Paderborn: Einen Punkt erkämpft oder zwei Zähler verloren?
Mit einen 1:1 beim Halleschen FC trat der SC Paderborn am späten Mittwochabend die Heimreise gen Ostwestfalen an. Angesichts der Tatsache, dass der SCP rund 70 Minuten in Unterzahl spielen musste, kann man von einem gewonnen Punkt sprechen. Betrachtet man jedoch die Gesamtsituation, gingen zwei Zähler verloren. Ein Kommentar.
Zwei dicke Überraschungen und ein Torwartproblem
War es ein Experiment oder die letzte Patrone? Auf gleich sieben Positionen hatte Trainer Stefan Emmerling die Startelf im Vergleich zum 1:2 gegen Großaspach verändert und dabei für einige Überraschungen gesorgt. So musste Stammkeeper Lukas Kruse auf der Bank Platz nehmen und Michael Ratajczak den Vortritt lassen – es war das erste Liga-Spiel des 34-Jährigen seit Mai 2016. Die zweite dicke Überraschung: Youngster Aykut Soyak stand zum ersten Mal überhaupt in der Startelf. Während sich die Hereinnahme des 21-Jährigen bereits nach sieben Minuten in Form des Führungstreffers bezahlt machte, rächte sich die Ratajczak-Nominierung umgehend. Nach einem Fehler von Lukas Boeder kam der 34-Jährige aus dem Kasten und spielte den Ball in der 21. Minute außerhalb des Strafraums mit der Hand. Rot! Abgesehen von der Frage, ob einem so erfahrenen Keeper (112 Zweitliga-Spiele) ein Fehler dieser Art passieren darf, hat sich der SCP nun ein unnötiges Torwartproblem geschaffen. Denn da Ratajczak für zwei Spiele gesperrt wurde, können die Ostwestfalen in den Partien gegen Frankfurt und Aalen im Zweifel nur noch auf den erst 19-jährigen Jonas Brammen auf der Bank zurückgreifen. Ein Risiko!
Sechs Punkte fehlen
Nach dem Platzverweis sah sich Paderborn mehreren Angriffen des HFC ausgesetzt und kassierte folgerichtig den Ausgleich. Trotz der Unterzahl versteckte sich der SC aber nicht und erspielte sich ebenfalls einige Chance. Letztlich blieb es beim 1:1, mit dem die Ostwestfalen weiterhin den vorletzten Tabellenplatz belegen. Wie schon am vergangenen Samstag gegen Großaspach reichte eine frühe Führung nicht zum Sieg. Der Punktgewinn in Halle geht aufgrund der 70-minütigen Unterzahl zwar in Ordnung, bringt die seit zehn Spielen sieglose Emmerling-Elf aber in der Tabelle nicht weiter. Noch immer liegt der Zweitliga-Absteiger sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer – die überaus schlechte Tordifferenz ist eine zusätzlich Hypothek. Mit einem Sieg in Halle hätte Paderborn den Abstand auf vier Zähler verkürzen können und wäre mit weiteren drei Punkten gegen den FSV Frankfurt am kommenden Samstag innerhalb weniger Tage wieder mitten im Geschäft gewesen. Doch der Konjunktiv zeigt an: Der SCP ist weiterhin ein ordentliches Stück vom Klassenerhalt entfernt. Um die 45-Punkte-Marke zu erreichen, müssen nach wie vor fünf Siege her. Problem nur: Allmählich gehen den Ostwestfalen die Spiele aus. Platzt auch gegen Frankfurt der Knoten nicht, könnte der Zug bei dann nur noch sechs ausstehenden Partien schon abgefahren sein – trotz des für die Moral wertvollen Unentschiedens in Halle. Weil eben die Siege ausbleiben.