielweise hinterfragt und sind auf eine größere Mängelliste gestoßen. Daraus haben wir aber anscheinend die richtigen Schlüsse gezogen. In den zurückliegenden Spielen haben wir eine andere Herangehensweise gewählt und dadurch viel weniger zugelassen, was sich mit nur einem Gegentor aus vier Partien bemerkbar macht.
Sie haben die Braunschweiger Löwen nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga übernommen und einen fast komplett neuen Kader vorgefunden. Mit Philipp Strompf haben Sie kurz vor dem Ende der Transferperiode noch einen Innenverteidiger verpflichtet. Sind Sie einverstanden mit dem neuen Kader?
Wir haben größtes Vertrauen in unsere Mannschaft. Der Kader sieht so aus, wie wir uns ihn vorgestellt haben. Es war von Beginn an klar, dass die Kaderzusammenstellung etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Aktuell stehen mit Luc Ihorst, Benjamin Girth und Sebastian Müller verletzungsbedingt gleich drei Offensivkräfte nicht zur Verfügung. Wir haben uns aber bewusst dagegen entschieden, einen weiteren Angreifer zu verpflichten. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie in der Lage ist, solche Ausfälle aufzufangen. Mit Philipp Strompf haben wir einen entwicklungsfähigen, jungen Verteidiger dazu geholt. Nun werden wir die Lage beobachten und bei Bedarf im Winter noch einmal nachlegen.
Auffällig ist, dass Ihr Kader sehr jung ist. Wollen Sie bei Eintracht Braunschweig langfristig etwas aufbauen?
Auf jeden Fall. Das ist in unserem Zwei-Jahres-Plan so vorgesehen. Für eine langfristige Entwicklung bringt es nicht viel, ausschließlich auf 34-jährige Routiniers zu bauen. Wir haben uns gezielt junge entwicklungsfähige Spieler ausgesucht, die gemeinsam mit uns den Weg gehen wollen und zu unserer Spielphilosophie passen. Aber auch die gestandenen Profis wollen wir stärker machen. Da ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Nach dem jüngsten 4:1-Erfolg am Dienstag im Landespokal beim Nord-Regionalligisten VfB Oldenburg darf Ihre Mannschaft am Wochenende eine Pause einlegen. Das Spiel beim SC Freiburg II wurde verlegt, weil die Freiburger Spieler für die Nationalmannschaften abstellen müssen. Passt Ihnen die Auszeit zum jetzigen Zeitpunkt?
Da bin ich ein wenig hin- und hergerissen. Zum einen bekommen wir etwas Zeit, damit sich unsere verletzten Spieler wieder regenerieren können. Andererseits müssen wir das Spiel Ende September nachholen, sodass wir erneut mehrere Englische Wochen vor der Brust haben.
"Mal ganz gut, durschnaufen zu können"
Was haben Sie sich für das spielfreie Wochenende mit der Mannschaft vorgenommen?
Da wir unter der Woche bereits das Pokalspiel in Oldenburg hatten, haben wir uns bewusst gegen ein Testspiel entschieden. Es tut uns vielleicht mal ganz gut, den Spieltag von der Couch aus zu beobachten und kurz durschnaufen zu können. Bis dahin stehen einige individuelle Trainingseinheiten auf dem Programm und in der kommenden Woche haben wir uns vorgenommen, im athletischen Bereich zu arbeiten.
Als Zweitliga-Absteiger steht Ihre Mannschaft auf dem Zettel der möglichen Aufstiegskandidaten ganz weit oben. Sehen Sie sich in dieser Rolle?
Da haben die übrigen Trainer mit uns einen Klub gefunden, dem sie die Favoritenrolle zuschieben können (lacht). Wir haben den Aufstieg in dieser Saison nicht als Ziel ausgegeben. Wir wollen am Ende einen Platz zwischen sechs und acht erreichen und so lange wie möglich oben mitmischen. Ich gehe aber davon aus, dass sich bereits Stück für Stück der Kreis der Aufstiegsanwärter verkleinern wird.
Mit den Würzburger Kickers haben Sie bewiesen, dass Sie dazu in der Lage sind, den Aufstieg zu realisieren. Hilft diese Erfahrung nun auch bei der Eintracht?
Die Voraussetzungen der beiden Teams sind kaum miteinander vergleichbar. Hier in Braunschweig ist die Tradition förmlich zu spüren. Die Fans im Stadion bringen eine geballte Power mit. Es ist schön, Fans im Rücken zu haben, die einer möglichen Rückkehr in die 2. Bundesliga entgegenfiebern. In Würzburg hatte kaum jemand mit dem Aufstieg gerechnet. Wir hatten aber eine tolle Bindung zur Mannschaft und es hat sich über die Saison etwas entwickelt. Von daher war der Aufstieg sehr emotional und die Erfahrungen, die ich bei den Kickers in der Saison gemacht habe, nehme ich natürlich mit und lasse sie einfließen.
Sie haben einen Vertrag bis 2023 unterschrieben. Was haben Sie sich für Ihre Zeit in Braunschweig vorgenommen?
Meine Ziele decken sich mit denen des Vereins. Wir wollen die junge Mannschaft weiterentwickeln und innerhalb unseres Zwei-Jahres-Plans an der Tür zur 2. Bundesliga klopfen. Wir wollen den Wiederaufstieg schaffen. Eintracht Braunschweig ist ein großartiger Verein, der in die 2. Bundesliga gehört.